Liverpool im Champions-League-Achtelfinale:Eine Parade in letzter Sekunde rettet Jürgen Klopp

Lesezeit: 3 min

  • Der FC Liverpool schlägt den SSC Neapel mit 1:0 und zieht als Gruppenzweiter ins Achtelfinale der Champions League ein.
  • In der Nachspielzeit hat das Team von Carlo Ancelotti die Riesenchance zum Ausgleich. Doch Torwart Alisson Becker verhindert das Ausscheiden der Reds.
  • Jürgen Klopp kann somit im Achtelfinale theoretisch auf Borussia Dortmund treffen.

Von Sebastian Fischer, Liverpool

Mohamed Salah jubelte kaum. Er riss nicht die Arme hoch, er stand nur da und schaute in all die Gesichter vor ihm, in denen sich nun Ekstase abzeichnete. Salah, Liverpools überragender Stürmer, hatte gerade das 1:0 für seine Mannschaft gegen Neapel geschossen. Es war ein Tor, das den Weg ins Achtelfinale der Champions League ebnen sollte. Und er schien in diesem Moment, den die Kameras um die Welt übertrugen, zu fragen: Habt Ihr etwa etwas anderes erwartet?

Ehrlicherweise hätte die Antwort ein paar Stunden vorher Ja gelautet. Denn Ekstase an der Anfield Road, das hat in den vergangenen Jahren stets einen Haken gehabt. Das Potenzial für erfolgreichen Fußball ist groß, seit 2015 Trainer Jürgen Klopp den Klub übernahm, die Stimmung in der Stadt deshalb immer latent euphorisch. Doch Titel, die letztgültigen Belege für erfolgreichen Fußball auf höchstem Niveau, fehlen bislang, weil die Reds mit Klopp bislang jedes Finale verloren. Das 1:0 gegen Neapel war ein Indiz, dass es im Sommer 2019 soweit sein könnte. Denn es war das erste Finale der Saison.

Liverpool musste gewinnen, um nicht schon in der Gruppenphase hinter Paris Saint-Germain und dem SSC Neapel auszuscheiden. Paris gewann mit 4:1 in Belgrad, die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel zieht damit als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Und die Reds ließen keine Zweifel zu, dass sie es sein würden, die als Zweiter in die K.o.-Phase folgen.

Das Publikum tat seinen Teil, das war schon während der Champions-League-Hymne vor dem Spiel zu hören. Die nämlich war kaum zu vernehmen, so laut sangen die Fans ihr "You'll never walk alone". Und schon nach sieben Minuten hätte Salah, am vergangenen Wochenende gegen Bournemouth dreimaliger Torschütze, das 1:0 erzielen müssen.

Es hat auch mit diesen drei Salah-Toren zu tun, dass die Stimmung in Liverpool gerade so besonders ist. Sie trugen bei zum 4:0-Auswärtssieg, der dem Klub nach vielen Wochen wieder die Tabellenführung vor Manchester City einbrachte. Die erste Meisterschaft in der Premier League, die große Sehnsucht des Klubs, scheint womöglich eine echte Perspektive zu sein. Es wurde deshalb auf der Insel bereits gemutmaßt, dass Klopp die Liga priorisiert und womöglich auch deshalb drei Auswärtsspiele in der Gruppenphase der Champions League verloren gingen. Doch vielleicht ist die Erklärung eher eine spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft, die sich auch am Dienstag andeutete.

Der SSC Neapel, trainiert vom früheren Münchner Coach Carlo Ancelotti, begann ausgesprochen passiv. Liverpool musste also Dominanz ausstrahlen, was bislang nie die große Spezialität von Klopp-Mannschaften war. Doch Liverpool kontrollierte das Spiel. Das zeigte sich weniger in den Ballbesitzzahlen. Es zeigte sich in den Torschussstatistik: 22:8. "Wir haben nicht oft genug getroffen, aber das ist jetzt völlig wurscht", sagte Jürgen Klopp später. Es zeigte sich in schnellen Angriffen, die vom gegnerischen Tor wie magnetisch angezogen zu werden schienen. Beispielhaft: In besagter siebter Minute brauchte es nur einen Seitenwechsel von Georginio Wijnaldum und eine Flanke von Roberto Firmino, um Salah freizuspielen. "So ein Spaß, so eine Werbung für leidenschaftlichen Fußball", sagte Klopp. Beim Tor (34. Minute) hatte Liverpool dann Glück, dass sich Neapels Verteidiger Mario Rui von Salah aus dem Weg schieben ließ - und Torwart David Ospina beim Schuss aus spitzem Winkel auf eine Flanke spekulierte. Der Ball flog ihm gar durch die Beine. Klopp hatte gewusst, dass er auch die Fans brauchen würde. Immer wieder animierte er auch während der Begegnung die Zuschauer. Vielleicht war es auch das laute Stadion, das den Reds in der zweiten Halbzeit über eine komplizierte Phase hinweghalf. Neapel ist ja immerhin Zweiter in der Serie A, dort für geduldiges Spiel berüchtigt. Und in der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte Neapels Arkadiusz Milik plötzlich ganz allein vorm Tor die Chance zum Ausgleich, der das Aus für Liverpool bedeutet hätte.

Doch auch diese Szene wurde zum Beweis der Stärke der Reds. Sie haben ja nicht nur laute Fans und einen euphorischen Trainer. Sie haben im Sommer auch für mehr als 60 Millionen Euro einen Torwart namens Alisson Becker aus Rom verpflichtet. Und der Brasilianer war der gefeierte Mann des Abends - für eine Parade, wie sie Torhüter von Titelgewinnern zeigen.

© SZ vom 12.12.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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