Österreichs Nationalteam:Immerhin schneller als die Deutschen

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Unwesentlich fixer als Florian Wirtz: Christoph Baumgartner läuft gegen die Slowakei einfach vom Anstoß an los und trifft nach sieben Sekunden. (Foto: David W Cerny/Reuters)

Christoph Baumgartner stellt gegen die Slowakei einen Weltrekord für das schnellste Länderspieltor auf - und verdeckt somit ein wenig den Blick auf die Probleme bei den Österreichern, wo die Ergebnisse zwar stimmen, aber wichtige Spieler fehlen.

Von Felix Haselsteiner

An den meisten Wintertagen sind 1,6 Sekunden Vorsprung auf einen deutschen Sportler in Österreich nicht allzu viele Berichte wert. Im Reich der Hundertstelsekunden, auf den Abfahrts- und Slalomstrecken im Weltcup, findet man sich mit einem derartigen Rückstand im Niemandsland der Ranglisten wider, deutsche Athleten finden in solchen Fällen keine Erwähnung in den rot-weiß-roten Gazetten. Nur: Es ging an diesem Spätwinter-Samstag um Ereignisse vom Fußball. Und es stellte sich heraus: Auch dort zählt jetzt jede Hundertstelsekunde Vorsprung.

Der neue Rekord für das schnellste Tor in einem Länderspiel nämlich wird seit Samstag von Christoph Baumgartner gehalten und nicht etwa von Florian Wirtz. Der traf gegen Frankreich etwa 1,6 Sekunden später, womit er ab sofort nur den Landesrekord in Deutschland hält - und sich aus Österreich in den sozialen Medien eher Späße über seine erschreckende Langsamkeit anhören durfte.

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Einig waren sich beide immerhin darin, dass es kein Zufall war. "Wir haben diese Variante schon öfters gemacht, vom Anstoß aus volles Risiko wegzusprinten. Es ist sich von der Schrittfolge irgendwie so ausgegangen, dass ich den Lauf gekommen bin", sagte Baumgartner nach dem Spiel über sein Tor, bei dem er - anders als Wirtz - gar ohne Passgeber auskam. Vom Anstoßpunkt weg dribbelte der Leipziger durch die Reihen der slowakischen Abwehrspieler, schloss flach ins Eck ab und erzielte somit den Türöffner an einem Abend, der dennoch eher gemischte Gefühle bei den Österreichern zurückließ.

Durchaus spürbar nämlich war beim 2:0 der Österreicher in Bratislava, dass da eine gezwungenermaßen veränderte österreichische Mannschaft auflief. Im Vergleich zum triumphalen 2:0-Sieg über Deutschland im vergangenen November in Wien fehlten in David Alaba, Philipp Lienhart, Sasa Kalajdzic und Marko Arnautovic vier potenzielle Stammspieler, dafür gab in der Innenverteidigung der 20-jährige Leopold Querfeld von Rapid Wien sein Debüt. Lienhart und Arnautovic immerhin sollen bis zum EM-Start am 17. Juni wieder fit sein, bei Alaba dürfte es nach aktuellem Stand der Dinge nach seinem Kreuzbandriss Ende Dezember kaum reichen - zumindest nicht für Spielpraxis vor dem Turnier.

Alaba wird nach seinem Kreuzbandriss kaum rechtzeitig zur EM wieder fit werden

Das Knie der Nation also wird die Hoffnungen auf eine Überraschung beim Nachbarn innerhalb der österreichischen Nationalmannschaft bestimmen, weil dem ÖFB ohne Alaba nicht nur fußballerische Klasse, sondern auch eine von Real Madrid importierte mentale Sicherheit fehlt, die das Team von Ralf Rangnick zuletzt ausgezeichnet hatte. "Viele unerzwungene Fehler" sah der Teamchef dementsprechend gegen die Slowakei, aber auch ein paar Empfehlungen für höhere Aufgaben.

In Abwesenheit der größten Namen innerhalb des Kaders sind es vor allem Baumgartner und Michael Gregoritsch, die die Offensive organisieren sollen; zudem der 32-jährige Andreas Weimann, der inzwischen in Diensten von West Bromwich Albion in der zweiten englischen Liga schon seine gesamte Karriere über etwas unter dem Radar Fußball spielt. Nur drei Spieler haben in ihrer Karriere mehr Spiele in der Championship absolviert als Weimann, der mit dem Nationalteam eine Art On-Off-Beziehung führt: Seit seinem Debüt 2012 hat er 21 Spiele im Nationaltrikot absolviert, teils mit jahrelangen Unterbrechungen.

Gegen die Slowakei erzielte Weimann kurz vor Schluss das zweite Tor des Tages und bestätigte so nach einer "deutlich besseren" zweiten Halbzeit (Rangnick) eine Erkenntnis über die Österreicher wenige Monate vor der Europameisterschaft: Auch ohne zahlreiche Topspieler und allzu viel fußballerische Brillanz stimmen zumindest die Ergebnisse.

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