Niederlage in der Champions League:Schalke erleidet Motorschaden

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Ball ins Gesicht: Benedikt Höwedes. (Foto: dpa)

Sporting Lissabon schickt den FC Schalke mit 2:4 zurück nach Deutschland. Die Gelsenkirchener agieren zu grau für die Champions League - diesmal hilft auch der Schiedsrichter nicht.

Von Philipp Selldorf, Lissabon

Voll war's auf den Rängen des José-Alvalade-Stadions - allerdings nur im Schalker Fanblock. Ansonsten blieben viele der bunten Sitzschalen leer. Dabei hatten die Portugiesen doch angeblich Rache geschworen für das Hinspiel vor zwei Wochen, in dem Schalke durch die falsche Elfmeter-Entscheidung des russischen Referees 4:3 gewonnen hatte. Ehrenpräsident Gerhard Rehberg hatte zwar beim Bankett mit den Sporting-Funktionären versichert: "Wir haben Putin nicht eingeschaltet." Die einheimischen Fans pfiffen den italienischen Schiedsrichter Paolo Tagliavento zunächst aber trotzdem bei jeder Gelegenheit aus - und die Schalker sowieso.

Der Unparteiische spielte ansonsten keine wesentliche Rolle, und der nachtragende Ärger der Portugiesen wandelte sich in Freude. Sie nahmen sportlich Revanche - und schickten Schalke mit einer 2:4 (1:1)- Niederlage nach Hause, die sich die Gäste auch redlich verdient hatten. Sporting zeigte das reifere und komplettere Spiel, Schalke konnte gute Ansätze und eine frühe 1:0-Führung nicht zu gleichwertiger Gegenwehr nutzen. Insgesamt blieb der Auftritt grau - zu wenig für höhere Champions-League-Ansprüche. "Wir hatten heute auch nicht das Schiedsrichter-Glück auf unserer Seite. Wir hätten zwei Elfmeter kriegen müssen", sagte Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes, bevor er einräumte: "Aber wir haben die Tore zu leicht weggeschenkt und blöd verloren."

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Schalke - ohne den genesenen, aber vom Trainer nicht für fit befundenen Boateng - zeigte mehr Haltung als zuletzt, von der Vorsicht und Verzagtheit der jüngsten Auftritte war keine Spur. Die Mittelfeldreihe zog sich auch nicht tief in die eigene Hälfte zurück, wenn Sporting den Ball führte, sie attackierte den Gegner nach Möglichkeit konzertiert jenseits der Mittellinie. So ergab sich ohne Vorworte eine offene Partie.

Ersten Lissaboner Torchancen durch João Marío und Cedric setzten die Schalker die Führung entgegen, Choupo-Moting kam zwar nicht an den Ball, aber der algerische Stürmerkollege Slimani verlängerte einen Freistoß von Aogo (17. Minute) ins eigene Netz. Bevor sich die Gäste es mit der Führung gemütlich machen konnten, fiel der Ausgleich (26.). Wieder ein Freistoß, die gesamte Deckung schien dem Schützen (Sarr) Platz gemacht zu haben.

Di Matteo forcierte die Offensive

Mit dem 1:1 übernahm Sporting das Spiel. Für ihre Angriffe nutzten sie mit Vorliebe den rechten Flügel, der von Fuchs auffallend ungenügend gesichert wurde, zumal er für ein klassisches Fuchs-Foul (beidhändiges Halten) bereits nach 18 Minuten verwarnt worden war. Regelmäßig sah sich Fährmann einem Mann in Grün-Weiß gegenüber, der Zwei-Meter-Torwart bildete aber jedes Mal einen menschlichen Schutzschild fürs Schalker Tor. Auf der Gegenseite hatte der munter agierende Meyer nach verblüffend filigraner Kombination über vier Stationen eine gute Gelegenheit, schoss aber, von zwei Verteidigern bedrängt, drüber.

Zur zweiten Hälfte brachten die Schalker das Spiel wieder ins Gleichgewicht, trotzdem lagen sie plötzlich 1:2 zurück (52.). Jefferson traf unvermittelt mit einem scharfen Schuss aus halblinker Position ins Eck. Nun waren die Schalker gefordert, die Initiative zu nehmen, was ihnen mit einigem Anlauf auch gelang. Nach Huntelaars feiner Absatzkick-Vorlage stand das Tor für Obasi weit offen - doch der Rechtsaußen ließ sich den Ball von Torwart Patricio von den Füßen nehmen (66.).

Di Matteo forcierte die Offensive, nahm Boateng und Sam hinein, Meyer aber seltsamerweise heraus. Die Antwort gab Sporting. Der eingewechselte Carrillo ließ Fuchs stehen, als ob dieser einen Motorschaden hätte, dann schob er den Ball durch den Strafraum zu Nani, der leichthin vollendete. Aogo verschönerte das Bild vorübergehend, ehe Slimani einen Konter gegen die vollends aufgerückten Schalker zum 4:2 nutzte.

© SZ vom 06.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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