3. Liga:Der hilflose Versuch des DFB

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Wie geht es mit dem Drittligafußball in Deutschland weiter? (Foto: dpa)

Die 3. Liga steht vor der Spaltung, doch Management und Kommunikation des Deutschen Fußball Bundes wirken zum Teil abenteuerlich.

Kommentar von Johannes Aumüller

Vor ein paar Tagen haben der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und sein Präsident Fritz Keller eine Art Aktionsplan für den richtigen Umgang des Fußballs mit diesen Corona-bewegten Tagen vorgestellt. "Fünf-Punkte-Plan" lautete der mäßig originelle Titel, aber das passte insofern, als dass die meisten Schlagworte auch nur mäßig originell oder wenig konkret waren. Die Nutzung des DFB-Netzwerks für Präventivtests in der Gesellschaft, "Gehaltsobergrenzen und eine sinnvolle Regulierung des Fußballs", mehr "Enkeldenken" (im Sinne von: Nachhaltigkeit), ein stärkeres Ehrenamt und dazu ein "breiter Dialog mit allen Interessensgruppen" - das sind die Leitplanken.

Es war ein neuer und etwas hilfloser Versuch des Verbands, aus der Defensive zu kommen. Am Montag findet ein DFB-Bundestag statt - der erste seit Kellers Wahl im September und der erste virtuelle in der Geschichte des Verbandes. Und den DFB umgeben gerade wieder viele Aufregerthemen. Sein Krisenmanagement wird als viel schwächer bewertet als das des Profiverbundes DFL mit seinem Milliardengeschäft und seinen 36 angeschlossenen Erst- und Zweitligaklubs.

Darüber sind sie beim DFB pikiert, aber sie brauchen sich angesichts ihres Agierens nicht zu wundern. Vor dem DFB-Bundestag zeigen exemplarisch zwei Themen aus ganz verschiedenen Sphären, wie umfassend es derzeit hakt.

Zwei Landesverbände fordern den Abbruch - andere eine neue zweigleisige Klasse

Das eine Thema betrifft - ganz praktisch - ein angemessenes Management der Corona-Folgen für die dritte Liga. Es ist schon lange nicht mehr nachvollziehbar, wie viel Konfusion rund um diese Spielklasse erzeugt wird. Seit Wochen eskaliert der Konflikt zwischen Verband und Abbruchbefürwortern der Liga - und das erst recht, seit der DFB diese Woche den Neustart für 30. Mai verfügt hat. Nun ist es vor dem Bundestag so: Zwei Landesverbände (Sachsen, Sachsen-Anhalt) fordern in einem Antrag den Abbruch der Drittligasaison, der saarländische Verband die Neugründung einer zweigeteilten dritten Liga ab Sommer. Diverse Vereine (Magdeburg, Mannheim) befinden sich im Kleinkrieg mit dem DFB wegen Umsetzung und Finanzierung des Hygienekonzepts. Und Thüringens Sportminister, dessen Land zwar am 6. Juni die Corona-Maßnahmen beenden will, aber bis 5. Juni Fußballern jegliches Trainieren untersagt, ist "sauer, weil sich der DFB über die Meinung der Politik hinweggesetzt hat".

Der DFB wiederum hat zu Auf- und Abstiegsregeln bei vorzeitigem Saisonabbruch noch nichts entschieden. Dafür will er durchdrücken, dass nicht der Bundestag, sondern der DFB-Vorstand (eine Art erweitertes Präsidium mit rund 50 Mitgliedern) die Frage entscheiden soll. Warum klärt er das nicht einfach jetzt? Ja, das Drittliga-Thema ist irre kompliziert, und der DFB trägt gewiss nicht für alles die Verantwortung. Aber Management und Kommunikation sind teils abenteuerlich.

Wie es um den DFB bestellt ist, zeigt auch ein ganz anderes Thema: Am Samstag enthüllte die SZ, dass Fifa-Präsident Gianni Infantino 2017 kurzfristig einen Privatjet in Anspruch nahm und dies mit einem Treffen rechtfertigte, das nie stattfand. Ein Verband, der es ernst meint mit Aufklärung und neuen Werten, müsste aktiv werden - erst recht, wenn es sich um den größten Mitgliedsverband der Welt handelt. Stattdessen verschanzt sich der DFB hinter halbgaren Fifa-Statements.

Sich über "Großkotzigkeit" bei neureichen Profis zu echauffieren, wie Keller das vorige Woche tat, ist richtig - aber dann muss Großkotzigkeit auch bei Funktionären benannt werden. Eine Generalinventur durchzuziehen und eine Detektei zu beauftragen, fragwürdigen Geldflüssen rund um die WM 2006 nachzugehen, ist richtig - aber zugleich braucht es auch mehr Konsequenz beim fragwürdigen Umgang Infantinos mit Fifa-Geldern. Doch an den umstrittenen Fifa-Boss geht die neue DFB-Spitze nie heran.

So gibt der Verband kein konsistentes, glaubwürdiges Bild ab. Dabei müsste das doch der dringendste Punkt sein.

© SZ vom 25.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Infantinos Lüge

2017 gönnt sich Gianni Infantino für einen Rückflug aus Surinam einen Privatjet - und rechtfertigt die sechsstelligen Kosten mit einem Treffen, das nie stattfand. Über einen Fifa-Präsidenten, der sich für unangreifbar hält.

Von Thomas Kistner

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