NBA-Champion:Das Curry-Zeitalter

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Der Beste: Stephen Curry ist erneut NBA-Champion - und endlich auch MVP der Finalserie. (Foto: Elsa/AFP)

Es gibt sehr wenige Spieler, die den Basketballsport geprägt haben. Stephen Curry jedoch hat das Spiel grundlegend und nachhaltig verändert.

Kommentar von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Die Golden State Warriors sind Meister, und Stephen Curry ist der wertvollste Spieler der Finalserie. Klingt jetzt nicht wahnsinnig überraschend, dieser Satz, und doch ist das eine Premiere. Beim ersten Titel dieser jüngeren Warriors-Ära im Jahr 2015 wurde Defensivkünstler Andre Iguodala die Individualauszeichnung zuteil, bei den beiden Titeln danach (2017, 18) fiel die MVP-Kür auf Kevin Durant. Nun also, endlich und nach außergewöhnlichen Leistungen in den Duellen gegen die Boston Celtics, steht fest: Die Golden State Warriors sind Meister, und Stephen Curry ist der wertvollste Spieler.

Basketball ist ein Teamsport, doch ist die NBA so sehr auf ihre Stars ausgelegt, dass sie sich immer auch um die Einzelnen im großen Ganzen dreht. Die besten Spieler sind wie Sterne, der Wechsel in ein anderes Sonnensystem kann das komplette Universum verändern. Curry spielt seit Beginn seiner Profikarriere 2009 in Nordkalifornien, er ist der Stern in der Mitte des Warriors-Systems, und deshalb handelt es sich nicht unbedingt um die Ära der Golden State Warriors, der mit dem vierten Titel innerhalb von acht Jahren ein weiteres Kapitel hinzugefügt wird. Es handelt sich um das Curry-Zeitalter.

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Man man kann und darf das so sagen, ohne die anderen Elemente in diesem System klein zu reden - ob das Monde sind, größere und kleinere Planeten, oder andere Stars wie etwa Trainer Steve Kerr oder der einstige Mitspieler Durant - nun bei den Brooklyn Nets. Curry hat vor Durant gewonnen, er hat mit Durant gewonnen, nun hat er nach Durant gewonnen. Das ist kein Seitenhieb auf Durant, eher eine Steigerung des Respekts für Curry; so wie man sagt: Rafael Nadal hat mehr Grand-Slam-Turniere gewonnen als Roger Federer und Novak Djokovic.

Es ist nicht nur Curry: Jeder Titel der Warriors vermittelt eine eigene Botschaft

Es gibt sehr wenige Spieler, die Basketball geprägt haben - Curry hat die Sportart sogar grundlegend und nachhaltig verändert. Er ist der beste Werfer in der NBA-Geschichte, und seinetwegen haben sich einige Elemente im Basketball massiv verschoben. Wenn einer derart häufig von jenseits der Drei-Punkte-Linie trifft, gleichzeitig aber auch Mitspieler nach Dribblings findet, müssen Trainer aufgrund dieser Datensätze neue taktische Schemata entwerfen, Akteure müssen auf die neue Realität reagieren. Basketball ist, wegen Curry, eine andere Sportart als vor 15 Jahren.

Was Curry aber noch beweist: Man kann Sonne sein, ohne dauernd selbst glänzen zu müssen; dunkel wird es, wenn sie gar nicht strahlt wie in den letzten beiden Spielzeiten, als die Warriors ohne den verletzten Curry jeweils die Playoffs verpassten. Er lässt Leute wie Klay Thompson, Draymond Green oder heuer Jordan Poole und Andrew Wiggins heller strahlen; er ist kein Brusttrommler und Müllredner, eher ein grinsender Mundschutz-Kauer und Shimmy-Shaker - der zeigt, dass in wichtigen Momenten nicht unbedingt der Megastar den Ball kriegen sollte, sondern derjenige mit der größten Aussicht auf Erfolg. Kann auch mal ein Mond sein.

Jeder Meisterschaft der Warriors vermittelt eine eigene Botschaft. Der erste Titel: übers Team zum Erfolg, stand so auch auf den Golden-State-Trainingsleibchen: "Strength in Numbers". Beim zweiten: die wahrscheinlich erlesenste Ansammlung von Einzelkönnern in einem NBA-Team. Beim dritten lautete die Erkenntnis: Ein Sonnensystem kollabiert nicht zum Schwarzen Loch, wenn sich zwei Sonnen (Curry und Durant) nahekommen. Der Titel 2022: Die ist das Curry-Zeitalter, und wenn man sich ansieht, wie das Warriors-System künftig aussehen wird - alle wichtigen Spieler sind gebunden -, kann die Ära noch ein bisschen andauern.

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