Nations League:Es gibt direkt viel zu verlieren

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Bundestrainer Joachim Löw. (Foto: dpa)

Die neue Nations League hat nach der verpatzten WM direkte Folgen für den Bundestrainer: Jedes Spiel wird die Job-Debatte um Joachim Löw beflügeln - oder beruhigen.

Kommentar von Felix Haselsteiner

Vermutlich erinnern sich nur noch wenige an das 1:3 der deutschen Nationalelf gegen Argentinien im August 2012. Immerhin sind seit dieser deutlichen, aber unwichtigen Testspielpleite im ersten Duell nach der EM 2012 sechs Jahre und zwei Weltmeisterschaften vergangen. Ein kurzes Memo also: Joachim Löw steckte nach dem EM-Aus im Halbfinale gegen Italien in einer tiefen Krise, diskutiert wurde über die Trennung vom Bundestrainer, und Löws anschließende Pressekonferenz geriet zur Grundsatzrede (Tenor: "Die Form der Kritik ermüdet mich"). Am Tag danach folgte jenes 1:3 ... - aber es war damals ja nur wieder ein erster Test. Daher wurden Löw mildernde Umstände eingeräumt.

Im September 2018 gibt es Parallelen zum August 2012. Die Nationalmannschaft scheiterte bei der WM in Russland historisch früh, Löw steckt jetzt aber wirklich in der größten Krise seiner Amtszeit. Vorige Woche hielt er deshalb erneut eine Grundsatzrede (Tenor: "Wir haben in der Summe versagt"), allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied: Das Länderspiel, das heute auf die Rede folgt, hat einen völlig anderen Charakter.

Es geht direkt um Aufstieg und Abstieg

Argentinien war damals als Therapiespiel angesetzt, das Duell an diesem Donnerstag in München ist hingegen nicht nur ein sportiver Ernstfall, weil Frankreich, der Weltmeister, kommt. Sondern auch, weil es sofort zur Sache geht: Es gibt gleich wieder viel zu verlieren. Nations League - so heißt das jüngste Kind, das die Makler des Fußballsports entwickelt haben. Es geht direkt um Aufstieg und Abstieg, es geht in der deutschen Vorrundengruppe gegen Frankreich und die Niederlande, und nur der Gruppenerste qualifiziert sich für die Finalrunde im Juni 2019.

Wieder so eine neue Turnierform, werden nicht wenige klagen. Doch dieses Mal gibt es Argumente für die anwaltliche Verteidigung: Denn die Nations League dämmt die Flut an Testspielen ein, in denen sich Spieler schonten und Zuschauer langweilten. Und sie steckt jenen ehemals bedeutungslosen Post-Turnier-Auftritten einen ernsthaften Rahmen. Im Fall des Bundestrainers ist es so: Jedes deutsche Resultat wird die Job-Debatte um Löw beflügeln - oder beruhigen. Knüpft doch das Duell mit den Franzosen unmittelbar an das verblüffende 0:2 beim WM-Aus gegen Südkorea an.

Wenn Löw jetzt gegen Weltmeistertrainer Dechamps, England gegen Spanien (Samstag) oder Portugal gegen Italien (Montag) in einem Wettbewerb spielen, so sind das Duelle mit Prestigecharakter. Lobbyisten wie Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern kritisieren zwar die Strapaze ("Die Spieler sind körperlich am Limit"), aber aktuell hat die Nations League ihr Gutes: Erhofft werden schon am Donnerstag weitere Erkenntnisse darüber, ob der Trip nach Russland ein Betriebsunfall war. Oder ob die deutsche Nationalelf wirklich den Anschluss verloren hat.

© SZ vom 04.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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