Motorsport:Szenen einer Ehe: Alonsos Entfremdung von Ferrari

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Greater Noida (dpa) - Auf der Zielgeraden seiner siebten titellosen Saison in Serie erinnerte sich Fernando Alonso noch einmal an rosarote Zeiten. "Als ich bei Ferrari unterschrieben habe, war es, als ob ein Traum wahr wird", erzählte der zweimalige Formel-1-Champion.

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Greater Noida (dpa) - Auf der Zielgeraden seiner siebten titellosen Saison in Serie erinnerte sich Fernando Alonso noch einmal an rosarote Zeiten. „Als ich bei Ferrari unterschrieben habe, war es, als ob ein Traum wahr wird“, erzählte der zweimalige Formel-1-Champion.

Lässig auf einem Hocker sitzend ergänzt er: „Ich wusste damals, dass ich die Möglichkeit haben werde um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, vielleicht mit einem guten Ausgang, vielleicht auch nicht, denn das ist eben Sport und da kann alles passieren.“

In Alonsos mittlerweile vier Jahren bei der Scuderia ist so einiges vorgefallen. Mit dem nackten Ergebnis kann der von Ehrgeiz getriebene Perfektionist aus Spanien nicht zufrieden sein - auch wenn er neben dem Teampavillon an der Rennstrecke in Greater Noida beim GP von Indien etwas anderes behauptet. An Sebastian Vettel kommt er einfach nicht vorbei. Da kann er machen, was er will. Und aus der einstigen Liebesheirat mit dem ruhmreichen Rennstall mit dem sich aufbäumenden Pferd im Logo ist eine unterkühlte Zweckgemeinschaft geworden.

Zum voraussichtlich dritten Mal seit seinem Wechsel vom strauchelnden Renault-Team zu Ferrari wird Alonso eine Saison als Zweiter abschließen. Vor allem 2010 und 2012 war der Asturier ganz nah an Red-Bull-Dauersieger Vettel dran. Gereicht hat es trotzdem nicht. „Ich bin in der besten Form meines Lebens und fahre die besten Rennen meines Lebens“, meint Alonso. „Wenn ich zu Bett gehe, bin ich extrem stolz.“

Sein fahrerisches Können steht außer Zweifel. Das muss auch Teamchef Stefano Domenicali eingestehen. „Leider sind wir nicht in der Lage gewesen ihm ein Auto zu geben, das seinem Talent entspricht“, sagte der Italiener vor dem viertletzten Saisonrennen. „Man vergleicht ihn mit Vettel, aber wenn man ein besseres Auto hat, ist alles einfacher.“ Und der Ferrari ist eben nicht so gut wie der Red Bull. Gerne hören werden das die Italiener nicht. Genauso wie die kritischen Töne, die Alonso in dieser Saison über den eigenen Rennstall von sich gab und damit die Risse in der zerbrechlichen Beziehung zur Scuderia aufdeckte.

Ende Juli konnte sich Alonso einfach nicht mehr zügeln. Nach seinem fünften Platz beim Grand Prix von Ungarn monierte der Routinier, dass das Team nicht konkurrenzfähig sei. Ausgerechnet an Alonsos 32. Geburtstag stutzte ihn Ferrari-Boss Luca di Montezemolo dann öffentlich zusammen. Nicht zuletzt seitdem wird immer wieder über einen vorzeitigen Abschied von Alonso spekuliert, obwohl er noch bis 2016 vertraglich gebunden ist.

Die Gerüchte bekamen weitere Nahrung, als in dem früheren Weltmeister Kimi Räikkönen ein neuer Fahrer für die kommende Saison vorgestellt wurde. Schluss mit dem Wasserträger Felipe Massa. Vettel trieb Ferrari zum Politikwechsel. Und auch das Werben von Honda, von 2015 an neuer Motorenpartner von Alonsos früherem Rennstall McLaren, tut da sein Übriges.

Auf jeden Fall hat der Spanier aber noch eine Menge vor. Vettel hin, Vettel her. „Ich bin mir sicher, dass ich noch einige Möglichkeiten haben werde, ich würde gerne weitere Titel gewinnen“, sagte Alonso. „Ich würde gerne siegen, ich bin doch noch 32.“

Alain Prost war 36, als er bei Ferrari vom Hof gejagt wurde. Das Beispiel des viermaligen WM-Champions zeigt, wie sensibel Ferrari auf Kritik der Fahrer reagiert. 1990 heuerte Prost nach sechs erfolgreichen Jahren bei McLaren in Italien an und wurde in der ersten Saison immerhin Zweiter. 1991 lief es nicht mehr rund, der Franzose beschwerte sich lauthals - und erhielt noch vor dem Saisonfinale in Adelaide die fristlose Kündigung.

Bei Ferrari liegen eben Verehrung und Verdammung nah beieinander. Politisches Geschick und Teamfähigkeit sind da Grundlagen für eine lange Verweildauer. Kaum jemand weiß das so genau wie Michael Schumacher, der elf Jahre für Ferrari fuhr und fünfmal in Serie die WM gewann. „Er hat sich selbst Steine in den Weg gelegt“, wies Schumacher in der „Bild“-Zeitung auf Versäumnisse Alonsos hin. „Es sind Dinge vorgefallen, die nicht förderlich waren.“ Für Alonso steht dagegen eines felsenfest: „Nächstes Jahr geht es wieder von vorne los und wir wollen es besser machen.“

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