Leipzig patzt erneut daheim:Werners Traumtor reicht nicht

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2:0-Führung verspielt:Timo Werner (Foto: Getty Images)

Leipzig führt 2:0 gegen Düsseldorf, gewinnt das Spiel aber nicht und wartet weiter auf die Champions-League-Qualifikation. Die Fortuna holt im Abstiegskampf einen wichtigen Punkt.

Von Javier Cáceres, Leipzig

Zu den kommerziellen Auswüchsen des Profifußballs zählt der Umstand, dass die Vereine von ihren Ausstattern mit gleich mehreren Trikotmodellen versehen werden. Alle möglichen "Editionen" werden immerzu auf den Markt geworfen; als wäre der grüne Rasen ein Catwalk und nicht mehr der Ort, auf dem die Wahrheit liegt. Nicht immer ergibt sich die Gelegenheit, sie vorzuführen.

Am Mittwochabend stand in Leipzig ein Bundesligaspiel an, zwischen dem örtlichen Startup RB und der 125 Jahre alten Fortuna aus Düsseldorf. Und die Leipziger traten in ungewohnten schwarzen Leibchen an - dem so genannten Ausweichtrikot aus der Champions-League-Kollektion. Wenn man so will aus zwei Gründen: Zum einen, weil seit Mittwoch feststeht, dass RB Mitte August einen Ausflug nach Lissabon machen wird, dort wird das "Final 8" der diesjährigen Königsklasse ausgetragen. Und zum anderen, weil man die Champions-League-Qualifikation festzurren konnte.

Es misslang, weil Leipzig in einer turbulenten Schlussphase noch einen 2:0-Vorsprung verspielte, den Kevin Kampl (60. Minute) und Timo Werner mit einem Traumtor (63.) hergestellt hatten. Fortuna kam dank gütiger Mithilfe der Schiedsrichter zum 2:1 durch Stefan Skrzyski - und schließlich durch André Hoffmann zum Remis. Die Düsseldorfer verhinderten damit den Sturz auf den 17. Tabellenplatz; sie könnten am Ende auch noch 15. werden.

Düsseldorfs Trainer Uwe Rösler hatte im Vergleich zur 0:1-Niederlage gegen Borussia Dortmund gleich sechs Wechsel vorgenommen. Sein Augenmerk lag vor allem darauf, bei den Leipzigern jede Form von Spielfreude zu unterbinden. Es gelang nur eine Stunde lang. Einen kleinen Aussetzer leistete sich seine Defensive, bei einem Rückpass von Mathias Jörgensen auf Torwart Florian Kastenmeier, der bei seinem verzweifelten Klärungsversuch Leipzigs Kevin Kampl deutlich umtrat. Der von den Leipzigern vehement geforderte Elfmeterpfiff aber blieb aus, der Videoschiedsrichter gab keine Lebenszeichen von sich.

Die Passwege der Leipziger waren komplett abgeschnitten

Ansonsten vermochten die Düsseldorfer es, die Räume so zu verdichten, dass es Freunden des Spiels gegen den Ball eine reine Freude war. Keine Offensivkraft Leipzigs - Timo Werner, Christopher Nkunku, Dani Olmo - vermochte es, eine brauchbare Idee zu entwickeln. Die Passwege von Tyler Adams, Marcel Sabitzer und Kevin Kampl waren komplett abgeschnitten. Die einzige erwähnenswerte Aktion? Ein Fernschuss von Marcel Halstenberg nach gut einer halben Stunde. Auf der anderen Seite jagte Rouwen Hennings den Leipzigern einen Schrecken ein, als er ebenfalls mit einem Distanzschuss das Leipziger Tor nur knapp verfehlte (21.). Ansonsten war das Spiel an Inhalten leerer als die Ränge.

Nach der Pause wechselte RB-Trainer Julian Nagelsmann Mittelstürmer Schick und Dayot Upamecano ein, was dem Spiel der Leipziger mehr sofort mehr Volumen gab. Die Ordnung der Düsseldorfer geriet ins Wanken, was sich unter anderem darin äußerte, dass Kampl nach einer Stunde entspannt wie auf einem Spaziergang durchs Halbfeld mit dem Ball am Fuß laufen konnte - und Maß nahm. Aus über 20 Metern senkte sich der Ball in den Winkel. Werner zirkelte den Ball drei Minuten später ebenfalls Richtung rechtes oberes Eck, als Halstenberg eine Sabitzer-Flanke mit der Brust ablegte. Es war ein Doppelschlag, der die Düsseldorfer in verzweifelte Angriffsversuche zwang, im Wissen darum, dass im Kampf gegen Werder Bremen um den Relegationsplatz jedes Tor zählt. Doch die Versuche blieben zunächst steril.

Sie konnten dafür von Glück reden, dass sie nicht noch unter die Räder kamen. RB-Verteidiger Lukas Klostermann scheiterte aus kurzer Distanz an Kastenmeier; in der 83. Minute strich ein Schuss von Amadou Haidara nur knapp am Tor vorbei. Dann aber übersah Schiedsrichter Manuel Gräfe ein Foul von Kenan Karaman an Upamecano - und das erlaubte es Skrzybski, einen Schuss von Sobottka ins Tor zu lenken. André Hoffmann drückte dann einen Eckball zum späten Remis ins Tor, der Düsseldorf der Relegation näher bringt.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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