Motorsport:Hockenheimring-Chef Seiler: «Wir sind die Spielwiese»

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Hockenheim (dpa) - Die Hoffnung auf regen Fanzuspruch für das Deutschland-Rennen der Formel 1 ist bei Hockenheimring-Chef Georg Seiler groß. "Unser Ziel sind 55 000 Karten", sagte der 61-Jährige der Nachrichtenagentur dpa im Interview vor dem Grand Prix am Sonntag.

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Hockenheim (dpa) - Die Hoffnung auf regen Fanzuspruch für das Deutschland-Rennen der Formel 1 ist bei Hockenheimring-Chef Georg Seiler groß. „Unser Ziel sind 55 000 Karten“, sagte der 61-Jährige der Nachrichtenagentur dpa im Interview vor dem Grand Prix am Sonntag.

Als florierendes Geschäft lässt sich die Königsklasse des Motorsports im Nordbadischen allerdings nicht bezeichnen. „Wir sind die Spielwiese und andere verdienen hier ihr Geld“, erzählte Seiler.

Herr Seiler, es herrscht Euphorie wegen der Fußball-WM in Deutschland. Schlägt sich das auch im Kartenverkauf nieder?

Georg Seiler:Wenn man sieht, was während der Fußball-WM in Brasilien los war, dann hoffen wir, dass die Euphorie auch auf die Formel 1 abfärbt. Deutschland muss zeigen, dass auch in Hockenheim die Tribünen voll werden. Bislang haben wir rund 45 000 Karten verkauft. Ich denke, dass wir die 50 000er Marke knacken. Unser Ziel sind 55 000 Karten.

Zuletzt hat es auch von Chefvermarkter Bernie Ecclestone befeuerte Spekulationen gegeben, dass der Nürburgring künftig der alleinige Veranstalter des Deutschland-Rennens werden könnte. Von wem fühlt man sich da mehr verschaukelt, von dem Briten oder der Capricorn Nürburgring GmbH?

Georg Seiler:Fakt ist, dass nicht Bernie Ecclestone die Mitteilung herausgegeben hat, sondern Capricorn. Das finde ich schade. Vier Wochen vor einem deutschen Grand Prix macht man das nicht. In der Regel bewahrt man während Verhandlungen Stillschweigen und gibt erst dann Ergebnisse bekannt. Ein Vertrag ist aber nicht unterschrieben.

Wann haben Sie zuletzt mit Ecclestone gesprochen?

Georg Seiler:Wir reden regelmäßig mit ihm. Aber genau das ist der Punkt: Es sind vertrauliche Gespräche, die man nicht nach außen gibt.

Muss man ihn umwerben?

Georg Seiler:Natürlich zollt man einer solchen Persönlichkeit des Motorsports Respekt. Wir kennen ihn seit mehr als 35 Jahren, und haben ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Logischerweise hat man da ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und entsprechend schätzen wir seine professionelle Arbeitsweise.

Sind Sie wegen der Zukunftsdebatte gar nicht nervös?

Georg Seiler:Ich bin nicht beunruhigt, wir haben ja einen Vertrag bis 2018.

Welche Bedeutung hat Hockenheim für die Formel 1?

Georg Seiler:Wenn man eine Grand-Prix-Strecke ist, werden Mehreinnahmen durch das Formel-1-Image generiert. Es gibt Kunden, die dort ein Event veranstalten wollen, wo auch der Grand Prix stattfindet. Die ganze Region, die Stadt mit ihrem Gewerbe und die ortsansässigen Vereine leben davon. Einer Studie zufolge wird mit der Formel 1 hier rund 40 Millionen Euro Umsatz gemacht. Das Land lebt durch zusätzliche Steuereinnahmen ebenfalls erheblich davon. Wir sind die Spielwiese und andere verdienen hier ihr Geld.

Wie sieht Ihre finanzielle Situation aus?

Georg Seiler:Die Formel 1 ist teuer. Deshalb hatten wir Probleme vor knapp zehn Jahren und sind deshalb den Wechsel mit dem Nürburgring eingegangen. Bei den letzten Veranstaltungen hatten wir eine Schwarze Null, und ich hoffe, dass wir auch diesmal so abschließen werden. Aber verdienen können Sie nichts an der Formel 1, außer dem Gewinn an Image und dem Mehrwert bei anderen Veranstaltungen, weil wir eine Grand-Prix-Rennstrecke sind.

Muss man besonders standfest sein, wenn man im Kampf gegen andere Konkurrenten einen Großen Preis ausrichten will?

Georg Seiler:Bisher war es klar, dass es zwei große Rennstrecken in Deutschland gibt. Das ist der Hockenheim- und der Nürburgring, und beide haben es verdient, mit dem Prädikat Formel 1 umzugehen. Natürlich muss man Stärke zeigen, denn letztendlich geht es ums Geld. Die öffentliche Hand in Baden-Württemberg gibt uns für den Grand Prix nichts dazu.

Wünscht man sich da nicht mehr Unterstützung?

Georg Seiler:Wenn es mal Probleme gab, konnten wir uns bisher immer auf unseren Gesellschafter, die Stadt Hockenheim, verlassen. Von der finanziellen Last sind weder das Land noch der Steuerzahler betroffen. Darlehen werden verzinst an die Stadt zurückgezahlt. Darauf sind wir stolz. Trotz allem hätten wir es verdient, wenn auch das Automobilland Baden-Württemberg Hockenheim stärker wahrnehmen würde, schließlich veranstalten wir einen Weltmeisterschaftslauf, der weltweit Interesse hervorruft.

Haben Sie für den Sonntag ein Wunschergebnis?

Georg Seiler:Drei Deutsche auf dem Siegerpodest. Wir sind Fußball-Weltmeister, jetzt soll auch wieder ein Deutscher Formel-1-Weltmeister werden.

ZUR PERSON:Georg Seiler (61) ist vom Hockenheimring gar nicht mehr wegzudenken. Der gebürtige Hockenheimer ist seit dem 1. Januar 1979 bei der Hockenheimring GmbH beschäftigt, seit 1983 mit Handelsvollmacht. Seit 1993 ist Seiler Geschäftsführer.

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