2 Bundesliga:Ostwestfalen steht ein großes Comeback bevor

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Anwärter auf neue Bielefelder Denkmäler: Trainer Uwe Neuhaus (links) und sein Kapitän und Top-Stürmer Fabian Klos. (Foto: imago images/Zink)

Als Tabellenführer startet Arminia Bielefeld in die Rückrunde - euphorisiert und sogar schuldenfrei, dank eines Sanierungskonzepts mit Namen: Hermann.

Kommentar von Ulrich Hartmann

Im Jahr 9 nach Christus hat der Cheruskerfürst Arminius (auch: Hermann) mit seinem Heer im Teutoburger Wald die Römer besiegt. Dafür wurde ihm 1875 das Hermannsdenkmal gewidmet und 1905 der Titel des Sportvereins Arminia Bielefeld. Seit 145 Jahren streckt der kolossale, steinerne Hermann sein Schwert stolz und stabil in den ostwestfälischen Himmel, den Sportklub Arminia hingegen hätte es vor zwei Jahren beinahe zerbröselt.

Römerlegionen besiegen konnten sie am Teutoburger Wald von jeher recht gut, doch mit dem Ausbau von Fußballstadien und der Finanzierung ambitionierten Profifußballs haperte es etwas. Nun aber steht Ostwestfalen das größte Comeback seit der Varusschlacht bevor. Arminia Bielefeld startet elf Jahre nach dem bisher letzten Bundesliga-Abstieg als Tabellenführer in die Rückrunde der zweiten Liga - sportlich erstarkt und obendrein schuldenfrei dank eines Sanierungskonzepts mit Namen: Hermann.

Kandidaten für eine Ehrenstatue wären Trainer Neuhaus und Stürmer Klos

Der Westfale Uwe Neuhaus aus dem südlichen Ruhrgebiet hat in einer Stahlgießerei und im Gefängnis gearbeitet, bevor er Fußballtrainer wurde und Traditionsklubs wie RW Essen (2006), Union Berlin (2009) und Dynamo Dresden (2016) in die zweite Liga führte. Solch ein Lebenslauf hätte Arminius imponiert. Sollte es dem 60 Jahre alten Trainer nun auch noch gelingen, die Arminia zurück in die Bundesliga zu führen, könnte er mit einem Denkmal liebäugeln, das den 54 Meter hohen Hermann glatt überragt.

Ein weiterer Kandidat für eine Bielefelder Ehrenstatue wäre der Stürmer Fabian Klos. Mit 13 Treffern ist er in dieser Saison bislang der beste Torjäger der zweiten Liga. Mit 32 Jahren hat ihn unverhofft noch einmal der Ehrgeiz gepackt, nach 101 Drittliga- und bislang 177 Zweitliga-Partien würde er gerne noch mal in der Bundesliga spielen. Schon jetzt sind sie in Bielefeld stolz darauf, all die namhaften Traditionsklubs überflügelt zu haben: den Hamburger SV, den VfB Stuttgart, Hannover 96, den 1. FC Nürnberg. Weitere große Vereine haben den Übergang in die Moderne ja gar nicht geschafft und sind in den Niederungen der dritten und vierten Liga verschwunden - oder pleite.

Fast 30 Millionen Euro Schulden hatte die Arminia angehäuft, als sich ein Dutzend Firmen zum "Bündnis Ostwestfalen" zusammenschloss und den Klub vor dem Aus rettete. Nun gehört Ostwestfalens beliebtester Fußballverein gewissermaßen einer ganzen Region. Sollte Bielefeld auf- und der SC Paderborn nicht absteigen, dann wäre der erweiterte Landstrich Ostwestfalen-Lippe nächste Saison erstmals mit zwei Vereinen in der Bundesliga vertreten. Das wäre ein Triumph für die fußballerisch so lange unterrepräsentierte Region. Dann gäbe es zur Feier des Tages Möpkenbrot und Stippgrütze, und zwar bis zum Abwinken.

© SZ vom 28.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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