Magaths Wolfsburger bezwingen Köln:Wenn der Feldherr gelassen lächelt

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Wolfsburgs Trainer Felix Magath wertet den glücklichen 1:0-Sieg gegen Köln als Bestätigung seiner spektakulären Transferpolitik - und kündigt an, dass seine neuen Spieler ohnehin noch besser werden. Das Tor des Tages schießt ausgerechnet ein Mann aus der eigenen Jugend.

Carsten Eberts, Wolfsburg

Vor dem Rückrundenauftakt fuhr der VfL Wolfsburg seine ganze mediale Wucht auf. Schließlich ging es darum, die harsch kritisierte Transferpolitik von Trainer Felix Magath in ein besseres, wohlwollendes Licht zu rücken.

"Ein Feldherr braucht Glück. Und das habe ich einfach", urteilte VfL-Wolfsburg-Trainer Felix Magath nach dem Spiel gegen die Kölner. (Foto: dpa)

So sprach zunächst der mächtige VW-Konzernvorstand Francisco Javier Garcia Sanz dem Trainer ausdrücklich das Vertrauen aus. Der noch mächtigere VW-Chef Martin Winterkorn bescheinigte Magath "die richtigen Schritte" bei der Fortentwicklung des Kaders - 30 Millionen Euro für recht unbekannte neue Spieler hin oder her. Und dann war da noch Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs, der im Stadionheft blumig formulierte: "Felix Magath ist und war ein Glücksgriff für den VfL."

Nach dem Spiel weiß der gelobte Trainer zumindest, dass er mit seiner runderneuerten Mannschaft nicht schlechter dasteht als zum Ende der Hinrunde. Durch ein Tor des eingewechselten Sebastian Polter hat Wolfsburg 1:0 (0:0) gegen schwache Kölner gewonnen, was Magath - nach dieser ungemein schlagzeilenträchtigen Winterpause - den bestmöglichen Einstand bescherte. "Ich bin sehr zufrieden", konstatierte Magath genüsslich, "und nicht nur mit dem Ergebnis."

Fünf seiner acht Neuzugänge präsentierte Magath den 27.000 Zuschauern: die Abwehrspieler Felipe Lopez und Ricardo Rodriguez sowie Mittelfeldspieler Petr Jirácek und Offensivmann Vierinha von Beginn an, Stürmer Giovanni Sio wechselte er Mitte der zweiten Halbzeit ein. Magath zeigte sich zufrieden mit seinen Verstärkungen. "Ich habe heute viel mehr Struktur gesehen als in der Vorrunde", sagte er nach dem Spiel: "Da waren gute Ansätze zu erkennen. Das lässt mich gelassen in die Zukunft blicken."

"Die beste Liga der Welt"

Das ist eine optimistische Sicht der Dinge, denn vieles lief nicht rund im Wolfsburger Vortrag. Der Tscheche Jirácek versuchte, das Spiel zu ordnen, der erst 19-jährige Schweizer Rodriguez machte als Linksverteidiger eine passable Figur, Stürmer Vierinho rackerte viel, musste zur Halbzeit jedoch mit Adduktorenproblemen raus. Ansonsten war das Spiel (das an einen Zweitliga-Montagabend-Kick erinnerte) von Zufällen geprägt. Und von Glück. Nach einem Fehler von Torhüter Diego Benaglio hätte Köln früh führen müssen: Erst scheiterte Lukas Podolski, dann Milivoje Novakovic (21. Minute).

Trainer Magath hatte dafür eine einfache Erklärung: "Für den ein oder anderen war das Tempo noch zu hoch", sagte der Trainer mit Blick auf seine neuen Spieler. Er habe dies erwartet, schließlich sei "die Bundesliga die beste Liga der Welt". Und dieser Schritt sei ziemlich groß.

Die beste Liga der Welt? Dann muss eine Frage erlaubt sein: Wie wird es um die Wolfsburger Mannschaft bestellt sein, wenn das Tempo bereits gegen die behäbigen Kölner zeitweise zu hoch war? Etwa am kommenden Samstag beim FC Bayern, der nach der deprimierenden Niederlage in Mönchengladbach einiges gutzumachen hat? Gegen Robben, Ribéry, Kroos?

Auch die Kölner Protagonisten zeigten sich überraschend zufrieden mit der eigenen Leistung. Obwohl sie es nicht geschafft hatten, den Wolfsburgern zumindest einen Punkt zu klauen. Torwart Michael Rensing sprach von einer "sehr unverdienten Niederlage", was schon eine exklusive Sicht der Dinge war. Und fuhr zur allseitigen Überraschung fort: "Wir haben das sehr gut gemacht. Auswärts kennt man uns anders." Noch viel schlechter, wollte der Schlussmann damit sagen.

VfL Wolfsburg in der Einzelkritik
:Staunen im Zoo von Felix Magath

Gegen Köln präsentiert Felix Magath seinem Publikum stolz seine Winterschnäppchen: Darunter ein zähnefletschender Portugiese, ein tschechischer Türsteher und ein ausgebuffter 19-Jähriger. Der VfL Wolfsburg beim 1:0 gegen Köln in der Einzelkritik.

Carsten Eberts, Wolfsburg

Auch hier muss die Frage erlaubt sein: Wenn die Kölner gegen vom Tempo überforderte Wolfsburger nicht punkten, wie soll es am kommenden Wochenende gegen den Tabellenzweiten Schalke 04 werden? Kurz vor dem Wolfsburger Führungstor hätten die Kölner selbst treffen müssen. Doch wiederum Novakovic setzte seinen Schuss völlig frei über das Tor. Sie hatten es selbst in der Hand.

Coach Stale Solbakken erklärte wohlwollend: "Wir sind auf einem guten Weg. Aber wir haben heute gegen eine gute Mannschaft verloren." Trainerkollege Magath saß in diesem Moment neben Solbakken. Er registrierte das überraschende Lob, reagierte aber: gar nicht.

Der Grund für Magaths Gelassenheit hatte nur einen Namen: Sebastian Polter. Nicht einer seiner millionenschweren Zugänge, sondern der Nachwuchsmann aus der eigenen Jugend, gerade 20 Jahre alt und seit der B-Jugend in Wolfsburg, hatte den VfL zum Sieg geköpft (79.). Wie schon am letzten Spieltag der Hinrunde, als er den VfL im Spiel gegen Stuttgart rettete. "Ein Feldherr braucht Glück. Und das habe ich einfach", urteilte Magath über seine gelungene Einwechslung.

Polter ist in Wolfsburg beliebt, nicht nur weil er ein wenig aussieht wie Roy Präger, der Held vergangener Tage. Sondern auch, weil er ein kampfstarker Typ ist. "Sebastian Polter ist eine Art Spieler, die wir sonst nicht im Kader haben", lobte Magath. Weil er ihn immer bringen kann. Und Polter wenig Zeit braucht, um sich ins Spiel einzugewöhnen. Der Stürmer selbst formulierte es nüchtern: "Momentan läuft es als Joker gut."

Doch reicht das? Wer wollte, konnte anschließend eine kleine Spitze in Richtung der Einkaufspolitik seines Trainers heraushören. Polter sagte: "Es ist ganz normal, dass man neue Spieler vorgesetzt bekommt. Aber natürlich mache ich mir meine Gedanken." Wollte sagen: Hier bin ich. Warum brauchen wir neue Stürmer? Das klang ein wenig ehrlicher als die geballte Wolfsburger Gute-Laune-Offensive vor Beginn der Partie.

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