Leipzig weiter ohne Auswärtserfolg:Ungewohnte Misere

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Leipziger Frust: Auch in Hoffenheim gab es keinen Sieg für Trainer Jesse Marsch und sein Team. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Auch nach dem sechsten Auswärtsspiel der Saison bleibt RB Leipzig in der Fremde sieglos. Es dürften ungemütliche Tage auf den Trainer Jesse Marsch und sein Team zukommen.

Jesse Marsch versammelte sein Team schon wenige Sekunden nach dem Abpfiff zur ersten Fehleranalyse auf dem Platz. Während der Leipziger Coach eindringlich auf seine enttäuschten und enttäuschenden Spieler einredete, klatschte sein Gegenüber auf der Hoffenheimer Trainerbank reihenweise Hände ab und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Die Erleichterung war Sebastian Hoeneß anzumerken.

Dank einer leidenschaftlichen Leistung gewann die TSG Hoffenheim hochverdient 2:0 (1:0) gegen das zuvor sieben Bundesliga-Spiele in Serie ungeschlagene Team von RB Leipzig. Die Kraichgauer stellten ihrerseits durch den fünften Saisonsieg den Anschluss an die internationalen Ränge her. "Das war sehr nah an 100 Prozent dran. Das Spiel ging klar über den Kampf und wir haben defensiv sehr hart gespielt", sagte Hoffenheims Kevin Akpoguma: "Nach Balleroberungen sind wir schnell spielerisch nach vorne gekommen. Ich bin sehr stolz auf die Jungs."

Ganz anders sieht es in Leipzig aus: Es ist schon eine ungewohnte Misere. Auch nach ihrem sechsten Bundesliga-Auswärtsspiel haben die Sachsen auf fremdem Platz noch nicht gewonnen. "Sicher ein verdienter Sieg für Hoffenheim. Da war mehr Wille auf dem Platz, sie haben in jeder Phase besser gespielt als wir. Es ist schwer für mich zu verstehen warum", sagte der Trainer Jesse Marsch, der die hilflosen Aktionen seiner Spieler an der Seitenlinie immer wieder mit Kopfschütteln quittiert hatte. Nach einem insgesamt äußerst durchwachsenen Saisonstart warten nun wohl ungemütliche Tage auf ihn. Nur ein Sieg in der Champions League am Mittwoch in (!) Brügge dürfte die Lage beruhigen.

RB Leipzig übt Kritik an Sachsens Politik

Zur Leipziger Auswärtsschwäche kommt jetzt noch, dass RB künftig auch daheim ohne eigene Fans antreten muss. Die sächsische Landesregierung hatte die erneuten Geisterspiele wegen rasant steigender Coronazahlen in Sachsen eingeführt. Der Bundesligist reagierte mit Kritik: "Kein Verständnis haben wir dafür, dass es die sächsische Regierung überhaupt zu dieser Situation hat kommen lassen", schrieb der Klub auf seiner Homepage, "die höchste Infektionsrate aller Bundesländer einhergehend mit der niedrigsten Impfquote ist ein Beleg dafür, dass die Politik es in Sachsen bislang nicht geschafft hat, tragfähige Konzepte umzusetzen, um die Pandemie wirksam einzudämmen." Man werde die neue Gesetzeslage "akzeptieren und respektieren", betonte RB.

Nach der Partie sagte Marsch: "Es sind viele Menschen krank und gestorben, deshalb muss man Lösungen finden. Es ist schwer, jetzt wieder zurück in dieser Situation zu sein", ergänzte der 48-Jährige. Aber die Maßnahmen seien "wichtiger als Fußball", auch wenn der Fußball wichtig sei für die Lebensmotivation von Menschen.

In Hoffenheim erzielten Diadie Samassekou (12.) und Munas Dabbur (68.) die Treffer für die TSG, die mehrere aussichtsreiche Gelegenheiten zu einem noch höheren Sieg vergab. Für die TSG war es vor nur 13 233 Zuschauern der dritte Sieg im elften Bundesliga-Duell mit Leipzig und der vierte Heimerfolg in dieser Saison.

Anstelle des verletzten Dänen Yussuf Poulsen (Muskelfaserriss) durfte sich der Portugiese Andre Silva erstmals seit einem Monat wieder von Beginn an beweisen. "Er war in der besten Form seiner Karriere", hatte RB-Coach Jesse Marsch vor der Partie mit Blick auf Poulsens Ausfall gesagt. Sein Ersatzmann blieb aber bis zu seiner Auswechslung nach rund 70 Minuten harmlos. Hoeneß hatte sein Team gleich auf fünf Positionen verändert - zum Teil gezwungenermaßen.

Für den kroatischen Torjäger Andrej Kramaric kam die Partie nach seinem Zusammenprall mit einem Gegenspieler im WM-Qualifikationsspiel gegen Russland erwartungsgemäß zu früh, für ihn spielte Dabbur. Georginio Rutter hatte aus 18 Metern die erste Chance für die TSG, sein Schuss strich jedoch knapp am rechten Pfosten vorbei (3.). Dann profitierte Hoffenheim von einem Patzer des RB-Torwarts: Peter Gulacsi segelte unter einer Ecke von Geiger durch, Samassekou köpfte freistehend ein. Für den Malier war es der erste Bundesliga-Treffer.

Drei Minuten später vergab Rutter den Doppelschlag: Aus sieben Metern tunnelte er Lukas Klostermann, spitzelte den Ball aber Zentimeter am Pfosten vorbei. Leipzig wirkte verunsichert und ideenlos. Unter anderem vergaben Kevin Akpoguma mit einem strammen Flachschuss (24.) und Stefan Posch per Kopf (35.) aussichtsreiche Gelegenheiten zum 2:0. Wenige Sekunden setzte die TSG ihren Chancenwucher fort. Rutter vergab frei vor Gulacsi, kurz darauf köpfte der Franzose am Tor vorbei. Leipzig tat sich weiterhin schwer, die TSG verteidigte solide. Dabbur erzielte nach einem Konter aus 18 Metern das längst überfällige 2:0.

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