Krisenklub TSV 1860:Friede von Abu Dhabi

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Noor Basha herrscht von nun an als Geschäftsführer an der Grünwalder Straße. (Foto: Lennart Preiss/Getty Images)

Überraschend einigen sich Vereinsvertreter des TSV 1860 und Investor Ismaik auf eine gemeinsame Zukunft. Der umstrittene Gerhard Poschner bleibt, wechselt nur seinen Job.

Von Thomas Hummel

Die Verantwortlichen des TSV 1860 München haben eine Friedensmeldung veröffentlicht. Demnach flog Karl-Christian Bay als Vertreter des Vereins nach Abu Dhabi zu Investor Hasan Ismaik, wo sich die beiden offensichtlich auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt haben. Teil der Ergebnisse ist, dass der bisherige Geschäftsführer der Profiabteilung, Gerhard Poschner, nur noch als Sportchef fungiert. Sein Nachfolger wird Ismaik-Cousin Noor Basha.

Der Streit um Poschner war nach der völlig verkorksten Saison und der Rettung in der Nachspielzeit der Zweitliga-Relegation gegen Holstein Kiel eskaliert. Alle Veriensgremien wollen ihn entlassen, Ismaik verhinderte das. Als Folge trat Gerhard Mayrhofer als Präsident zurück. Poschner darf nun bleiben, ist allerdings theoretisch geschwächt. Denn um einen Geschäftsführer zu entlassen, braucht der Verein praktisch die Zustimmung Ismaiks. Bei einem Sportchef ist das nicht der Fall.

Doch der Fall liegt beim TSV 1860 selbstredend nicht so einfach. Denn Noor Basha und Poschner gelten als untrennbares Paar. Da Basha nun zum Geschäftsführer ernannt wurde, dürfte Poschner weiterhin ungestört weiterarbeiten.

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Die Einigung darf als Zeichen an die Klubmitglieder verstanden werden vor der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung am Sonntag (ab 10.30 Uhr Liveticker bei SZ.de). Dort soll ein neuer Verwaltungsbeirat gewählt werden, der anschließend ein neues Präsidium vorschlägt. Es ist davon auszugehen, dass nach dem Treffen mit Ismaik nun Karl-Christian Bay darum werben wird, der neue starke Mann im Verein zu werden.

Nach der Mitteilung des Klubs haben Bay und Ismaik "offene, ehrliche und produktive Gespräche geführt. Beide stimmen überein, dass dieses erfolgreiche Treffen eine solide Grundlage für die weitere Entwicklung der KGaA in der Saison 2015/2016 bildet". Die beiden seien sich einig, "dass die jüngste Medienberichterstattung über die KGaA, insbesondere die Medienspekulationen zu einem angeblichen Anteilsverkauf durch Hasan Ismaik, nicht konstruktiv gewesen ist". Hasan Ismaik habe sein anhaltendes Engagement für den Klub unterstrichen und betont, dass er "unaufgefordert ein weder nachhaltiges noch verbindliches Angebot" für den Kauf seiner Anteile an der Profiabteilung KGaA erhalten hat.

Der frühere Präsident Mayrhofer hatte das zuletzt komplett anders dargestellt. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärte er, dass sich Ismaik seit längerem mit dem Verkauf seiner 60 Prozent Anteile an der KGaA beschäftigte. "Erstmals bat er mich vor etwa einem Jahr darum, Käufer zu finden. Auch im Dezember, als er letztmals zu Besuch in München war. Wir haben auch in den letzten Monaten alles dafür getan, entsprechende Angebote an den Start zu bringen", erklärte Mayrhofer.

Inzwischen sollen Ismaik zwei Angebote vorliegen. Bei einem sei "eine sehr, sehr anständige Summe für die Anteile" dringestanden, sagte Mayrhofer. Hochgradig respektable Leute seien hinter diesem Angebot gestanden und Felix Magath als neuer Sportchef.

Jetzt schreibt der Verein: "Als Zeichen seiner weiteren finanziellen Unterstützung hat Hasan Ismaik bestätigt, dass sein zum Ende des Kalenderjahres fälliges Gesellschafterdarlehen verlängert werden wird." Damit wäre der Konkurs des Klubs vorerst abgewendet. Ismaik soll zudem bereit sein, weiteres Geld in den Verein zu pumpen. Auch das Budget für die neue Saison sei genehmigt worden, weshalb Poschner nun beginnen kann, endlich Zugänge für den Kader zu organisieren.

Ob die Mitglieder des Zweitligisten diesen Frieden von Abu Dhabi und die darin entschiedenen Personalrochaden gutheißen, stellt sich am Sonntag heraus. Zuletzt hatte es sogar Demonstrationen auf dem Vereinsgelände gegen Poschner gegeben.

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