Doping-Berichte:Aufregung um eine Symbolfigur

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Dementiert die Doping-Berichte: der frühere Welt- und Europameister Sergej Schubenkow aus Russland. (Foto: Graham Glendinning/Zuma Press/Imago)

Der russische Hürdensprinter Sergej Schubenkow positionierte sich gegen Doping und durfte international starten. Doch nun gibt es Berichte, wonach eine verbotene Substanz in einer Probe von ihm gefunden worden sein soll.

Von Joachim Mölter, München

Es ist wieder einmal ein russischer Sportler unter Doping-Verdacht geraten, was im Grunde nichts Besonderes mehr wäre, in diesem Fall aber sehr wohl ist: Es handelt sich nämlich um Sergej Schubenkow, einen ehemaligen Welt- und Europameister über 110 Meter Hürden mit einer Bestzeit von 12,92 Sekunden. Damit gehört er zu den zehn schnellsten Hürdensprintern der Leichtathletik-Geschichte. Was ihn über diese sportlichen Meriten hinaus besonders macht, ist der Umstand, dass er bis dato als Symbolfigur für die sauberen Athleten seines Landes galt und sich dementsprechend auch gegen Doping positionierte.

Der 30-Jährige war einer der wenigen russischen Leichtathleten, die international starten durften, weil er sich unabhängigen Kontrollen unterzog. Seine nationale Organisation, die Rusaf, ist ja infolge des russischen Staatsdopings-Skandals seit 2015 vom Leichtathletik-Weltverband (WA) von der Teilnahme an Veranstaltungen ausgeschlossen; die Rusaf kämpft derzeit um ihre Wiederaufnahme.

Sollte nun ausgerechnet Schubenkow die Einnahme eines verbotenen Mittels nachgewiesen worden sein, wie es verschiedene Medien in seiner Heimat behaupteten, wäre das nicht nur für die Rusaf ein Rückschlag, sondern auch für den gesamten Sport in Russland. Der ist wegen des erwähnten Staatsdopingsystems von Weltsportgericht Cas für zwei Jahre mit allerlei eher milden Sanktionen belegt worden und arbeitet an seiner Rehabilitierung. Bei der Sache mit Schubenkow geht es vor allem um die Frage der Glaubwürdigkeit; die Angelegenheit ist so brisant, dass Sportminister Oleg Matytsin eigens zu dem Athleten nach Sibirien gereist ist, um sie aufzuklären.

Schubenkow spricht von "krasser Verleumdung"

Zuvor hatten russische Medien wie Match TV und News.ru berichtet, dass in einer Dopingprobe von Schubenkow geringe Spuren von Furosemid gefunden worden seien, das auf der Liste der verbotenen Substanzen steht. Furosemid ist ein harntreibendes Medikament; im Spitzensport gilt es als Maskierungsmittel, mit dem Dopingspuren verwischt und aus dem Körper ausgeschwemmt werden können. Auf seinem Instagram-Kanal wies Schubenkow die Berichte als "krasse Verleumdung aus ungenannten Quellen" zurück und bekräftigte, "nie verbotene Substanzen" verwendet zu haben.

Er gab jedoch zu, ein Schreiben bekommen zu haben von der unabhängigen Integritätskommission (AIU) des Leichtathletik-Weltverbandes. Der Inhalt sei "vertraulich", aus juristischen Gründen könne er deshalb keine Details nennen. Das lässt Raum für Spekulationen. Noch gibt es keine offizielle Bestätigung für einen positiven Test, aber die Aufregung ist groß, die Rusaf-Spitze soll sich bereits zu einer Krisensitzung getroffen haben. Sergej Schubenkow teilte indes mit, er trainiere weiter wie bisher, er hat ja noch ein sportliches Ziel, Olympia. Der Mann aus Sibirien hat seit 2013 in jeder Saison eine internationale Medaille gewonnen - außer eben im Olympiajahr 2016, als die russischen Leichtathleten komplett gesperrt waren. Das WA-Council will nun im März beraten, ob russische Sportler überhaupt wieder als neutrale Athleten an internationalen Wettkämpfen teilnehmen dürfen, so wie es Schubenkow und einige wenige andere seit 2017 durften.

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