Jürgen Klopp:"Wir spielen auch für die Menschen in der Ukraine"

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Jürgen Klopp im Stade de France. (Foto: Frank Augstein/AP)

Der Trainer des FC Liverpool äußert sich vor dem Champions-League-Finale zum russischen Krieg und zur Verlegung des Spiels nach Paris.

Jürgen Klopp sieht in der Verlegung des Champions-League-Endspiels von St. Petersburg nach Paris eine wichtige politische Botschaft. "Die Tatsache, dass dieses Spiel stattfindet und zwar hier und nicht in St. Petersburg, ist genau die richtige Botschaft, die Russland erhalten sollte. Das Leben geht weiter, selbst wenn ihr versucht, es zu zerstören", sagte Klopp am Freitag.

Das Endspiel gegen Real Madrid am Samstag (21 Uhr/ZDF und Eurosport) hätte eigentlich im russischen St. Petersburg ausgetragen werden sollen, wurde aber als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Frankreich verlegt. "Wir spielen dieses Finale auch für die Menschen in der Ukraine", sagte Klopp. Eine ähnliche Botschaft wird am Samstag auch über den Spielball transportiert. Dieser wird den Schriftzug "Mir - Peace" tragen, also "Frieden" auf Russisch und Ukrainisch sowie Englisch.

Sportlich lässt Jürgen Klopp keine Zweifel an seiner Motivation. "Wir wollen diesen Pokal. Wir wollen ihn so sehr", sagt der Boss des FC Liverpool vor dem Showdown des europäischen Klubfußballs. Ruhm, Ehre und viel, viel Geld stehen auf dem Spiel, wenn die Reds vier Jahre nach dem verlorenen Champions-League-Finale die abgezockten Altmeister von Real Madrid um Toni Kroos und Karim Benzema zur Revanche bitten. "Die ganze Welt wird an diesem Abend Rot oder Weiß sein", sagt Klopp.

Rot, das ist der FC Liverpool, der die 73,5 Zentimeter große Trophäe zum sechsten Mal holen und nach den Triumphen im FA Cup und Liga-Pokal das Pokal-Triple vollenden kann. Weiß, das sind die Comeback-Könige und Rekordsieger von Real Madrid, die schon PSG, Chelsea und Manchester City aus dem Weg geräumt haben. Auf dem Papier ist Liverpool Favorit, doch Klopp ist gewarnt. "Wenn man nur ihre letzten Minuten sieht, ist Real unschlagbar. Ihre Comebacks waren beeindruckend", sagt der 54-Jährige über den steinigen Weg des 13-maligen Titelträgers ins Finale. Seine Hoffnung: "Wenn sie so über 90 Minuten spielen würden, würde es kompliziert. Aber zum Glück gibt es noch 88 andere Minuten."

Die Routine ist Reals größtes Faustpfand - gleich acht Spieler können zum fünften Mal die Champions League gewinnen und so den Rekord von Cristiano Ronaldo einstellen. Neben Toni Kroos sind dies Benzema, Gareth Bale, Casemiro, Daniel Carvajal, Marcelo, Nacho Fernandez und Luka Modric. "Das sagt alles über Real. Aber wenn wir unsere beste Leistung zeigen, ist es schwer, gegen uns zu spielen", sagt Klopp.

Vor allem auf Benzema, der in der K.o.-Runde mit Dreierpacks gegen PSG und Chelsea sowie einem Doppelpack gegen Manchester überragte, wird es im Stade de France ankommen. Für Klopps Gegenüber Carlo Ancelotti wird die Partie das "wichtigste Spiel in der Welt des Fußballs". Der Italiener muss es wissen: Ancelotti kann nach den Triumphen mit dem AC Mailand (2003, 2007) und Real (2014) zum vierten Mal den Titel als Trainer holen - auch das wäre ein Rekord. Vor vier Jahren, als Real das Endspiel gegen Liverpool nach zwei Patzern von Torhüter Loris Karius 3:1 gewann, war Ancelotti dagegen nicht dabei - anders als Klopp.

"In Deutschland sagen wir: Man trifft sich immer zweimal im Leben. Das klingt mehr wie eine Bedrohung, als es eigentlich gemeint ist", sagte Klopp. Von einer Rache für jenes Finale, in dem Salah schon nach einer halben Stunde nach einem Zweikampf mit Sergio Ramos verletzt vom Feld musste, könne keine Rede sein. "Natürlich möchte ich das gerade biegen. Ich glaube aber nicht an Rache. Rache ist immer eine schlechte Idee", so Klopp. Die Bühne ist jedenfalls bereitet: Paris ist seit Tagen von Fans überflutet, alleine aus Liverpool werden bis zu 40 000 Anhänger ohne Ticket erwartet. Rund um den Eiffelturm bestimmt die Farbe Rot, Jürgen Klopp hat für all das aber keine Augen. "Was zählt, ist der Pott", sagt er: "Man weiß nie, wie oft man ein Finale erreicht. Am Ende kann es nur einen geben."

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