1860 München:Bei den Löwen regieren die Rückkehrer

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Haben's gepackt: Ivica Olic (l.) und Levent Aycicek juben über Ayciceks Treffer zum 5:2 gegen Erzgebirge Aue. (Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Beim fulminanten 6:2 gegen Aue wechselt der umstrittene 1860-Trainer Runjaic den Erfolg ein.
  • Liendl und Aycicek sind gleich an fünf Toren beteiligt.

Von Sandra Mooshammer

Die endgültige Bestätigung gab es in der 72. Minute. Ivica Olic, mit zehn Metern Platz auf jeder Seite, rannte allein auf Aues Torwart Haas zu. Selbstlos legte er nach rechts ab, Levent Aycicek sprintete aus dem Rückraum heran und schob den Ball zum 5:2 gegen Erzgebirge Aue ein. Aycicek baute nicht nur die Führung aus, sondern besiegelte auch den Trend des Abends: Es war der Tag der Rückkehrer beim TSV 1860 München. Mit dem 22-Jährigen standen am Freitagabend gleich drei weitere Spieler, die zuletzt wenig oder gar keine Einsatzzeit bekommen hatten, in der Startaufstellung der Löwen.

Einer davon, Filip Stojkovic, kehrte nach einer Verletzungspause (Schambeinentzündung) zurück, er spielte 90 Minuten lang recht unauffällig auf seiner rechten Abwehrseite. Deutlich schillernder waren die beiden anderen Fälle: Zum Ergebnis der Partie, einem verrückten 6:2, hatten Michael Liendl und Levent Aycicek nämlich mit zusammen fünf Torbeteiligungen den Löwenanteil beigetragen. Nach langer Durststrecke in der Liga (zuletzt vier Niederlagen in Serie) und dem Abrutschen mitten in die Abstiegszone war es ein erlösender Sieg für die Sechziger.

Vier Treffer vom Elfmeterpunkt

Trainer Kosta Runjaic kann sich also bei Liendl und Aycicek bedanken, dass er vorerst nicht mehr um seinen Job fürchten muss. Besonders Liendl hatte in den vergangenen Wochen zu kämpfen, gegen Stuttgart und die Würzburger Kickers stand er zuletzt ja nicht einmal im Kader: "Es war nicht ganz so einfach, das wegzustecken. Ich weiß ja, was für eine Qualität ich habe und dass ich der Mannschaft mit der Qualität viel bringen kann." Umso eindrucksvoller meldete sich der österreichische Spielmacher zurück.

Vom Anpfiff an war er eigentlich überall auf dem Feld zu finden, er rannte rechts, bot sich zentral als Anspielstation an, grätschte hinten, bereitete mit einem präzisen langen Schlag ein Tor vor - und verwandelte selbst zwei Elfmeter. "Beim ersten habe ich schon ein bisschen geschwitzt", gab er nach dem Spiel zu. Durchaus zu Recht, den Strafstoß, optimistisch halbhoch in die Mitte geschossen, hätte Gästetorwart Haas fast noch mit dem Fuß erwischt. Beim zweiten Elfer hatte der Auer keine Chance.

Dieser Treffer zum 3:1 besiegelte auch die unglückliche Niederlage der Auer, denn die Partie war - so kurios das angesichts der Ergebnisses klingen mag - eigentlich ausgeglichen, oft sogar mit Vorteilen für die Gäste. Umso unglücklicher, dass es den ersten Elfmeter gar nicht hätte geben dürfen: Anders als es das Schiedsrichtergespann sah, hatte Sebastian Hertner den Ball nicht mit der Hand von der Linie gekratzt, sondern spektakulär - auf dem Rasen liegend - mit dem Kopf. "Seit ich hier bei Aue Trainer bin, passieren uns häufig solche Sachen. Ich hab' mich dran gewöhnt", meinte Pavel Dotchev dazu mit einer Prise Fatalismus. Michael Liendl konnte sich über sein sechstes Saisontor freuen, vier davon erzielte er vom Punkt.

"Die müssen alle scharf bleiben"

Auch Levent Aycicek traf am Freitag, nachdem er in der laufenden Saison zwischenzeitlich ebenfalls außen vor war. Anfang Oktober blieb er gegen Würzburg in der Liga ohne Einsatz, im Spiel darauf war er gegen Düsseldorf nicht einmal im Kader. Dann kam er zurück - mit Wucht. Gegen den VfB Stuttgart traf er, im Pokal gegen die Kickers wurde er eingewechselt und durfte seine starke Leistung als erster Schütze im Elfmeterschießen mit einem Tor belohnen.

Am Freitag ackerte er unermüdlich auf der linken Seite und schoss erneut zwei Tore. "Zur Zeit funktioniert es", kommentierte Aycicek lapidar. Einen Freistoß, den er selbst herausgeholt hatte, verwandelte er direkt zum 1:0, später nutzte er Olic' Vorlage zum vorletzten Tor des Abends. "Levent war einmal raus, zweimal kam er dann wieder von Anfang an rein, hat einen guten Job gemacht, Tore gemacht, so muss es sein", lobte Sportdirektor Thomas Eichin.

Einsatzlose Minuten sind für keinen Spieler leicht, eine Gewissheit gibt es bei den Löwen trotzdem: Alle stehen mal auf dem Platz. "Das ist eine hochintensive Liga. Du musst hier richtig marschieren, richtig ackern, es gibt viele Verletzte. Und deswegen brauchst du jeden Spieler - die müssen alle scharf bleiben", erklärte Thomas Eichin. Liendl und Aycicek hatten das "scharf bleiben" eindeutig geschafft.

© SZ vom 30.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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