Lionel Messi:Bis Rosario sie scheidet

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Spielt weiter im Camp Nou: Lionel Messi. (Foto: Getty Images)
  • Es gab Befürchtungen, Messi könne dem FC Barcelona von der Fahne gehen. Doch nun hat der Argentinier seinen Vertrag verlängert.
  • Allein für die Unterschrift erhält er eine Gratifikation von angeblich 50 Millionen Euro.
  • Dem FC Barcelona kommt die Vertragsverlängerung recht, denn zuletzt dominierten negative Schlagzeilen über den Verein.

Von Javier Cáceres, Barcelona/München

Es gibt Urlaubsziele auf dieser Welt, an denen man mutmaßlich etwas günstiger unterkommt als in Antigua. Der Fußballer Lionel Messi, 30, weilt zurzeit dort, gemeinsam mit seiner Frau Antonella sowie den beiden gemeinsamen Kindern. Anlass bieten die Flitterwochen, Messi hatte Ende vergangener Woche in seiner argentinischen Geburtsstadt Rosario geheiratet, mit großem Pomp und Gästen aus der weiten Welt des Fußballs. Messi kann es nun endgültig weiter krachen lassen, ohne auf den Kontostand zu schauen: Am Mittwoch gab sein Arbeitgeber FC Barcelona bekannt, dass man sich auf eine vorzeitige Vertragverlängerung bis Juni 2021 geeinigt habe - und das umfasst selbstredend auch aufgebesserte Bezüge.

Zuletzt schon hatten sich die schwelenden Befürchtungen aufgelöst, Messi könne dem FC Barcelona von der Fahne gehen. Zur Erinnerung: Messi galt als hochgradig verstört, dass ihm in Spanien der Fiskus mit Erfolg nachstellte. 2016 wurde der Profi zunächst zu einer nie vollzogenen 21-monatigen Haftstrafe verurteilt, die nun nach dem Willen der Staatsanwaltschaft umgewandelt werden soll in eine sechsstellige Geldbuße, die sich zu den bereits geleisteten Steuernachzahlungen plus Zinsen und einer weiteren Geldstrafe gesellt.

Vor diesem Hintergrund ließen die wenigen Klubs, die sich zumindest theoretisch einen Messi leisten könnten (die neu festgeschriebene Ablösesumme soll sich auf 300 anstatt bislang 200 Millionen Euro belaufen), so etwas wie Interesse anklingen. Doch mit der Idee, Barcelona zu verlassen, hat sich Messi, wie nun aus seinem Umfeld verlautet, nie auseinandergesetzt. Die Verhandlungen, die Klubboss Josep María Bartomeu und Messis Vater Jorge führten, sollen problemlos gewesen sein. Überraschend war am Ende allenfalls, dass der FC Barcelona die Nachricht am Mittwoch publizierte. Denn schon seit Wochen stand fest, dass Messi seine Unterschrift im Juli leisten würde, auf diese Weise würde man die Gehaltsaufbesserungen im Budget für die neue und nicht für die alte Spielzeit verbuchen können. Dass man Messis Rückkehr aus den Flitterwochen nicht mehr abwarten wollte und die Nachricht herausposaunte, derweil Messi in der Karibik die Strandtücher sortiert, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass die Klubleitung positive PR nötig hat. Barça kommt gerade aus dem Gerede nicht heraus.

Eine Gratifikation von angeblich 50 Millionen Euro

In den Medien wird die nun ausgelaufene Kooperation mit Katar hinterfragt. Vor allem, weil Sandro Rosell, der frühere Barça-Präsident (2010 bis 2014) und vormalige Manager der Sportartikelfirma Nike, wegen des Deals mit dem Emirat sowie seinen Verwicklungen in die Affäre um den Weltfußballverband Fifa in Verruf geraten ist. Er sitzt zurzeit in Spanien wegen Geldwäscheverdachts in Untersuchungshaft. Auch der aktuelle Präsident Bartomeu, ein früherer Vertrauensmann Rosells, kam in Bedrängnis - und hat an einer weiteren Front Erklärungsnöte, denn seit einigen Tagen schwelt eine Affäre, die um ein Programm namens "Freier Sitzplatz" kreist. Es erlaubt Dauerkartenbesitzern, die bei Barça-Heimspielen verhindert sind, ihre Tickets dem Klub zur Verfügung zu stellen, der sie dann weiterverkauft, den Erlös teilten sich Klub und Vereinsmitglied zu gleichen Anteilen. Das war aber nur die Theorie. Durch Enthüllungen des katalanischen Fernsehsenders TV3 stellte sich heraus, dass einige Sitze, die einen Nennwert von knapp 90 Euro hatten, durch Zugangsberechtigungen zu VIP-Salons im Camp-Nou-Stadion aufgewertet - und für bis zu 1500 Euro verkauft wurden. Den Profit machte aber nur der Klub.

Dahinter verblasste auch der Ärger, den viele Barça-Fans ob der vergangenen Saison verspüren - Real Madrid gewann Meisterschaft und Champions League, Barcelona blieb als Trostpreis der Pokal. Zudem irritieren die ständigen Abwanderungen klubeigener Talente. In dieser Gemengelage kommen Schlagzeilen zu Messi recht, auch wenn es die Zahlen in sich haben.

Seine achte Vertragsverlängerung seit 2000 macht Messi zum bestbezahlten Profi der Welt. Sein jährliches Salär soll auf rund 35 Millionen Euro netto angehoben worden sein, womit er seinen ewigen Rivalen um den Titel des Weltfußballers, Cristiano Ronaldo von Real Madrid, ausstechen würde. Ronaldo erhält beim spanischen Rekordmeister angeblich 23,5 Millionen Euro. Zudem wird Messi eine Gratifikation für die Vertragsunterschrift erhalten, sie beläuft sich nach Angaben der Zeitung Sport auf 50 Millionen Euro. Das ist beileibe nicht die erste Prämie, die Barça zahlt, um eine wichtige Stütze im Klub zu halten: Aus dem letzten Jahresbericht Barças geht hervor, dass "drei Spielern" der ersten Mannschaft Gratifikationen von insgesamt 64 Millionen Euro überwiesen wurden. Dem Vernehmen nach handelt es sich um die argentinische Defensivkraft Javier Mascherano, den uruguayischen Stürmer Luis Suárez sowie den brasilianischen Nationalmannschaftskapitän Neymar.

Mit seiner Verlängerung dokumentiert Messi die Absicht, zumindest seine europäische Karriere in Barcelona zu beenden. Im Jahr 2021 wird er 34 Jahre alt sein, nach menschlichem Ermessen ist er dann über seinen Zenit hinaus. Ob Barça aber sein letzter Klub bleibt, gilt als offen. Messi hat stets betont, seine Laufbahn in Rosario beenden zu wollen - bei seinem Stammverein Newell's Old Boys.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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