Olympia 2010 in Vancouver:Begossene Biathleten

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Regen und Schnee sorgen für ein irreguläres Sprint-Rennen. Die Deutschen kommen wie viele andere Favoriten weit abgeschlagen ins Ziel. Der Franzose Jay profitiert von der Wetter-Lotterie.

Die deutschen Biathleten sind im Wetterchaos von Whistler mit dem schwächsten Olympia-Auftakt der Geschichte baden gegangen. In einem Rennen, das über die Startnummern entschieden wurde, landete Christoph Stephan als bester Deutscher auf Platz 19, der dreimalige Olympiasieger Michael Greis wurde 21. Nur die ersten zehn Läufer hatten beim 10-km-Sprint eine Chance - Gold gewann der glückliche Franzose Vincent Jay mit Nummer sechs.

"Es war ein ganz schlechter Tag" - Michael Greis. (Foto: Foto: AP)

"Das war ein irreguläres Rennen, aber wir sind halt eine Outdoor-Sportart und hatten heute kein Glück", sagte Bundestrainer Frank Ullrich am Tag nach dem Silberlauf von Magdalena Neuner: "Wir hatten bei diesen Bedingungen keine Chance und konnten nur Schadensbegrenzung betreiben. Stephan ist sehr gut gelaufen und hätte hier bei gutem Wetter ein großes Ding durchziehen können."

Nur Michael Greis hatte sich in die erste Startgruppe einordnen lassen, doch seine 31 war auch schon zu hoch. Mit Rennbeginn begann es zu regnen, später zu schneien, die Bedingungen wurden im stumpfen Weiß nach hinten heraus immer schlechter.

Greis kam zwar noch mit einer guten Zwischenzeit zum Liegendschießen, ließ dann aber die letzte Scheibe stehen. "Es hat nicht sollen sein, es war ein ganz schlechter Tag", sagte Greis, der aber wie seine drei Teamkollegen den Blick lieber nach vorne richten wollte: "Das ist für den Verfolger nicht so gut, aber es hilft nicht, da jetzt nachzuhängen. Man kann sowieso nichts mehr machen."

Beim Stehendschießen waren im dichten Schneeregen die Scheiben fast nicht mehr zu erkennen, Greis hatte wie so viele Favoriten keine Chance und kam mit 1:48,2 Minuten Rückstand auf den Sieger ins Ziel. Fünf Sekunden besser war mit großem Kampfgeist noch der weiter hinten gestartete Christoph Stephan. Andreas Birnbacher und Arnd Peiffer versanken trotz besserer Schießleistungen regelrecht im Tiefschnee.

Vor vier Jahren hatte Greis zum Olympia-Auftakt noch Gold über 20 km gewonnen. Damals in San Sicario stand auch im Sprint in Sven Fischer ein Deutscher ganz oben. Der jetzige TV-Experte hatte vor dem Rennen gesagt: "Bei dem Wetter hat Björndalen die besten Karten." Fischer irrte sich - der fünfmalige Olympiasieger und Topfavorit Ole Einar Björndalen (Norwegen) verschenkte schon beim ersten Schießen mit drei Fehlern alle Chancen und war am Ende nur zwei Sekunden besser als Stephan.

Der glückliche Sieger Jay hatte vor einem Jahr beim Olympiatest an gleicher Stelle seinen ersten Weltcupsieg gefeiert. Silber gewann mit 12,2 Sekunden Rückstand in Emil Hegle Svendsen (Norwegen/Starnummer 10) einer der Favoriten, Dritter wurde Außenseiter Jakov Fak (Kroatien/Startnummer 4).

Am Dienstag besteht für die deutschen Pechvögel im Jagdrennen die Chance zur Wiedergutmachung, allerdings sind die Rückstande nach vorn nach dem Debakel im Sprint schon sehr groß. Magdalena Neuner hat am Dienstag im Jagdrennen ihre zweite Goldchance - dann will sie die 1,5 Sekunden auf Olympiasiegerin Anastasia Kusmina (Slowakei) aufholen.

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