Golferin Nelly Korda:Auf dem Weg zu einem Rekord

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Nelly Korda mit der Pokal-Silberware bei der Chevron Championship: Sie hat nun fünf Golf-Titel hintereinander geholt. (Foto: ANDY LYONS/Getty Images via AFP)

Beim ersten Major-Turnier des Jahres gewinnt Nelly Korda ihren fünften Titel nacheinander, als erst dritte Spielerin auf der LPGA-Tour. Sie offenbart, was ihre berühmte Familie damit zu tun hat.

Von Felix Haselsteiner

Alle möglichen körperlichen und seelischen Zustände beschrieb Nelly Korda, die sie über diesen geschichtsträchtigen Sonntag begleitet hatten. Unheimlich nervös sei sie gewesen, schon am Anfang ihrer Finalrunde bei der Chevron Championship, dem ersten Major-Turnier des Jahres im Frauengolf. Dann wurde ihr im Laufe der Runde immer wieder schlecht vor Anspannung, dazu kam die Ungeduld in der "längsten Golfrunde meines gesamten Lebens". Und dann, etwas später, wurde Korda auch noch ziemlich kalt. Es fröstelte sie nach einem Sprung ins Wasser so sehr, dass der Hauptsponsor ihr einen Bademantel reichte, in dem sie allerdings nicht mehr Golf spielen musste: Korda gab in dieser etwas ungewöhnlichen Robe ihr Siegerinterview.

Einige Erfahrungen hat sie in dieser Disziplin in den vergangenen Wochen gesammelt, auf dem Weg zur Einstellung eines Rekordes, der im Golf Seltenheitswert besitzt. Nach Nancy Lopez 1978 und Annika Sörenstram 2004/2005 ist Korda nun die dritte Spielerin, die fünfmal hintereinander auf der LPGA-Tour gewinnen konnte. Solche Serien kommen in Teamsportarten vor, manchmal auch im Tennis wie bei der Polin Iga Swiatek. Aber im Golf, einem Sport, den manche exzellente Spielerinnen und Spieler ihr ganzes Leben lang betreiben, ohne auch nur ein einziges Turnier zu gewinnen, ist eine derartige Statistik äußerst bemerkenswert.

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Man fragt also Korda seit einigen Wochen, wie sie das genau bewerkstelligt - und bekommt in der Regel zwei Antworten. Die eine ist: "Keep it simple." Sowohl ihr Schwung als auch ihre Herangehensweise sind von einer angenehmen Einfachheit geprägt. Die 25-Jährige ist keine Sportlerin mit experimenteller Natur, sondern verlässt sich auf die simplen Prinzipien, die ein Golfturnier in 72 einzelne Löcher unterteilen - und am besten denkt man jedes davon für sich. Das klingt nach einer einfachen Logik, erfordert allerdings höchste Disziplin: Der ganze Sport ist schließlich darauf ausgerichtet, mit Wasserhindernissen, Sandbunkern, Bäumen, Anzeigetafeln, Zuschauern und allem Möglichen Ablenkungen zu schaffen.

Kordas Vater "hatte eigentlich ein Major-Verbot" - diesmal war er aber mit dabei

Diese ignoriert die US-Amerikanerin weitgehend, spielt nicht nur besser, sondern auch schneller als ihre Konkurrentinnen wie die Deutsche Esther Henseleit, die immerhin starke Siebte wurde. Korda versucht bewusst, nicht allzu viel nachzudenken und abzuschweifen - und vertraut damit auf ein Rezept, das aus ihrer "Bubble" stammt. Die Blase, mit der sie sich während Turnieren umgibt und aus der sie dann für einige Tage nicht herausgeht, besteht aus ihrem Caddie Jason McDede, ihrem Trainerteam und wahlweise einem Mitglied oder mehreren Mitgliedern einer der erfolgreichsten Sportlerfamilien der Welt - ihr Vater Petr Korda war einst die Nummer zwei der Tennis-Weltrangliste, ihre Mutter Regina die Nummer 26, ihr jüngerer Bruder Sebastian ist ebenfalls Tennisprofi und die fünf Jahre ältere Schwester Jessica hat als Golferin schon sechs LPGA-Titel gewonnen.

Diesmal, in Texas, war ihr Vater Petr Korda dabei, in den vergangenen Jahren ein eher seltener Gast bei Major-Turnieren im Golf. "Er hatte eigentlich ein Major-Verbot, weil ich meinen ersten Titel damals gewonnen habe, als nur meine Mutter mit mir unterwegs war", sagte Nelly Korda im Bademantel, als sie ihrer Familie für die große Unterstützung dankte - und dann nach vorne blickte. Am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das nächste Turnier, dann geht es wieder zurück in die Bubble. Nelly Korda ist schließlich längst nicht fertig, nach fünf Siegen in Serie.

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