Javier Martínez beim FC Bayern:Endlich angekommen in der neuen Heimat

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Es ist ein schüchterner, aber erleichterter erster Auftritt: Javier Martínez ist nach wochenlangen Verhandlungen nun tatsächlich ein Spieler des FC Bayern. Trainer Jupp Heynckes schmiedet bereits Pläne mit seinem Neuen, aber auf sein Debüt muss Martínez wohl noch etwas warten.

Saskia Aleythe

Die Müdigkeit konnte man ihm ansehen: Immer wieder rieb sich Javier Martínez die Augen, viel Schlaf hatte er nicht bekommen in den letzten Tagen. Ausführlich geflogen ist er, zwischen München und Bilbao, und für seinen ersten Auftritt vor der deutschen Presse hatte er sich wohl gründlich überlegt, wie man in der neuen Heimat Eindruck schinden kann. "Ich freue mich, beim FC Bayern zu sein", sagte er auf Deutsch und schickte - ob seiner Sprachkenntnisse - noch ein "Ist gut?" hinterher. Es war tatsächlich gut. Trainer Jupp Heynckes und Sportdirektor Matthias Sammer belohnten ihn mit einem Schulterklopfen.

"Polyvalent" nannte Heynckes seinen jüngsten Zugang - und meinte die Vielseitigkeit des Basken auf dem Fußballplatz. Doch vielseitig begabt scheint Martínez auch in sprachlicher Hinsicht zu sein: Er redete auf Deutsch, Spanisch und Englisch.

Nun wurde Martínez aber fürs Fußballspielen nach München geholt. Bei der Vorstellung des 40-Millionen-Euro-Transfers auf der Pressekonferenz des FC Bayern hob Heynckes die besondere Qualitäten des teuren Einkaufs hervor: "Er ist ein Spieler, der großes Defensiv-Potenzial hat, der auch mal rustikal dazwischenfegen kann." Heynckes ließ allerdings schon durchblicken, dass er den Defensiv-Allrounder auf der Position vor der Abwehr einplant, und nicht in der Innenverteidigung.

Wann Martínez zum ersten Mal für die Bayern auflaufen wird, ist noch unklar. "Er soll erstmal zur Ruhe kommen. Wir wollen ihn Schritt für Schritt integrieren", sagte Heynckes, der die Presserunde mit einem fast zehnminütigen Monolog zur aktuellen Lage eröffnete. Beim Heimspiel am Sonntag gegen den VfB Stuttgart wird der 23-Jährige wohl noch nicht zum Einsatz kommen. Heynckes, früher selbst Coach in Bilbao, kündigte zudem an, den spanischen Nationaltrainer Vicente del Bosque um die Freistellung von Martínez für die in den kommenden Wochen anstehenden EM-Qualifikationsspiele zu bitten.

Der Spieler selbst will "so schnell wie möglich zum Erfolg der Mannschaft beitragen. Ich stehe dem Trainer zur Verfügung", sagte er. Und auf welcher Position? "Wo immer mich der Mister haben will", so die politisch korrekte Antwort des zurückhaltend wirkenden Mannes, der da im T-Shirt auf dem Podium saß. Er machte einen gut gelaunten, wenn auch eingeschüchterten Eindruck - als sei ihm erst jetzt schlagartig klar geworden, bei was für einem großen Klub er da gelandet ist.

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Doch Martínez ist eben auch nicht irgendein Fußballer für den FC Bayern, sondern ein ganz besonderer. Die Transfersumme von 40 Millionen ist in der Bundesliga bisher unübertroffen. Immerhin sieht Martínez selbst das nicht als hinkelsteinschwere Belastung. Die Erleichterung, "dass endlich alles vorbei ist", sei derzeit am größten. Ihm war anzumerken, dass die Irrungen und Wirrungen dieses Wechseldramas auch ihm zugesetzt hatten.

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Aber jetzt ist alles geregelt - naja, fast alles. Trotz seines offiziell nicht erlaubten Trips nach München zum Medizincheck fürchtet der 23-Jährige keine Konsequenzen von seinem bisherigen Klub Athletic Bilbao. "Es ist alles gut, alles korrekt. Das Gespräch steht noch aus. Aber bin sehr beruhigt." In der Heimat wird es nun noch eine Verabschiedung geben und dann ist das Baskenland für ihn endgültig Geschichte.

Entspannt können jetzt auch die Bayern sein, die nach der Verpflichtung von Martínez einen äußerst breiten Kader ihr Eigen nennen. Das war nicht immer so und sorgte in der Vergangenheit mitunter für Engpässe, wenn wichtige Akteure verletzt waren. Heynckes ist deshalb froh: "Der Konkurrenzkampf kann uns nur recht sein, denn er fördert die Leistungsbereitschaft der Spieler."

Gleichzeitig betonten die Verantwortlichen auch, keine Verkäufe von Profis mehr zu forcieren. "Wir werden auf keinen Spieler zugehen, das ist unser Kader", sagte Sportvorstand Matthias Sammer: "Wenn ein Spieler das Bedürfnis hat, auf uns zuzugehen, kann er das gerne tun. Aber es ist der Stil des Klubs, das habe ich immer so mitbekommen, Verträge zu respektieren."

Und dann musste der Neue natürlich noch die wichtigste Frage des Tages beantworten. Ob er sich denn schon aufs Oktoberfest freue, wurde Martínez gefragt. "Davon haben mir alle erzählt", gab der Baske grinsend zu Protokoll. Das klang noch etwas zurückhaltend, aber vielleicht fühlt er sich für solche Eskapaden derzeit einfach noch zu müde.

(Mit Material von sid und dapd)

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