3. Liga:1860 ärgert sich im Derby

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Kurzer Prozess aus kurzer Entfernung: Der Unterhachinger Stefan Schimmer schiebt den Ball in der Nachspielzeit vorbei an Marco Hiller. (Foto: Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)
  • Der TSV 1860 München spielt im Derby bei der SpVgg Unterhaching 1:1.
  • Die Münchner kassieren mal wieder ein spätes Gegentor - in der Nachspielzeit trifft Unterhaching zum Ausgleich.
  • 1860-Trainer Daniel Bierofka gibt sich trotzdem zufrieden: "Was mir wichtig war: dass wir eine Reaktion auf das Wehen-Spiel zeigen. Und das haben wir getan."

Von Markus Schäflein, Unterhaching

"Die Nummer zwei der Stadt sind wir", sangen die Anhänger der SpVgg Unterhaching schon in der S-Bahn-Station am Marienplatz; es stand ja fest, dass dies tabellarisch betrachtet unabhängig vom Ergebnis des Drittliga-Derbys gegen den TSV 1860 München so bleiben würde. Die 1860-Anhänger reagierten mit ihrer eigenen Sicht der Dinge, sie singen ja ohnehin immer: "Die Nummer eins der Stadt sind wir." Womit dem nicht anwesenden FC Bayern München dann der dritte Rang blieb. Im ausverkauften Unterhachinger Sportpark wurde es dann, nachdem die Bayernhymne von Sechzig-Fangesängen übertönt worden war, zunächst still - die Sechzig-Fans beteiligten sich an einem stadionübergreifenden Stimmungsboykott, mit dem gegen den Deutschen Fußball-Bund protestiert werden sollte.

Den SpVgg-Fans unter den 14 200 Zuschauern war dies egal, sie boykottierten den Boykott und nutzten die Gelegenheit, sich bemerkbar zu machen. Nach 20 Minuten fingen die Löwen-Anhänger dann an, zu singen, die Hachinger waren nun selbstredend nicht mehr zu hören - dafür setzten sie sich optisch mit rotem Rauch noch einmal in Szene. Auch auf dem Platz dominierten die Sechziger - doch am Ende mussten sie sich nach einem späten Gegentreffer mit einem 1:1 (0:0) begnügen. "Es ist einfach nur die pure Enttäuschung", meinte Kapitän Felix Weber, "ich fand schon, dass wir die klar bessere Mannschaft waren. Wir müssen so ein dreckiges 1:0 auch mal zu Ende spielen." Damit datiert der letzte Liga-Auswärtssieg des TSV 1860 bei der SpVgg weiter vom April 1987 (!) - wobei Haching das damalige Bayernliga-Spiel (!!) im Grünwalder Stadion (!!!) austrug. Im Sportpark hatten die Löwen nur im November 2000 im DFB-Pokal gewonnen.

Bei den Löwen ersetzten im Vergleich zum 1:2 gegen Wehen-Wiesbaden Efkan Bekiroglu und Sascha Mölders Alessandro Abruscia und den angeschlagenen Nico Karger, der zunächst auf der Bank Platz nahm. Unterhaching stellte nach dem 3:3 in Meppen auf drei Positionen um, unter anderem kehrte Lucas Hufnagel ins Mittelfeld zurück. In der hart umkämpften und völlig zerfahrenen ersten Hälfte war Hufnagels gelbe Karte in der 25. Minute eine Art erster Höhepunkt. "Beide Mannschaften haben gewusst, worum es geht", interpretierte 1860-Trainer Daniel Bierofka das maue Gezeigte. Die Löwen hatten deutlich mehr Ballbesitz, aber auch keine Tormöglichkeiten. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte gab es dann endlich die erste nennenswerte Chance des Spiels zu sehen, ein Schuss von Sascha Mölders auf Vorlage seines Sturmpartners Adriano Grimaldi strich knapp am linken Pfosten vorbei.

Plötzlich ist das Derby kein Langweiler mehr

Und auch kurz nach Wiederpfiff verzeichnete Sechzig eine Möglichkeit zum 1:0, Daniel Wein verfehlte mit einem Freistoß das Tor ebenso knapp. Die Gäste drückten nun auf die Führung - und belohnten sich: Eine Hereingabe von Quirin Moll musste Grimaldi nur noch über die Linie drücken (53.). Die SpVgg musste selbstredend nun auch mal aktiver und mutiger werden, und siehe da: Plötzlich war das Derby kein Langweiler mehr. "Da habe ich endlich ein anderes Haching gesehen, das versucht hat, mutig zu spielen", sagte SpVgg-Trainer Claus Schromm. Ein abgefälschter Schuss von Hachings Sascha Bigalke senkte sich auf das Tornetz (66), auf der Gegenseite scheiterte eine Minute später Mölders auf Grimaldi-Zuspiel an Torwart Lukas Königshofer.

Die große Chance zum Ausgleich vergab dann Unterhachings Kapitän Josef Welzmüller: Nach einem Zweikampf zwischen Mölders und Finn Porath im Strafraum scheiterte Welzmüller per Elfmeter und dann nochmals im Nachschuss an 1860-Keeper Marco Hiller (79.). Schon jetzt hatten die Mannschaften das Publikum für die erste Hälfte mehr als entschädigt. Welzmüller musste vier Minuten nach der Elfmeterszene mit Verdacht auf Kreuzbandriss vom Platz, ehe Grimaldi die Entscheidung vergab (85.) - und Haching doch noch den unverhofften Ausgleich erzielte: Der eingewechselte Mittelstürmer Stefan Schimmer traf in der Nachspielzeit, nachdem erneut Hiller gerettet hatte, per Nachschuss und verlängerte die lange Liste später Gegentore, die die Löwen in dieser Saison schon hinnehmen mussten.

"Es ist natürlich schön, einen Elfer zu halten, aber am Ende ist es umso bitterer, dass die Null nicht steht", sagte Hiller, der verhinderte Held des Derbyabends. "Am Ende stochern sie ihn irgendwie rein, das ist verdammt ärgerlich." 1860-Trainer Bierofka wollte sich nicht allzu lange ärgern. "Was mir wichtig war: dass wir eine Reaktion auf das Wehen-Spiel zeigen. Und das haben wir getan", meinte er. "Auf der Leistung müssen wir aufbauen." Kein Stadt-, aber immerhin ein Bayernderby bietet den Löwen die Möglichkeit, mit dieser Aufbauarbeit den ersten Sieg der Wiesnzeit zu schaffen: Am Montagabend (19 Uhr) spielen sie in Giesing gegen den Tabellenzweiten Würzburg.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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