Verletzung von Peter Gulacsi:"Das tut uns richtig weh, er ist unser Kapitän"

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Ahnte da vermutlich schon, dass das Knie schlimmer verletzt sein könnte: Peter Gulacsi wird vom Platz getragen. (Foto: Sven Sonntag/Imago/Picture Point LE)

RB Leipzig gelingt beim 3:1 gegen Celtic Glasgow ein wichtiger Sieg in der Champions League - doch Torhüter Gulacsi reißt sich das Kreuzband. Der Ausfall trifft die gerade wieder erstarkte Mannschaft hart.

Von Javier Cáceres

Am Mittwochabend legte sich eine erstaunliche Ruhe über Leipzig. Die Kneipen hatten ihren Personalbestand in der Erwartung verstärkt, dass die Anhänger von Celtic Glasgow die Bestände an Alkohol dezimieren würden, sie gelten als gesellig und durstig. Das Geschäft hielt sich in den einschlägigen Ecken der Stadt dann aber in Grenzen, vermutlich hatte den Schotten die deutliche 1:3-Niederlage bei RB Leipzig aufs Gemüt geschlagen. So wie bei anderen Völkern nur nach Siegen das Brot am nächsten Morgen besser duftet und schmeckt, heißt es von den Schotten, dass sie lieber nach einem Erfolg die Pints attackieren. Und die Leipziger? Nun ja: Auch ihnen war nur bedingt zum Feiern zumute.

Einerseits strahlten sie ob ihres ersten Königsklassensieges der laufenden Saison, herausgeschossen von Christopher Nkunku und André Silva. Aber da war eben auch die Kunde, die viel zunichte machte: Nach gut zehn Minuten musste Torwart Peter Gulacsi verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Wie sich herausstellte wegen eines Kreuzbandrisses, den er sich ohne Einwirkung des Gegners zugezogen hatte, er fällt nun für Monate aus. "Das tut uns richtig weh, er ist unser Kapitän. Er ist seit Jahren eine absolute Bank hier in Leipzig", sagte Trainer Marco Rose.

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Die Umstände der Verletzung Gulacsis waren bizarr: Er war im eigenen Strafraum in Bedrängnis geraten, weil Nationalstürmer Timo Werner unter den Augen von Bundestrainer Hansi Flick einen ungenauen Rückpass gespielt hatte. Beim Versuch, die Situation zu bereinigen, spielte Gulacsi erst einem Celtic-Spieler den Ball in die Füße, dann blieb er, womöglich ob der Hektik, bei einer abrupten Bewegung mit den Stollen im Rasen hängen.

Rose brachte Janis Blaswich, der sich gut einfügte, aber kurz nach der Pause das Gegentor der Schotten kassierte (47.). Das lag an allen möglichen Leipziger Spielern, nur nicht an ihm. Genau genommen war es wieder eine Tölpelei von Werner, die den eigenen Strafraum in Brand setzte: Er versuchte sich an einem Absatzkick, leitete damit einen Celtic-Konter ein, Jota traf (47.). Dass er später ausgewechselt wurde, quittierte er mit missmutigen Gesten und Worten.

Das stieß Trainer Marco Rose auf. "Ich erwarte, dass der Spieler auf mich zukommt", sagte Rose im ZDF über die Szene in der 71. Minute. Werner war wild schimpfend vom Platz gegangen, hatte nur zögerlich mit dem Trainer abgeklatscht und sich anschließend in die hinterste Ecke der Bank gesetzt. "Dies ist ein Mannschaftssport, die Botschaft gebe ich schon noch mal mit", sagte Rose. Nach der Partie war Werner allerdings wieder auf Normaltemperatur; er feierte mit den Fans und der Mannschaft, unter ihnen Blaswich, auf den in den kommenden Monaten eine Reihe von Einsätzen zukommen werden.

Blaswich, 31, wuchs im nordrheinwestfälischen Hamminkeln-Mehrhoog auf, sozusagen im Einzugsgebiet von Borussia Mönchengladbach, deren Nachwuchsleistungszentrum er besuchte. Dort standen ihm immer renommiertere Torhüter im Weg, so dass er auf Wanderschaft ging. Er wurde an Dynamo Dresden verliehen, ebenso an Hansa Rostock, bis er bei Heracles Almelo mehr oder minder sesshaft wurde.

Als er im Sommer nach Leipzig wechselte, hatte er in der ersten niederländischen Liga 107 Mal im Tor gestanden und dabei lediglich 161 Treffer kassiert; 27 Mal spielte er zu Null. Nun saß er auf der Bank, musste sich hinter Gulacsi in Geduld üben, was ihm "überhaupt nicht" schwerfalle. "Ich möchte dem Team helfen, da sein, wenn ich gebraucht werde. Dafür gebe ich mein Bestes", sagte er, als er mit durchgedrücktem Rücken in der Mixed Zone stand. So erkennbar noch unter Strom, dass er gefragt wurde, wann er wohl den Tunnel wieder verlassen würde, in den er sich begeben hatte. Ein, zwei Tage werde das schon noch dauern, sagte er.

Dann begibt sich Leipzig wieder auf Reisen, am Samstag muss RB nach Mainz, wo Trainer Marco Rose einst als Spieler agierte. Von fünf Spielen hat er drei gewonnen, die beiden Niederlagen aber hatten ihre besonderen Begleitumstände: bei Real Madrid kann man schon mal Punkte lassen, die folgende 0:3-Pleite in Mönchengladbach stand wegen Roses Vergangenheit unter einem besonderen Stern.

Nun gegen Celtic zeigte das Team eine Resilienz, die es jüngst nicht immer hatte. Die Mannschaft musste nicht nur den Frust über die Gulacsi-Verletzung abbauen, sondern auch jenen über zwei aberkannte Tore und ebenso viele Aluminium-Treffer. "Das war ein sehr guter Umgang mit schwierigen Situationen und Widerständen", sagte Rose - und Celtic war keine Laufkundschaft, sondern ein fordernder Gegner. Rose gereichte die Leistung insgesamt zur Zufriedenheit: "Ich habe lieber ein wildes Spiel als eins zum Einschlafen", sagte er.

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