Leichtathletik:EM-Dritte Stahl: «Bis Olympia 2016 keine Babypause»

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Zürich (dpa) - Den Trend zur Familie im Speerwurf-Lager will Linda Stahl nicht mitmachen. "Bis zum Olympia-Jahr 2016 mache ich keine Babypause", kündigte die 28-jährige Leverkusenerin nach EM-Bronze bei der Leichtathletik-EM in Zürich an. "Bisher habe ich immer klare Entscheidungen getroffen."

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Zürich (dpa) - Den Trend zur Familie im Speerwurf-Lager will Linda Stahl nicht mitmachen. „Bis zum Olympia-Jahr 2016 mache ich keine Babypause“, kündigte die 28-jährige Leverkusenerin nach EM-Bronze bei der Leichtathletik-EM in Zürich an. „Bisher habe ich immer klare Entscheidungen getroffen.“

Die Auskunft zur Familien- und Karriereplanung war auch eine Anspielung auf die neue Europameisterin Barbora Spotakova, die nach der Geburt ihres Sohnes Janek nahtlos ihren nächsten Titel gewann, und Stahls nationale Rivalin Christina Obergföll. Die Weltmeisterin war nur Zuschauerin im Letzigrund-Stadion, weil sie im Juni ihren Filius Marlon zur Welt brachte.

Allerdings war Linda Stahl nicht wirklich amüsiert über dieses Thema. „Ich habe irgendwo gelesen, dass seit der Schwangerschaft von Christina Obergföll das deutsche Speerwerfen keine zugkräftige Athletin mehr hat“, sagte sie bissig. „Das finde ich ziemlich unverschämt.“

Gut leben konnte die Europameisterin von 2010 und Olympia-Dritte von 2012 mit Bronze, da sie in den vergangenen Monaten ihr Medizinexamen absolviert und bestanden hat. „Während des Examens habe ich gedacht: alles egal. Die EM mache ich nebenbei mal mit“, sagte Stahl. „Jetzt habe ich das Examen und die Medaille. Ich finde mich gerade ganz gut.“

Dabei sei es egal, dass es Bronze und nicht Silber oder gar der Titel geworden ist. Die Serbin Tatjana Jelaca hatte die Weite der Deutschen von 63,91 Metern noch mit 64,21 im fünften Versuch übertrumpft. Auch erst mit dem vorletzten Wurf gelang Spotakova die Siegesweite von 64,51 Metern.

„Ich hatte schon damit gerechnet, dass die Konkurrenz noch etwas drauflegt“, meinte Stahl, die ihren 63er-Wurf schon zu Beginn schaffte und als Weltjahresbeste (67,32 Meter) in das EM-Finale gegangen war. „Es hätte klappen können, hat aber nicht. Den großen Wurf hatte ich 2010. Das ist völlig in Ordnung.“

Ob mehr herausgesprungen wäre, wenn sie den Examensstress nicht gehabt hätte? „Vor Olympia 2012 habe ich an der Uni fast nichts gemacht, mich für eine Pause vom Studium entschieden und eine Saisonbestleistung von 64,91 Metern gehabt“, erklärte die Ärztin, die im Oktober im Klinikum Leverkusen anfängt. „Jetzt habe ich Examen gemacht und in diesem Jahr 67,32 Meter geworfen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“

Trotz der Belastung durch die Arbeit - inklusive Nachtschichten - will Linda Stahl in den kommenden zwei Jahren auch sportlich noch etwas bewegen. „Wenn man älter wird, wird die Technik meistens auch besser. Ich glaube, noch mal eine Bestleistung werfen zu können“, sagte sie. Am liebsten bei der WM 2015 in Peking oder bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro!

Dass die Medizinerin bis dahin wieder von ihrer nicht besonders geliebten Konkurrentin Christina Obergföll in den Schatten gestellt werden könnte, tut sie schnippisch ab: „Es gibt genug Konkurrenz aus dem Ausland, und es gibt Christin Hussong, die unglaublich gut wirft und uns alten Damen im nächsten Jahr das Leben schwer machen wird.“

Tatsächlich trat die erst 20-jährige Zweibrückenerin bei ihrer EM-Premiere wie eine potenzielle Nachfolgerin auf. „Mein Ziel ist, einmal da zu stehen, wo die anderen beiden stehen“, sagte die Studentin der Sportwissenschaften nach ihrem siebten Platz mit 59,29 Metern selbstbewusst. „Diesmal war das Ziel nur, dabei zu sein. Im nächsten Jahr möchte ich die Großen schon etwas ärgern.“

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