FC Bayern:Lewandowski macht das 41. Tor, Boateng weint beim Abschied

Lesezeit: 3 min

Der Pole scheitert mehrfach an Rafał Gikiewicz und überwindet ihn erst kurz vor dem Schlusspfiff zum alleinigen Torrekord. Boateng, Alaba und Martinez verabschieden sich emotional. Der FC Bayern beim 5:2 gegen Augsburg in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider

Manuel Neuer

(Foto: Sven Hoppe/Pool via Reuters)

Bekam von den Augsburgern zum Anpfiff eine Marionettenfigur aus der Puppenkiste überreicht - sah aus wie ein Räuber mit Meisterschale. Ob das was zu bedeuten hatte? Raubte Augsburg im Gegenzug ein Tor, weil er einen Elfmeter von Daniel Caligiuri hielt. Verzichtete auf sein Recht, die Meisterschale zu stemmen und übergab an Jérôme Boateng, David Alaba und Javi Martínez ab.

Benjamin Pavard

(Foto: Sven Hoppe/Pool via Reuters)

Viel interessanter als dieses Spiel: Sein nächstes Spiel in München wird aller Voraussicht nach das erste Gruppenspiel der Fußball-Europameisterschaft sein - dann mit Frankreich gegen Neuer, Kimmich, Müller, Gnabry ...

Jérôme Boateng

(Foto: Sven Hoppe/Pool via Getty)

Er ging mit Tränen in den Augen. Nachdem ihn jeder Mitspieler mal umarmt hatte und Manuel Neuer aus seinem Tor geeilt war, musste Boateng auf den letzten Metern weinen. Er kniff sich mit zwei Fingern in die Augen, und dann waren seine letzten Sekunden beim FC Bayern vorbei.

Am Ende war es eine schwierige Beziehung zwischen Jérôme Boateng und dem Klub - aber niemand wird bestreiten, dass es eine erfolgreiche war. Als er 2011 von Manchester City kam, galt er als athletisch aber ungestüm, immer mal gut für eine rote Karte nach schlecht getimter Grätsche. Er entwickelte sich zum Spielmacher in der letzten Reihe, zum Quarterback mit den langen Pässen und zu einem der unbestritten besten Verteidiger der Welt. Hansi Flick machte aus ihm nach einer von Verletzungen geprägten Phase noch einmal einen Abwehrmann, mit dem man die Champions League gewinnen kann. Klubvorstand und auch Bundestrainer Löw verzichteten trotzdem auf ihn. Wohin es ihn mit seinen 32 Jahren verschlägt - völlig unklar, es gibt noch nicht mal Gerüchte.

Lucas Hernandez

(Foto: Christof Stache/Pool via Reuters)

Siehe Pavard. Verursachte den Elfmeter für Augsburg - Manuel Neuer hätte nichts dagegen, wenn ihm das beim nächsten Spiel in München auch passieren würde.

Alphonso Davies

(Foto: Christof Stache/Pool via Reuters)

Freut sich, wenn Julian Nagelsmann kommende Saison mal mit Fünferkette spielt - dann kann er noch sorgenloser nach vorne sprinten.

Joshua Kimmich

(Foto: Matthias Schrader/AP)

Verpasste seinem Schuss in der 33. Minute eine sehr krumme Flugbahn, traf so zum 3:0, und spannte Robert Lewandowski weiter auf die Folter.

David Alaba

(Foto: Sven Hoppe/Pool via Reuters)

Ah geh bittschön, der FC Bayern und die Bundesliga ohne David Alaba? Ja, doch, er geht tatsächlich, nach 430 Spielen, der erfolgreichste Österreicher ohne Ski, der treue Kompagnon von Franck Ribéry und schließlich der Führungsspieler mit den Kommandos auf Wienerisch. Er geht mit der zehnten Meisterschale in der Hand, Rekord ist das. Jedenfalls, bis ihn Thomas Müller nächstes Jahr mit der elften Meisterschaft überholen wird. Weil er schon 2010 dabei war, als ihn Louis van Gaal blutjung - aber überzeugt von seinem Potential - in die Mannschaft warf, waren auf seinem Abschiedsbild sogar noch mehr Trophäen abgebildet, als bei Boateng und Martinez. Wohin er geht, weiß man noch nicht, wahrscheinlich zu Real Madrid, aber Thomas Müller meinte: "David, du wirst den Wechsel bereuen, denn wenn wir gegeneinander spielen, werd' ich dir den Arsch versohlen." Atmete auch schwer bei seiner Auswechslung und umarmte Hermann Gerland und Teammanagerin Kathleen Krüger besonders lang.

Serge Gnabry

(Foto: Sven Hoppe/Pool via Reuters)

Man hatte es fast vergessen, aber auch für Serge Gnabry und Kingsley Coman (siehe dort) geht es noch um was - nämlich um ihre Startplätze in der Nationalmannschaft. Gnabry zwang erst Jeffrey Gouweleeuw zum Eigentor, köpfte dann selbst das 2:0 (Foto). Der Platz im deutschen Sturmzentrum ist ja zum Beispiel vakant.

Thomas Müller

(Foto: Sven Hoppe/AP)

Kaum ist er wieder deutscher Nationalspieler, bringt er keine Leistung mehr. Spaß. Freut sich auf die Rückkehr ins DFB-Team.

Kingsley Coman

(Foto: Sven Hoppe/AFP)

Würde für Frankreich auch gern starten, bereitete also zwei Tore vor und erzielte das 4:0 selbst. Hatte zugegebenermaßen schon mehr Schwierigkeiten mit seinen Gegenspielern - hatte schon was von Sommerfußball.

Robert Lewandowski

(Foto: Christof Stache/Pool via Reuters)

Scheiterte in der 8. Minute an Rafał Gikiewicz (Kopfball), scheiterte in der 30. Minute an Rafał Gikiewicz (Nachschuss), scheiterte in der 39. Minute an Rafał Gikiewicz (Schuss), und in der 48. Minute fischte der Pole im Augsburger Tor auch noch einen Alaba-Pass seinem Landsmann vor den Füßen weg. Um ihn herum fielen die Tore - und Lewandowski stand mittendrin. Vor allem Alaba versuchte alles und suchte den Stürmer: vergeblich. Versuchte es in der 70. Minute dann per Freistoß: auch vergeblich. Erst kurz vor Ende der regulären Spielzeit ließ Gikiewicz einen Sané-Schuss abprallen - und Lewandowski jagte den Ball und schob ihn zum 41. Tor und zum alleinigen Rekord ins Netz. Das ganze Team freute sich mit ihm.

Javi Martínez

(Foto: Sven Hoppe/AFP)

Es ist eine emotionale Geschichte, Javi Martínez und der FC Bayern. Fan-Liebling, Mister Supercup - und der entscheidende Transfer 2013, als der FC Bayern zum ersten Mal in der Geschichte das Triple gewann. Sein Körper macht schon lange nicht mehr mit, zu viele Zweikämpfe, zu viele Bodychecks. Er hätte wie alle anderen ein volles Stadion verdient gehabt, als er in der 60. Minute eingewechselt wurde.

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