Basketball:Der Antreiber kommt nach Hause

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Ein Champions-League-Sieger für Bamberg: Karsten Tadda (li.) kommt, der Pokal bleibt in Bonn, wohin T.J. Shorts (re.) geht, ist ungewiss. (Foto: Derix/Beautiful Sports/Imago)

Karsten Tadda wechselt vom Champions-League-Sieger Baskets Bonn zu seinem Heimatverein Brose Bamberg. Dort soll er Führungsfigur bei der Rückkehr in die nationale Spitze sein.

Von Ralf Tögel

Da stand er nun, um ihn herum tobte der Wahnsinn in orange. Um seinen Hals baumelte eine Silbermedaille, sein Blick konnte trauriger nicht sein. Karsten Tadda aber ging voran in die Fankurve, der Kapitän der Bonner Basketballer kennt seine Pflichten, er genießt den Ruf eines vorbildlichen Sportsmanns. Die Baskets Bonn hatten gerade das entscheidende vierte Spiel um die deutsche Meisterschaft verloren, 70:74 in Ulm, es war die dritte Niederlage. Und das Schlimmste war: Der Kapitän musste tatenlos zusehen. Tadda hatte sich im Halbfinale der Champions League beim Sieg gegen Malaga verletzt.

Dieser Wettbewerb immerhin hatte für den 34-Jährigen einen versöhnlichen Ausgang genommen, der Sieg im dritthöchsten internationalen Wettbewerb (nach Euroleague und Eurocup) war der erhoffte Titel für die in dieser Saison so starken Bonner - und ein kleines Trostpflaster für die sechste Niederlage in einer Finalserie. Auch wenn Tadda nach einem kleinen operativen Eingriff am Rücken beide Finals verpasste, war sein Beitrag in der Saison enorm. Doch fortan werden die Bonner auf seine Dienste verzichten müssen: Nach SZ-Informationen kehrt er zu seinem Heimatverein Brose Bamberg zurück.

Für die Oberfranken ist er ein absoluter Wunschspieler. Tadda steht für Kampfgeist und Einsatzwillen, er soll zudem seine Rolle als Identifikationsfigur wieder einnehmen. Was ihm nicht sonderlich schwerfallen dürfte, bei jedem Einsatz in der Brose-Arena begrüßten die Bamberger Fans ihren ehemaligen Liebling mit viel Applaus - egal in welchem Trikot er einlief. Denn in Bamberg feierte der gebürtige Bamberger seine größten Erfolge, dort reifte er zum Nationalspieler. Tadda durchlief das Bamberger Nachwuchsprogramm beim TSV Breitengüßbach, ehe er 2007 im Bamberger Profiteam debütierte, mit dem er zwischen 2010 und 2015 fünf deutsche Meisterschaften und drei Pokalsiege feierte. Als sich Brose unter Trainer Andrea Trinchieri allerdings einen erlesenen Kader an internationalen Topspielern leistete, um auch international anzugreifen, schrumpften die Einsatzzeiten des Publikumslieblings.

Statt einen gut dotierten Vertrag bei Meister Bamberg auszusitzen, wechselte Tadda zu Aufsteiger Gießen

Für einen jungen Spieler sind Einsatzzeiten der wichtigste Parameter. Deshalb war es für Tadda keine Option, seinen gut dotierten Vertrag in Bamberg auf der Bank abzusitzen. Er wechselte während der Saison zu Aufsteiger Gießen. Danach führte ihn sein Weg zum neuen Meister Ulm, ehe er sich 2017 Oldenburg anschloss, wo er vier Spielzeiten eine tragende Rolle spielte. In den vergangenen drei Jahren war Tadda eine wichtige Säule in Bonn. In Bamberg nun schließt sich für den 34-jährigen Familienvater der Kreis, dort passt er bestens in das Anforderungsprofil. Tadda soll Struktur in die Mannschaft bringen und als Identifikationsfigur verlorene Nähe zu den Fans zurückholen.

Keine schlechte Idee, denn die Bamberger haben in der vergangenen Saison mit dem erstmaligen Verpassen der Playoffs seit 22 Jahren weiteren Kredit verspielt und dem Abwärtstrend die Pointe hinzugefügt. Doch das soll sich ändern: Die Bamberger haben in der Schraner-Group einen neuen Alleingesellschafter, werden eine neue Mannschaft aufbauen - und haben den Trainer nicht gefeuert. Das soll wohl ebenfalls ein Zeichen des Aufbruchs sein. Der Israeli Oren Amiel jedenfalls erhält trotz der verkorksten Saison eine weitere - wohl letzte - Chance.

Helfen soll dabei der 1,91 Meter große Routinier Tadda. Er hat nicht nur die Erfahrung von 580 Bundesligaspielen, der Guard ist auch ein großer Motivator und Antreiber auf dem Spielfeld. In der Vorsaison schon hatte Bambergs Geschäftsführer Philipp Höhne keinen Hehl daraus gemacht, dass Tadda sein Wunschspieler sei: "Ich weiß, dass er in Bamberg ein Haus baut und sein Sohn hier zur Schule geht. Wir hätten ihn gerne geholt, aber es war finanziell nicht machbar."

Nun ist er da, zurück in der oberfränkischen Heimat.

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