Borussia Mönchengladbach:"Jonas ist ein Unterschiedsspieler"

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Jonas Hofmann trifft gegen Stuttgart. (Foto: IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Wunderl/IMAGO/Beautiful Sports)

Gerade rechtzeitig vor der WM erholt sich Jonas Hofmann von einer Schultereckgelenk-Sprengung und trifft beim Gladbacher Sieg gegen den VfB Stuttgart. Trainer Farke ist voll des Lobes - Hofmann selbst sehr erleichtert.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Einen Monat und zwei Tage vor seiner ersten Weltmeisterschaft brach für den Fußballer Jonas Hofmann eine Welt zusammen. "Ich war am Boden zerstört", erzählt er heute, knapp drei Wochen später.

Am Abend des 18. Oktober schlug der Stürmer von Borussia Mönchengladbach nach einem Zweikampf im Pokalspiel bei Darmstadt 98 in der 25. Minute mit der linken Schulter derart unglücklich auf dem Boden auf, dass er sofort spürte, dass etwas kaputt gegangen ist. "Das war vom Schmerz her so ziemlich das Übelste, was ich je erlebt habe", sagt er. Drei Tage zuvor war Hofmann Gast im ZDF-Sportstudio gewesen und dort vor einem Millionenpublikum als große deutsche WM-Hoffnung gefeiert worden. Die Welt war wunderbar gewesen - und binnen eines Augenblicks drohte sie zu zerbrechen.

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Am späten Freitagabend stand der 30-Jährige im Souterrain des Mönchengladbacher Borussia-Parks und erzählte seine Geschichte - mit einem tröstlichen Lächeln. Denn sie ist gut ausgegangen. Nach einer schlaflosen Nacht damals voller Ängste und Sorgen um seine WM-Teilnahme ergab die Magnet-Resonanz-Tomografie am nächsten Tag, dass bei der Schultereckgelenk-Sprengung kein Knochen zu Schaden gekommen war. Knapp zwei Wochen lang schonte Hofmann die Schulter, am vergangenen Mittwoch machte er erstmals wieder das volle Trainingsprogramm bei Gladbach mit und am Freitagabend im Bundesligaspiel war er doch tatsächlich von Beginn an dabei auf seiner Position als rechter Flügelstürmer.

Hofmanns Comeback wurde sogar immer besser: In der 4. Minute nahm er im Strafraum eine Hereingabe seines Mitspielers Alassane Plea volley und drosch den Ball zur 1:0-Führung ins Tor. Das Stadion bebte. Hofmann strahlte. Am Ende gewannen seine Gladbacher mit 3:1 und orientieren sich nun, wie Hofmann sagt, "wieder in die interessanten Regionen der Tabelle".

Zwei Niederlagen gegen Frankfurt und bei Union Berlin hatte Gladbach ohne Hofmann erlitten, und kaum ist er wieder dabei, klappt es auch mit dem Gewinnen. Hofmann lacht, wenn er das so hört. "Tja, die Statistik lügt nicht", sagt er grinsend und zuckt die Schultern - schmerzfrei. Nur noch ein Tape-Band stabilisiert die linke Schulter.

Abgesehen vom Führungstor überzeugte der gebürtige Heidelberger gegen Stuttgart mit großer Laufarbeit im Mittelfeld und wichtigen Balleroberungen. Hofmann ist erfahren, sein Timing ist gut, auch was die Heilung seiner Schulter angeht. Sein Einsatz über 90 Minuten am Freitagabend kam gerade rechtzeitig. Am Dienstag spielen die Gladbacher beim VfL Bochum und am Donnerstag gibt der Bundestrainer Hansi Flick seinen Kader für die am 20. November beginnende Weltmeisterschaft in Katar bekannt. Hofmann zeigt sich bewusst zurückhaltend. Kein Spieler darf dem Bundestrainer vorgreifen, nichts fordern, sich nichts anmaßen.

Also sagt Hofmann: "Ich habe ein gutes Gefühl." In den letzten fünf Länderspielen stand er jedes Mal in der Startelf, schoss zwei Tore. Sein 1:0 am Freitagabend war der Beweis, dass er an Treffsicherheit nichts eingebüßt hat. "Aber man weiß es halt nicht", sagt er betont demütig über seine WM-Nominierung. "Man kann sich nie sicher sein, es gab vor jeder WM Überraschungen."

Auch sein Trainer Daniel Farke ist zu höflich, um dem Bundestrainer Flick hineinzureden. Farke hielt Freitagnacht lieber eine flammende Eloge auf Hofmann. "Es ist kein Zufall, dass Jonas zurückkommt und wir direkt wieder gewinnen", sagte er. "Jonas ist ein Unterschiedsspieler, er hat eine hervorragende Leistung gezeigt und uns gut getan." Hofmann bringe "eine hohe Qualität" auch ins Spiel gegen den Ball - das ist im modernen Fußball mit das größte Kompliment, das man einem torgefährlichen Angreifer machen kann. "Top im Pressing", sagt Farke und bricht nur eine von Hofmanns Stärken auf drei Wörter herunter.

"Jonas ist immer eine gute Wahl", sagt Daniel Farke

Ob Hofmann eine relevante Rolle in der deutschen Mannschaft bei der WM spielen kann, wurde Farke gefragt und antwortete: "Ich denke, er hat gute Karten, bei der WM dabei zu sein." Flick werde schon die richtige Entscheidung treffen. Farke sagt nur so viel: "Jonas ist immer eine gute Wahl."

Und so ist Hofmanns Angst, die WM zu verpassen, etwa zwei Wochen vor dem Turnierbeginn nur noch minimal. Den kommenden Donnerstag muss er halt noch abwarten, aber daran, dass sein Name dann genannt wird, besteht kaum ein Zweifel. Das ist eine gute Nachricht für ganz Fußball-Deutschland und wäre für Hofmann das Happy End einer Geschichte, die damals, einen Monat und zwei Tage vor der WM, auch übel hätte ausgehen können.

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