Paris Saint-Germain:Immer nur Ärger mit Nizza

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Neymar schubst, Messi zeigt nur Ansätze seiner Genialität: PSG enttäuscht und verliert abermals in der französischen Liga - und das vor dem so wichtigen Rückspiel in der Champions League gegen Real Madrid.

Von Stefan Galler

Im Moment des Schlusspfiffs entlud sich der Zorn Neymars und traf ausgerechnet den, der an diesem Abend so viel heller strahlte als der Brasilianer selbst: Amine Gouiri, 22, der famose Angreifer von OGC Nizza. Gouiri gilt eines der größten Talente im französischen Fußball, nun bekam er von Neymar einen Schubser ab, auch mit dem ehemaligen Schalker Jean-Clair Todibo legte Neymar sich an. Erst als Landsmann Dante, der Kapitän der Südfranzosen, den früheren Kollegen aus der Nationalmannschaft in die Arme nahm, ließ sich Neymar beruhigen.

Es war wieder einmal nicht sein Abend, satte 22 Ballverluste hatte sich der mittlerweile 30-Jährige geleistet. Einer davon leitete den einzigen Treffer des Abends und damit die dritte Niederlage von Paris Saint-Germain in dieser Ligue-1-Saison ein: Eine Flanke des Niederländers Calvin Stengs fand in der Mitte Andy Delort, der die Kugel mit einem perfekten Halbvolley unhaltbar für PSG-Torwart Keylor Navas zum 1:0 für Nizza in den rechten Knick hämmerte.

Einmal mehr enttäuschte der Tabellenführer, das galt nicht nur für Neymar, sondern auch für Ángel Di María, der die einzige ernstzunehmende Torchance für Paris schon in der Anfangsphase vergab. Und für Lionel Messi, der sich zwar mittlerweile zum besten Vorbereiter der Ligue 1 aufgeschwungen hat, aber trotzdem in Frankreich bislang allenfalls Ansätze seiner Genialität zeigt.

Trainer Pochettino moderiert den dürftigen Auftritt seiner Elf emotionslos ab

Das Spiel offenbarte zudem, wie groß die Abhängigkeit vom diesmal gesperrten Kylian Mbappé ist: In den sechs Partien, in denen der 23 Jahre alte Weltmeister in dieser Saison nicht in der Startelf stand, gelang PSG nur ein mickriger Sieg. Die gute Nachricht für Trainer Mauricio Pochettino: Beim Achtelfinalrückspiel der Champions League am Mittwochabend gegen Real Madrid ist Mbappé dabei - das Hinspiel im Prinzenpark hatte der wechselwillige Angreifer gegen seinen womöglich neuen Klub mit einem späten Tor zum 1:0 entschieden.

Nizzas Siegtorschütze jubelt: Andy Delort (links) bugsierte den Ball zuvor sehenswert ins PSG-Tor. (Foto: Valery Hache/AFP)

Dass seine Kollegen am Samstag in der Allianz Riviera wie schon beim Auswärtsspiel davor Mitte Februar in Nantes (1:3) eine uninspirierte Leistung boten, kommentierte Kapitän Marquinhos schmallippig: "Wir haben nur sehr wenige Chancen herausgespielt, hatten Schwierigkeiten, die nötigen Räume zu finden", sagte er direkt nach dem Spiel am Fernsehmikrofon. Und auch wenn PSG mit 13 Punkten weiterhin komfortabel vor Nizza liege, dürfe es "nicht zur Gewohnheit werden, dass wir auswärts verlieren".

Trainer Pochettino moderierte den dürftigen Auftritt in der Pressekonferenz gewohnt emotionslos ab: Das Spiel sei in die Vorbereitung eines Champions-League-Gipfels gefallen, auf den "alle warten und über den alle reden". Er habe zwar Konzentration auf das Nizza-Spiel angemahnt: "Aber es ist nicht immer einfach, mit einer solchen Situation umzugehen." Auch wegen solch wachsweicher Analysen ist der Argentinier bei den französischen Medien längst ins Zentrum der Kritik gerückt.

Bei aller Enttäuschung über das teure Ensemble aus der Hauptstadt sollte man die Leistung der Niçois nicht schmälern: Im dritten Saisonspiel gegen den designierten Meister blieben die Männer von der Côte d'Azur zum dritten Mal ungeschlagen - und das zum dritten Mal ohne Gegentor. Zwischen dem 0:0 im Hinspiel im Herbst und dem aktuellen 1:0-Erfolg lag Ende Januar ein Sieg nach Elfmeterschießen im Pokal-Achtelfinale, womit Trainer Christoph Galtier, der in der Vorsaison mit dem OSC Lille Meister geworden war, dem übermächtig erscheinenden Kontrahenten schon wieder einen Titel vermasselt hat. Mittlerweile ist Nizza sogar ins Finale eingezogen, zum ersten Mal seit 25 Jahren, und trifft dort am 8. Mai im Stade de France auf den FC Nantes.

Womöglich wird die Coupe de France 2022 der erste Titelgewinn unter der neuen Klubführung um den britischen Milliardär Jim Ratcliffe, der mit dem Olympique Gymnaste Club der PSG-Katar-Kooperation in den kommenden Jahren Paroli bieten will. Der Eigentümer des Chemiekonzerns Ineos pumpt nicht wahllos Geld in den Klub, in Nizza setzt man auf sinnvolle punktuelle Verstärkungen. Zu den Leistungsträgern zählen neben Techniker Gouiri, dem starken Torwart Walter Benitez und Dante, 38, der zuletzt seinen Vertrag noch einmal um ein Jahr verlängert hat, zwei Söhne großer Väter: Justin Kluivert und Kephren Thuram.

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