Formel 1 in Bahrain:Leclercs Ansage an Vettel

Lesezeit: 2 min

Charles Leclerc sicherte sich die Pole in Bahrain. (Foto: Getty Images)
  • Beim Formel-1-Rennen in Bahrain startet Charles Leclerc vom ersten Startplatz.
  • Seine Geschwindigkeit könnte auch für seinen Teamkollegen Sebastian Vettel noch ein großes Thema werden.

Von Elmar Brümmer

Die Frage, ob Charles Leclerc bei Ferrari Sebastian Vettel gefährlich werden kann, ist nicht mehr nur eine wohlmeinende Hoffnung, eine ketzerische Prognose oder der schlichte Versuch, Unruhe in die Scuderia zu bringen. Beim zweiten Einsatz in Rot ist der Monegasse in der Qualifikation zum Großen Preis von Bahrain auf die Pole-Position gefahren und hat seinen Heppenheimer Teamkollegen dabei um 0,294 Sekunden distanziert. Mercedes muss sich nach der Umkehr der Formel-1-Kräfteverhältnisse vom Auftaktrennen in Melbourne mit der zweiten Startreihe für Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zufriedengeben.

Das Fazit Leclercs, nachdem er in allen drei Abschnitten des Flutlicht-Qualifyings der Schnellste war, hört sich bescheiden an, aber in Wirklichkeit ist es eine Kampfansage, die für Vettel sicher nicht überraschend kommt: "Seb ist ein außergewöhnlicher Fahrer, und ich habe eine Menge von ihm gelernt. Das wird in diesem Jahr auch so weitergehen. Ich bin happy, dass ich vor ihm stehe. Heute ist ein guter Tag für mich." Er meinte wohl: ein großer Tag. Gut, dass Ferrari-Chef Louis Camilleri als Gast in der Box weilte, denn der Schweizer hatte sich im vergangenen Jahr dafür eingesetzt, Altmeister Kimi Räikkönen für eine weitere Saison zu behalten anstatt dem beim Sauber-Team ausgebildeten und erst 21 Jahre alten Leclerc schon eine Chance als Werksfahrer zu geben.

Mick Schumacher bei Ferrari
:Kommt das alles zu früh? Oder genau rechtzeitig?

Mick Schumacher, 20, darf erstmals ins rote Ferrari-Auto steigen. Über allem schwebt die Frage: Wie viel Talent des Vaters steckt im Sohn?

Von Philipp Schneider

So cool wie möglich

Schon im Schweizer Talentschuppen war Leclerc durch eine kämpferische Gelassenheit aufgefallen, als ein Fahrer, der Schnelligkeit und Rennintelligenz zu paaren versteht. Und vor allem als jemand, der neue Gegebenheiten schnell adaptiert, auf und neben der Strecke. "In Melbourne war ich mit meiner Qualifikationsleistung nicht zufrieden, deshalb wollte ich in Bahrain den gleichen Fehler nicht nochmal machen", begründete er seine Leistungssteigerung. Dass er gleich das ganze Feld so kontrollieren würde, war nicht zu erwarten, obwohl er bei seinem Formel-2-Debüt an gleicher Stelle ebenfalls ganz nach vorn gefahren war.

Charles Leclerc ergattert die Pole Position. (Foto: Charles Coates/Getty)

Am Ende stellte er einen neuen Streckenrekord auf und geht als zweitjüngster Pole-Position-Halter in die Renngeschichte ein. Der jüngste ist immer noch Vettel, der 2008 ein Vierteljahr jünger war als Leclerc heute. Nach der Zieldurchfahrt schickte die vermeintliche Zweitbesetzung von Ferrari ein abgeklärtes, langgezogenes "Yesssssssss" über das Helmmikrofon an die Box. Danach rief er sich selbst zur Ordnung: "Ich habe so viele Emotionen, aber ich muss so cool wie möglich bleiben."

Vom Kollegen und Rivalen gab es ein Schulterklopfen und ein kleines Kompliment: "Am Ende hat Charles einen sehr guten Job gemacht und er verdient es, ganz vorne zu stehen." Natürlich setzt die neue Ausgangslage den vierfachen Weltmeister Vettel unter Druck. "Das wird nicht so easy für den Sebastian", sagte Formel-1-Rentner Nico Rosberg beinahe glücklich. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, der sich vor der Saison darauf festgelegt hatte, dass Vettel in den ersten Rennen die klare Nummer Eins sein und deshalb notfalls auch durch eine Teamorder geschützt werden würde, muss seine Strategie früher als gedacht überdenken.

Beim ersten Rennen hatte Leclerc noch die Anweisung bekommen, seine Position zu halten, die beiden Ferrari kamen auf den Rängen vier und fünf ins Ziel. Am Sonntagabend wird auf der Wüsteninsel der Start darüber entscheiden, ob und welche Stallbefehle es gibt. Leclerc schickte am Samstag noch einen Funkspruch an seine Chefs hinterher: "Am Sonntag gibt es die Punkte, aber das ist ein guter Anfang gewesen. Und ich werde versuchen, den Job zu Ende zu bringen." So schnell wie Leclerc ist seit Lewis Hamilton 2008 schon lange niemand in einem Top-Team flügge geworden.

© SZ vom 31.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: