Olympia:340 Millionen Dollar Vorschuss

Los Angeles Sommerspiele 2028

Freut sich über frische Millionen: Los Angeles' Bürgermeister Eric Garcetti (re.)

(Foto: dpa)
  • "Sie machen es finanziell für uns so attraktiv, dass wir dumm wären, nicht auf 2028 auszuweichen", sagt Los Angeles' Bürgermeister Eric Garcetti über den Deal mit dem Internationalen Olympischen Komitee.
  • Die Organisatoren rechnen derzeit mit Kosten von 5,3 Milliarden und einem Gewinn von 437 Millionen Dollar.
  • Die Vereinbarung verdeutlicht, wie sehr das IOC von seinem jahrzehntelang gepflegten Selbstverständnis abgewichen ist. Und wie sehr es schöne Bilder von schönen Ausrichterstätten braucht.
  • Die Einzigartigkeit der Bewerbung von Los Angeles liegt darin, dass die meisten Sportstätten bereits existieren oder unabhängig von Olympischen Spielen gebaut werden.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Ein abgetrennter Pferdekopf wird nicht erwähnt in der 46 Seiten langen Vereinbarung zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und Los Angeles, dafür aber sehr viele Zahlen mit sehr vielen Nullen. IOC-Präsident Thomas Bach würde auch nie von einem Angebot sprechen, das die Stadt an der Westküste der USA nicht ablehnen kann, so wie es der Mafiaboss Vito Corleone im Film "Der Pate" signalisiert hat, als er besagten Pferdekopf im Bett eines Rivalen deponierte. Bach verwendete am Montag lieber seine Lieblingsfloskel von der "Win-win-win-Situation": Paris wird bei der Doppelvergabe auf dem IOC-Konvent am 13. September in Lima mit der Austragung der Olympischen Sommerspiele 2024 beauftragt, Los Angeles ist dann vier Jahre später dran.

Natürlich klingt das nach allgemeiner Glückseligkeit, wenn beide Städte die Spiele auf dem Silbertablett serviert bekommen und das IOC seine wichtigsten Veranstaltungen nicht mehr an einen Urlaubsort russischer Oligarchen (Sotschi 2014), eine Retortensiedlung in Südkorea (Pyeongchang 2018) oder eine nun wahrlich nicht für Wintersport berühmte Stadt (Peking 2022) vergeben muss, sondern zwei respektable Metropolen präsentieren darf. Alles, was es nach zähen Verhandlungen dafür brauchte, war ein Angebot, das Los Angeles nicht ausschlagen konnte.

"Sie machen es finanziell für uns so attraktiv, dass wir dumm wären, nicht auf 2028 auszuweichen", sagte Bürgermeister Eric Garcetti. Die Vereinbarung verdeutlicht, wie sehr das IOC von seinem jahrzehntelang gepflegten Selbstverständnis abgewichen ist, Kandidaten in einen Bieterwettstreit zu treiben und dann nach eher undurchsichtigen Kriterien einen Gewinner zu küren. Es gab ja nach dem Rückzug von Hamburg, Rom, Budapest und Boston ohnehin nur noch zwei Bewerber um die Spiele 2024: Der eine wollte aufgrund von vorgesehenen Baumaßnahmen keinesfalls nach hinten ausweichen, der andere nicht als Verlierer dastehen. Das IOC erklärt nun beide Städte zu Siegern, weil es beide ganz dringend braucht.

"Laut unserem Plan kommen auf die Steuerzahler keine Kosten zu", verspricht Bürgermeister Garcetti

Die wichtigsten Zahlen mit den vielen Nullen: Los Angeles erhält einen Vorschuss von 180 Millionen Dollar für die Organisation und 160 Millionen Dollar für die Jugendförderung - so was wird gewöhnlich erst nach den Spielen gezahlt. "Ich wollte, dass die Bürger der Stadt sofort was von diesen Spielen haben und nicht erst in elf Jahren", sagt Garcetti: "Die Begeisterung soll von jetzt an spürbar sein, jedes Kind in dieser Stadt soll möglichst kostenlos Sport treiben können." Insgesamt wird das IOC die Spiele in Los Angeles mit mindestens 1,8 Milliarden Dollar bezuschussen, es könnten abhängig von den Einnahmen aus TV-Verträgen und Sponsoren-Vereinbarungen auch zwei Milliarden werden. Das wären 500 Millionen Dollar mehr, als Rio de Janeiro für die Spiele 2016 bekommen hat.

Los Angeles darf zudem Verträge mit eigenen Sponsoren abschließen, so diese nicht mit den Partnern des IOC konkurrieren. Diese Einnahmen darf die Stadt ebenso behalten wie die Erlöse aus dem Verkauf von Tickets und Souvenirs. Die wichtigsten Zahlen in dieser Vereinbarung sind jedoch keine Milliarden oder Millionen, sondern zwei Nullen. "Laut unserem Plan kommen auf die Steuerzahler keinerlei Kosten zu, die Spiele werden komplett privat finanziert", verspricht Garcetti. Sollte die Veranstaltung Gewinn abwerfen, so wie die bislang einzigen profitablen Spiele in Los Angeles 1984, bekommt das IOC keinen Cent: 20 Prozent würden ans Nationale Olympische Komitee der USA gehen, 80 Prozent an Los Angeles. Die Organisatoren rechnen derzeit mit Kosten von 5,3 Milliarden und einem Gewinn von 437 Millionen Dollar.

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