Kritik nach DFB-Sieg gegen Italien:Scholl: Siegenthaler soll "morgens liegenbleiben"

Lesezeit: 1 min

In Rage: Mehmet Scholl. (Foto: dpa)

Nach dem Viertelfinal-Erfolg über Italien rügt Mehmet Scholl unerwartet harsch die Taktik der Nationalmannschaft. Im Zentrum der Kritik steht der DFB-Chefscout.

TV-Experte Mehmet Scholl hat sich nach dem deutschen EM-Halbfinalsieg gegen Italien in Rage geredet und besonders die Gilde der Scouts und Taktik-Einflüsterer kritisiert. Chefscout Urs Siegenthaler "möge bitte seinen Job machen, morgens liegenbleiben, die anderen zum Training gehen lassen und nicht mit irgendwelchen Ideen kommen", schimpfte der langjährige Nationalspieler in der ARD nach dem deutschen Sieg im Elfmeterschießen gegen Italien.

Bundestrainer Joachim Löw war für das Spiel von seiner bisherigen Erfolgstaktik abgewichen. "Ich weiß nicht, ob es nur Siegenthaler ist, aber Jogi Löw wacht nicht nachts auf und sagt: 'Dreierkette, Dreierkette, Dreierkette'", sagte Scholl, dessen einzige Trainerstation Bayern München II war: "Das hätte man auch anders lösen können."

Pressestimmen
:"Das große Herz Italiens reicht nicht aus"

Die Italiener sind stolz, England fühlt sich kurz um den Verstand gebracht und Spanien sieht absurde Szenen. Die Pressestimmen zum Viertelfinale.

Scholl: "So gewinnt man Titel"

Eine funktionierende Mannschaft sei durch die plötzliche Umstellung auf eine Dreierkette aus dem Gleichgewicht gebracht worden. "Warum bringt man eine Mannschaft, die so funktioniert, in so eine Situation?", fragte Scholl und nannte Beispiele: "2008: angepasst und gegen Spanien verloren. 2010: angepasst an die Spanier - rausgeflogen. 2012 angepasst an die Italiener - rausgeflogen. Und jetzt kommt der Clou: 2014 hat Löw der Mannschaft vertraut und ab dem Viertelfinale mit der gleichen Aufstellung gespielt. So gewinnt man Titel."

Später nahm Scholl (45) nochmals Bezug auf die Taktik. "Warum sind wir Weltmeister geworden? Weil wir die schwachsinnigste Idee aller Zeiten, mit vier Innenverteidigern zu spielen, über Bord geworfen haben! Weil wir ein Gebilde hatten, das durchgelaufen ist", sagte er. "Jetzt haben wir wieder ein Gebilde und müssen dabei bleiben."

Löw hatte gegen die Italiener Benedikt Höwedes als dritten Innenverteidiger aufgeboten, bei gegnerischem Ballbesitz spielten die Weltmeister mit einer Fünferkette in der Abwehr.

© Süddeutsche.de/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Deutschland im EM-Halbfinale
:Dieses Team ist besser als jeder Matchplan

Gegen Italien entwickelt sich ein Viertelfinale wider jede Erwartung - zum Glück. Der Bundestrainer hatte den Spielverlauf eigentlich ganz anders geplant.

Kommentar von Sebastian Fischer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: