Köln in der Europa League:"Der Emotionsgrad ist hoch"

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Die Mannschaft von Roter Stern Belgrad wird bei ihrem Auswärtsspiel in Köln von zahlreichen Fans begleitet. (Foto: dpa)
  • Der 1. FC Köln gibt sich in Zeiten der sportlichen Krise vor dem Europa-League-Spiel gegen Roter Stern Belgrad selbstbewusst.
  • Die Kölner Polizei bereitet sich mit einem Großaufgabot auf die mitunter problematischen serbischen Fans vor, von denen einige ohne Ticket anreisen.
  • Vor 28 Jahren trafen beide Vereine schon einmal aufeinander, damals gab es schwere Ausschreitungen.

Von Philipp Selldorf, Köln

Was sich am Abend des 6. Dezember 1989 auf dem Rasen und den Tribünen des Müngersdorfer Stadions abspielte, das würde heutzutage einen Skandal der allerersten Art bedeuten und politischen Großalarm auslösen. Der Berichterstatter des ZDF sprach damals aber eher amüsiert als besorgt von einem Spiel, "in dem es alles gab, was dazugehört".

Unter anderem meinte er damit: Massenprügeleien und gezielte Angriffe mit Leuchtraketen auf dem Oberrang; offene Boxkämpfe auf dem Spielfeld; einen Gästetrainer, der einen Ordner niederschlug; rote Karten und viele brutale Fouls - und einen in letzter Minute erzielten 3:0-Sieg des 1. FC Köln gegen Roter Stern Belgrad, der die Gastgeber in die vierte Runde des Uefa-Cups beförderte und den Spielern - darunter die späteren Weltmeister Littbarski, Häßler und Illgner - eine gigantische Prämie einbrachte: 6000 Mark. Zu den Opfern des Abends zählte außer dem Doppeltorschützen Falko Götz (kassierte zwei Fausthiebe) auch ein Polizeihund, der von Hooligans in den Schwitzkasten genommen wurde.

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Mehr als 2000 Kölner Polizisten sind im Einsatz

Der Zufall des Losverfahrens bringt dieses Stück Fußballgeschichte nun in die Gegenwart: Am Donnerstag stehen sich die Gegner von einst erneut im kleinen Europacup gegenüber, aber es würde jetzt niemand mehr süffisante Bemerkungen machen, wenn es auch nur entfernt so lebhaft zuginge wie am Nikolausabend 1989.

Die Kölner Polizei hat bereits hinreichend ihre Beunruhigung über die Gefahrenlage der Begegnung gegen Belgrad vorgebracht; der Behördenleiter höchstpersönlich referierte bei der eigens angesetzten Pressekonferenz: "Der Emotionsgrad ist hoch, da kann ein Tropfen das Fass zum Überlaufen bringen", sagte Polizeipräsident Uwe Jacob, der einen Großeinsatz angeordnet hat. Ein Rekordaufgebot von mehr als 2000 Beamten wacht über die Sicherheit, die Vorkehrungen sind größer als bei Derbys gegen Gladbach. Befürchtet wird vor allem ein Aufmarsch von Alt-Hooligans, die das Treffen als Einladung zum Revival betrachten könnten. Zumal der harte Kern des Belgrader Anhangs als besonders gewaltbereit eingeschätzt wird.

Wie in London: Es werden viele Gästefans erwartet, die kein Ticket haben

Den Anhängern des Tabellenführers der serbischen Liga könnte es am Donnerstag ähnlich wie den Kölnern ergehen, die sich vor zwei Wochen zur - weitgehend friedlichen - Invasion nach London für das Spiel beim FC Arsenal aufgemacht hatten. Die Karten-Nachfrage übertrifft das Angebot. 2300 Tickets, das vorgeschriebene Mindestkontingent, wurden nach Belgrad verkauft, man rechnet aber mit mehr Auswärtigen am und im Stadion: "Es gilt strikte Sektoren-Trennung", heißt es beim FC, friedfertigen Anhängern des Gastklubs wird man aber den Zutritt zu Blöcken der Einheimischen sicherlich nicht verwehren. Animositäten aus dem Treffen vor 28 Jahren sind ohnehin kein Thema. Am Spieltag werden die Funktionäre der beiden Vereine zusammen zu Mittag essen.

FC-Trainer Peter Stöger sagt trotz des Fehlstarts im Bundesligageschäft: "Der Gegner hat fußballerisch etwas anzubieten, was für uns aber sicher machbar ist." Gerüchte, dass sich der offensivschwache FC nach den Verletzungen von Marcel Risse (Knie-OP) und Artjoms Rudnevs (Nasen-OP) um eine Nachverpflichtung des arbeitslosen Stürmers Claudio Pizarro bemüht, ließen sich vor dem Spiel nicht erhärten.

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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