Manchester City:Die Abwehr ist Guardiolas großes Problem

Lesezeit: 3 min

Kann es nicht fassen: Manchester-City-Coach Pep Guardiola (links). (Foto: Paul Ellis/AFP)
  • Manchester City verliert 2:3 gegen Crystal Palace und liegt in der Tabelle nun vier Punkte hinter dem FC Liverpool.
  • Trainer Pep Guardiola ist enttäuscht, entscheidet aber immerhin ein verbales Duell mit Jürgen Klopp für sich.
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Von Raphael Weiss, Manchester/München

Zwei Minuten hat Manchester City noch, um Niederlage zu verhindern. Zwei Minuten damit der FC Liverpool im Meisterschaftsrennen nicht mit vier Punkten enteilt. 92 Minuten lang war die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt schon auf das Tor von Crystal Palace angerannt. 78 Prozent Ballbesitz, 13:0 Ecken, 19:4 Schüsse - Spielstand 2:3. Kevin de Bruyne legt sich den Ball im Halbfeld zurecht, schaut, flankt - an der Außenlinie steigt Pep Guardiola mit weit aufgerissenen Augen zum Kopfball hoch, im Strafraum tut es ihm Gabriel Jesus gleich. Jesus steht frei, die Flanke kommt perfekt, doch sein Kopfball geht knapp über das Tor. Wenig später pfeift der Schiedsrichter ab. Die zweite Niederlage der Saison.

"Unschlagbar" hatte Liverpools Trainer Jürgen Klopp unter der Woche seinen größten Konkurrenten um die Meisterschaft genannt. Die Mannschaft von Pep Guardiola habe keine Schwächen. Nur Manchester City könne Machester City schlagen. Eine klassische Klopp-Aussage, wie man sie aus der Bundesliga noch gut kennt, wenn es darum ging, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen und ihn mit einem lässigen Lächeln einfach seinem Gegner zuzuspielen. Eine Taktik, um den Gegner größer zu machen und sich selbst kleiner, als es der Realität entspricht. Denn tatsächlich ist in dieser Premier-League-Saison bisher nur eine Mannschaft ungeschlagen: der FC Liverpool.

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"Natürlich haben wir Schwächen", sagte Pep Guardiola wenig später. Er wollte Klopps Aussagen nicht einfach so stehen lassen: "Jedes Team hat Schwächen. Solche Kommentare muss man einordnen, muss man einfach." Um Guardiolas Aussage zu belegen, braucht es nur einen Blick auf die vergangenen sieben Spiele von Manchester City: Nur eines davon endete ohne Gegentor. Die Abwehr ist das große Problem Guardiolas. Das liegt, wie es bei seinen Mannschaften so üblich ist, vor allen Dingen an der offensiven Ausrichtung.

Ein Spiel, wie gemacht für Willy Sagnol

Gegen Crystal Palace spielte Manchester City so, als wolle sie ihrem Trainer mit zusätzlichen Argumenten helfen, den verbalen Zweikampf mit Klopp für sich zu entscheiden. Zwar war die Mannschaft ihrem Gegner überlegen, doch gefährlich wurde sie nur selten. Die Gäste aus London verteidigten konzentriert, stellten zwei Ketten aus vier Verteidigern und fünf Mittelfeldspielern im letzten Angriffsdrittel auf und doppelten die schnellen Außenstürmer Leroy Sané und Raheem Sterling konsequent. Das Kombinationsspiel war gelähmt.

Gefährlich wurde City nur nach Standards oder nach Flanken aus dem Halbfeld. Mit nur einem Angreifer mit mehr als 180 Zentimetern Körpergröße eine fragwürdige Strategie, die in der 27. Minute dennoch zum 1:0 führte. Ilkay Gündogan hatte sich zwischen die beiden Abwehrketten geschlichen, keiner der Verteidiger fühlte sich zuständig und so konnte der Deutsche nach einer wunderschönen Flanke von Fabian Delph unbedrängt einköpfeln.

Sechs Minuten später zeigte Manchester City seine größte Schwäche: Ballverlust Gündogan, langer Pass nach vorne, Crystal Palace konterte mit vier Spielern. Über wenige Stationen kam der Ball zu Jeffrey Schlupp, der Außenverteidiger Kyle Walker auf dem falschen Fuß und den Ball im perfekten Winkel erwischte: Ein Traumtor zum 1:1 (33.). Nur 90 Sekunden später, das nächste Traumtor von Crystal Palace. Nach einem Standard konnte Manchester City den Ball nicht klären, Bernardo Silva köpfte ihn aus dem Strafraum auf den Fuß von Andros Townsend der ihn per Volley aus 30 Metern ins Kreuzeck drosch.

Nach der Pause versuchte Guardiola durch eine Auswechslung doch etwas Kombinationsspiel zu ermöglichen: Für den Innenverteidiger Nicolás Otamendi kam mit Sergio Agüero ein vierter Stürmer, der kurz nach seiner Einwechslung den Ball an Max Meyer verlor. Crystal Palace konterte flink, Seitenwechsel, Flanke, in der Mitte flog Townsend zum Kopfball heran - der dritte Torschuss von den Gästen traf den Pfosten. Doch weil im Anschluss Walker Meyer im Strafraum umgrätschte, war der vierte Torschuss ein Tor aus elf Metern: 3:1.

Auch mit vier Stürmern änderte sich nichts am Spiel: Crystal Palace zog sich weit zurück und verteidigte konzentriert. Manchester blieb nur ein Stilmittel: die Flanke aus dem Halbfeld. 45 Mal probierten sie es, alle zwei Minuten eine, rekordverdächtig für ein Guardiola-Team.

Ein Spiel, wie gemacht für Willy Sagnol. Doch weil der frühere Münchner Sagnol nicht mehr Fußball spielt, musste De Bruyne die 39. Flanke über den Fuß rutschen, um erfolgreich zu sein: sein langer Ball wurde immer länger, senkte sich in Richtung des zweiten Pfostens und landete im Kreuzeck.

Jesus köpfte die 43. über das Tor und auch Nummer 44 und 45 führten nicht zum Erfolg. Nach dem Schlusspfiff ging Crystal-Palace-Trainer Roy Hodgson mit einem entschuldigenden Blick auf Guardiola zu und zuckte mit den Schultern. Von dem gab's eine kurze Umarmung, ein Tätscheln auf den Arm, ein: "It's okay." Auch wenn die zweite Saisonniederlage den City-Trainer sicher schmerzt - zumindest das verbale Duell mit Klopp hat er an diesem Wochenende so für sich entschieden.

© SZ vom 23.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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