Bo Henriksen neuer Trainer beim FSV Mainz 05:Die dänische Lösung

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Kommt vom FC Zürich aus der Schweizer Super League: Bo Henriksen, 49. (Foto: Ennio Leanza/dpa)

Mit dem in der Bundesliga unbekannten Bo Henriksen unternimmt der FSV Mainz 05 mitten im närrischen Treiben den dritten Versuch, diese Bundesligasaison noch irgendwie zu retten.

Von Frank Hellmann, Mainz

Es hat fast den Eindruck, als wolle der FSV Mainz 05 nicht, dass der Abstiegskampf der Fußballbundesliga zum Hochfest der Narren in den Hintergrund tritt. Am Rosenmontag hatte der Klub am Höhepunkt des rund um den Mainzer Dom ausgelebten Frohsinns die Trennung von seinem Trainer Jan Siewert vermeldet; am Fastnachtsdienstag proklamierte der selbsternannte Karnevalsverein bereits dessen Nachfolger: Bo Henriksen heißt der dritte Trainer, der diese verhext wirkende Spielzeit zu einem guten Ende bringen soll. Bei den Rheinhessen war bekanntlich Bo Svensson ungeachtet hoher Beliebtheitswerte bereits in der Hinrunde gescheitert, weil Verletzungspech, Abschlussschwäche und Selbstzweifel eine verhängnisvolle Mixtur bildeten.

Nun soll also als letzter Versuch ein dänischer Landsmann mit demselben Vornamen die Lebensgeister wecken, um nach 15 Jahren ununterbrochener Erstligazugehörigkeit den Absturz zu verhindern. Eine jecke Idee? Sportvorstand Christian Heidel teilte nüchtern mit: "Wir haben uns intensiv mit unserer aktuellen Situation beschäftigt und analysiert, welcher Trainertyp mit welchem fußballerischen Ansatz in dieser schwierigen sportlichen Situation zu uns passt." Henriksen sei ein Trainer, "dem es in seiner Karriere wiederholt und unter sehr verschiedenen Voraussetzungen gelungen ist, Mannschaften zu formen". Dabei habe er einen "pragmatischen, aber auch mutigen und schlussendlich erfolgreichen Fußball spielen lassen".

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Der 49-Jährige war lange bei unterklassigen Klubs in seiner Heimat tätig, ehe er 2022 als Zweiter der dänischen Superligaen mit dem FC Midtjylland Aufsehen erregte. Im Oktober 2022 übernahm er den FC Zürich auf dem letzten Tabellenplatz in der Schweiz und modellierte aus ihm ein Spitzenteam. Dennoch verkündete der Coach am vergangenen Wochenende, seinen auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Diese Tatsache ermöglichte mutmaßlich gegen eine geringe Ablöse den Blitzwechsel vom Dritten der Schweizer Super League zum Vorletzten der Bundesliga.

Dritter dänischer Trainer innerhalb von zehn Jahren

Der mit einem bis 2026 laufenden Vertrag ausgestattete Henriksen ist bereits der dritte Däne, der bei den Nullfünfern binnen eines Jahrzehnts als Cheftrainer unterkommt. Als Nachfolger von Thomas Tuchel hatte sich der Klub 2014 für den heutigen dänischen Nationaltrainer Kasper Hjulmand entschieden, der aber nach nicht einmal einer Saison vom heutigen Sportdirektor Martin Schmidt beerbt wurde. Der im eigenen Verein sozialisierte Svensson orchestrierte dann vor drei Jahren eine sagenhafte Aufholjagd. Bei Amtsantritt war die Lage ähnlich aussichtslos wie heute, in der Rückrunde 2020/21 holten die Mainzer dann unglaubliche 32 Punkte. Eine ähnliche Tat soll Henriksen vollbringen, der bei seinem Einstand im Heimspiel gegen den FC Augsburg am Samstag gleich einen Landsmann trifft: Jess Thorup hat die bayerischen Schwaben so schnell stabilisiert, wie sich das auch Heidel von seinem Hoffnungsträger wünscht.

Henriksen sei "ein sehr emotionaler, offener und meinungsstarker Charakter, der eine unglaublich positive Energie ausstrahlt und sehr gut zu Mainz 05 passen wird", lobt Heidel - der mit der internen Lösung Siewert letztlich falschlag. Der aus der eigenen U23 beförderte Trainer wirkte zu hausbacken und auch zu vorsichtig, um der Mannschaft das höchste Energielevel und die nötige Offensivqualität für den Klassenerhalt zu vermitteln. Gewiss ist nur, dass das Ensemble arg verunsichert ist - im Schneckenrennen im Tabellenkeller mit dem SV Darmstadt 98 und dem 1. FC Köln ist da erst einmal nur der Relegationsrang realistisch.

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