Motorsport:Bedrohliche Finanzlage in der Formel 1

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Singapur (dpa) - Nicht einmal im reichen Singapur lässt die bedrohliche Finanzlage der meisten Teams die Formel 1 in Ruhe. Alles hat sich herausgeputzt für das Nachtspektakel, die Sorgen und Nöte der Rennställe - außer bei den vier Granden Red Bull, Ferrari, Mercedes und McLaren - fahren aber mit.

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Singapur (dpa) - Nicht einmal im reichen Singapur lässt die bedrohliche Finanzlage der meisten Teams die Formel 1 in Ruhe. Alles hat sich herausgeputzt für das Nachtspektakel, die Sorgen und Nöte der Rennställe - außer bei den vier Granden Red Bull, Ferrari, Mercedes und McLaren - fahren aber mit.

„Die Teams haben es verpasst, die Kosten unter Kontrolle zu kriegen“, bemängelte Tony Fernandes. Der malaysische Großunternehmer ist Hauptanteilseigner des englischen Fußball-Clubs Queens Park Rangers und Gründer sowie Teamchef des Caterham-Rennstalls.

„Ich denke, nächstes Jahr wird wahrscheinlich das teuerste Jahr - da läuft etwas fundamental falsch“, betonte er am Rande des Großen Preises in dem weiter boomenden asiatischen Stadtstaat, den sich Bernie Ecclestone für den geplanten Börsengang der Königsklasse des Motorsports ausgesucht hat. 2014 kommt auf die Formel 1 die tiefgreifendste Reform seit Jahrzehnten zu. Die Turbomotoren kehren zurück, die Aerodynamik wird reformiert.

Finanzstarke Topteams wie Red Bull, Ferrari oder Mercedes können es sich erlauben, in diesem Jahr parallel hochkarätig besetzte Arbeitsgruppen an der Entwicklung des neuen Autos tüfteln zu lassen. Kleinere Teams grübeln indes, wie sie allein die Kosten für die Motoren aufbringen sollen. „Das Antriebspaket ist nächstes Jahr doppelt so teuer“, sagte Franz Tost, Teamchef von Red Bulls B-Team Toro Rosso.

Die Motoren-Kosten fürs kommende Jahr sollen bei plus/minus 20 Millionen Euro liegen. Dabei ist die Lage schon jetzt brenzlig genug. So hatte etwa Kimi Räikkönen festgestellt, von Lotus kein Gehalt bekommen zu haben und deshalb zu Ferrari zu wechseln. Lotus war bemüht, diese Erklärung schnell geradezurücken.

Teamchef Eric Boullier musste dennoch eingestehen: „Die Situation ist keine gute Botschaft für die Formel 1, das stimmt, aber es ist die Realität - und ich finde, die Leute müssen sich der Realität stellen.“ Die Realität bei Lotus, immerhin aktuell WM-Vierter hinter Red Bull, Ferrari und Mercedes in der Konstrukteurswertung: Räikkönen soll wie auch 2012 sein ausstehendes Geld erst am Ende des Jahres bekommen.

Wie hoch die Verbindlichkeiten des Rennstalls sind, kann nur spekuliert werden. Teammitbesitzer Gerard Lopez erklärte in der Zeitung „Die Welt“: „Die meisten Schulden hat Lotus bei mir.“ Der Einzige, der Lotus in den Ruin treiben könne, sei er. „Solange ich das nicht mache, ist die Zukunft des Rennstalls gesichert.“

Nur wie lange kann das noch gutgehen? Abhängigkeiten von Multimillionären, die Notwendigkeiten sogenannter Paydriver, die Geld über Sponsoren mitbringen, anstatt Lohn zu erhalten. Die sportliche Zielsetzung wird den finanziellen Überlebensstrategien angepasst. Die schwere Schieflage von Sauber war bereits ein nicht zu übergehendes Signal: Die Schweizer werden im kommenden Jahr wegen der Partnerschaft mit russischen Sponsoren einen 18-Jährigen Russen-Rookie in ihren Wagen setzen (müssen).

Doch was tun? Tost machte sich für die komplette Abschaffung der Testfahrten stark. „Aber die Teams waren dumm genug zu entscheiden, in der Saison zu testen“, monierte Tost. Sein Rennstall habe dagegen gestimmt. „Und wer will die Tests? Die reichen Teams. Wie immer.“

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