Jubelverbot im Hockey:"Seid ihr still!"

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Beim Finale in Hamburg dabei, aber bitte leise: Die Spieler des UHC Hamburg. (Foto: imago/Zink)

Verboten sind Rasseln, Knarren und Drucklufthörner: Für die Endrunde um die deutsche Hockey-Meisterschaft untersagt Hamburg den Fans, Stimmung zu machen - mit fatalen Folgen.

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Als im Relegationsrückspiel neulich die Auswahl des Fußball-Drittligisten Kiel bei 1860 München nach dem Ausgleich der Münchner von der ungewohnten Wucht des Lärms von fast 60 000 Fans getroffen wurde, verlor sie vollends den Faden - und das Spiel. Das wird in einer Woche in Hamburg kaum passieren, bei der deutschen Hockey-Meisterschaft, egal, wie viele Zuschauer kommen.

Die Veranstalter haben vorab darauf hingewiesen, doch bitte "Aufgrund von Auflagen der Stadt auf die Benutzung von Rasseln, Knarren, Trommeln, Drucklufthörnern, Vuvuzelas oder ähnlichen Blasinstrumenten zu verzichten". Man kann sich als erstes darüber wundern, ob es wirklich notwendig ist, explizit darauf hinzuweisen, dass bei einem Hockey-Spiel keine Knarren benutzt werden dürfen, und ob man dann Schrotflinten nicht auch hätte erwähnen müssen. Schusswaffen sind doch eher unüblich, auch beim Hockey, selbst nach Niederlagen. Auf Nachfrage sind mit Knarren jedoch nur Ratschen gemeint, klappernde Holzgewinde.

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Was bedeutet die Auflage? Die Ratschen müssen nun von den Fans so präpariert werden, dass sie höchstens schnurren. Außerdem sollen die Schiedsrichter nur noch in Ausnahmefällen ihre Pfeifen einsetzen (wenn die Spieler kurz davor sind, sich Knarren aus dem Publikum zu leihen), ansonsten mit Handzeichen den Spielverkehr regeln.

Mit Mullbinden gegen die Lärmquelle

Teamärzte haben die Anweisung, bei einer Verletzung einem schreienden Spieler vor der Behandlung zunächst mit Mullbinden die Lärmquelle zu versiegeln. Außerdem wird per Eilverordnung das Schlagen verboten, vor allem beim zweiten Halbfinale der Frauen am Samstag, Start um 14.30 Uhr, mitten in der gesetzlich geregelten Mittagsruhe.

Bei diesen Vorgaben bekommt der übliche "Seid-ihr-still!"-Jubel mit auf die Lippen gelegtem Zeigefinger gleich eine ganz neue Bedeutung. Fangruppen überlegen nun, ganz auf Pyrotechnik umzusteigen. Und eine Umfrage hat bei den bereits qualifizierten Mannschaften ergeben, dass als Torlied derzeit das Kyrie aus Mozarts Requiem geplant ist. Das wäre vielleicht auch gleich eine gute Wahl für den Olympiasong der Bewerberstadt Hamburg.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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