Leichtathletik: Istaf in Berlin:Friedrich über 2,06 Meter

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Hochspringerin Ariane Friedrich knackt beim Istaf in Berlin den 18 Jahre alten deutschen Rekord. Andere Leichtathleten haben es schwer, ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Joachim Mölter

Bisweilen führt der Zufall zwei Gruppierungen zusammen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, den Leichtathletik-Weltverband IAAF und die deutsche Regierungspartei SPD zum Beispiel. Am Wochenende tagten beide Organisationen im selben Berliner Hotel, ihre Repräsentanten werben um den Zuspruch des Publikums hierzulande für ihre Großereignisse im Spätsommer, die Politiker für die Bundestagswahl, die Sportler für ihre Weltmeisterschaften.

Freudenschrei: Ariane Friedrich hat 2,06 Meter übersprungen. (Foto: Foto: dpa)

Und obwohl das eine bloß eine nationale Angelegenheit ist und das andere eine globale, gibt es einen Nenner: deutsche Sozialdemokraten und deutsche Leichtathleten tun sich schwer momentan.

Das 68. Internationale Stadionfest (Istaf) am Sonntag im Berliner Olympiastadion war als Generalprobe für die WM im August gedacht, und die Organisatoren haben sich bemüht, den deutschen Leichtathleten eine Darstellungsmöglichkeit auf der großen Bühne zu bieten. "Ein Viertel der teilnehmenden Athleten sind Deutsche", betonte Istaf-Chef Gerhard Janetzky: "64 von 240!"

Klingt imposant, aber von diesen 64 traten die meisten im Vor- und Rahmenprogramm auf. In den zehn Disziplinen der Golden-League-Serie durften nur 15 mitmachen. Und Hoffnungen auf einen Teil des Jackpots kann sich sogar nur eine machen, die Hochspringerin Ariane Friedrich, quasi die Spitzenkandidatin des DLV.

Beim Istaf gab Friedrich eine eindrucksvolle Bewerbung für die WM ab mit ihren 2,06 Meter, mit denen sie nicht nur die Weltmeisterin Blanka Vlasic aus Kroatien (2,03 Meter) im direkten Vergleich übertraf, sondern auch die Olympiasiegerin Heike Henkel im indirekten; die Leverkusenerin überquerte bei ihrem WM-Sieg 1991 in Tokio 2,05, was bis zum Sonntag die nationale Höchstmarke war.

Die 25 Jahre alte Friedrich schaffte die Rekordhöhe im ersten Versuch, zuvor war sie bloß über 1,93 und 2,00 Meter gefloppt und hatte alle anderen Höhen ausgelassen. Danach versuchte sie sich vergeblich an 2,09 Meter, womit sie den Weltrekord von Stefka Kostadinowa (Bulgarien/1987) eingestellt hätte.

Was nicht war, kann noch werden, so ganz aussichtslos sahen die Bemühungen der Hallen-Europameisterin jedenfalls nicht aus. Ariane Friedrich sorgte immerhin dafür, dass sich in der deutschen Leichtathletik die Aufmerksamkeit weiter vom Ring zurück auf die Bahn verschiebt.

Die traditionell erfolgreichen deutschen Werfer mussten jedenfalls vor Beginn der Hauptveranstaltung antreten, was Kugelstoß-Siegerin Nadine Kleinert (Magdeburg) mitverantwortlich dafür machte, dass sie nicht weiter stieß als 19,39 Meter: "Für uns war das keine wettkampftypische Zeit." Dafür rücken nun die Springer und Läufer wieder mehr in den Mittelpunkt wie die Stabhochspringerin Anna Battke (Mainz) mit ihrer Steigerung auf 4,68 Meter.

Aber in der Mitte des öffentlichen Bewusstseins sind noch längst nicht alle deutschen Spitzenkräfte angekommen. Die deutsche 100-Meter-Meisterin Verena Sailer beispielsweise, am Sonntag Siebte in 11,41 Sekunden, wurde von einer Berliner Zeitung dem LAC Greuther Fürth zugeordnet.

Mal abgesehen davon, dass Sailer seit dieser Saison das Trikot der MTG Mannheim trägt, belegt das Malheur, dass mit dem Namen Fürth hierzulande eher ein Fußball-Zweitligist assoziiert wird als einer der über Jahrzehnte erfolgreichsten Leichtathletik-Vereine, der LAC Quelle. Bei Ariane Friedrich kann einem so eine Verwechselung kaum passieren: Sie startet für Eintracht Frankfurt.

© SZ vom 15.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Leichtathletik: Istaf in Berlin
:Auf Rekordhöhe

Mit 2,06 übertrifft Ariane Friedrich den 18 Jahre alten Hochsprung-Rekord von Heike Henkel. Der eigentliche Star aber kommt aus Russland. In Bildern

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