Ivan Lendl als Trainer:Ein Stück Tennisgeschichte an Zverevs Seite

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Ein Bild aus dem Jahr 1989, als Lendl in Wimbledon spielte. (Foto: Imago)
  • Der einstige Weltklasse-Tennisspieler Ivan Lendl kümmert sich ab sofort als zweiter Coach um Alexander Zverev.
  • Deutschlands bester Tennisprofi will damit seine Ziele vorantreiben und möglichst bald ein Grand-Slam-Turnier gewinnen.

Von Gerald Kleffmann, München

Die Nachricht, die am Dienstag so viele Spekulationen und Schlagzeilen ins Rollen brachte, wurde mit einem Foto übermittelt. Und einem winzigen Kommentar darunter. Fünf Männer stehen in einer Reihe und lächeln in die Kamera. Im Hintergrund: die größte Tennisarena der Welt, das Arthur Ashe Stadium. Zu sehen: Physiotherapeut Hugo Gravil. Fitnesscoach Jez Green. Alexander Zverev senior. Alexander Zverev junior. Und: Ivan Lendl. "Welcome to the team Ivan Lendl", stand darunter, geschrieben von dem Internetnutzer "alexzverev123".

Neues Paar: Alexander Zverev (Mitte) lässt sich in New York mit dem früheren Weltklassespieler Lendl (2. v. r.) ablichten. (Foto: Instagram)

Das ist der beste deutsche Tennisprofi höchstselbst. Aufgenommen wurde die Szene nach einer Trainingseinheit bei den US Open in New York, die am Montag beginnen. Zverev, 21, an Nummer vier gesetzt und bei manchem Anbieter mit einer Wettquote von 8:1 hoch auf seinen ersten Grand-Slam-Sieg gehandelt, wird also doch enger mit einem der bekanntesten Darsteller der Tennisgeschichte zusammenarbeiten, als es in den vergangenen Wochen schien; da hatten die beiden schon mal trainiert, etwa in Florida.

Beim Münchner Turnier im Mai, bei dem Zverev seinen Titel verteidigte, meinte der junge Aufsteiger der Szene noch: Als zweiter Trainer neben seinem Vater, der ihn zeit seines Lebens betreute und betreuen wird, käme nur der frühere Weltranglisten-Erste Boris Becker in Frage - oder der ebenfalls frühere Weltranglisten-Erste Lendl, den die Familie Zverev gut kennt; die Kontakte waren über Green zustande gekommen, der einst Andy Murray zugearbeitet hatte - damals war Lendl Murrays Coach und formte diesen zum Champion.

Die Arbeit mit Ivan Lendl (rechts, in Monte Carlo 2013) führte Andy Murray auf Platz eins der Weltrangliste. (Foto: Clive Brunskill/Getty Images)

Das Interesse, auf das das neue Spieler-Trainer-Duo auch in internationalen Medien sofort stieß, hat zum einen damit zu tun, dass Zverev ein bedeutsamer Profi geworden ist. Zum anderen ist Lendl, der siebenmalige Grand-Slam-Sieger, aus seiner selbst verordneten Auszeit als Trainer zurückgekehrt.

Und weil der heute 59 Jahre alte Amerikaner, in der Tschechoslowakei geboren, auch als einer der gewieftesten und geheimnisvollsten Protagonisten gilt, strahlt diese Kombination etwas sehr, sehr Spannendes aus: Das Supertalent und der Supercoach, wie beide mal genannt wurden, wagen tatsächlich das gemeinsame Projekt; das Ziel: die Gipfelerklimmung.

Die Resonanz auf ihre Kooperation war entsprechend gewaltig. Die Likes, mit denen andere ihre Zustimmung im Internet äußern können, schossen in die Tausende. Auch viele aus dem Tennisgeschäft klickten das Herzchen an, etwa Becker oder Novak Djokovic aus Serbien. Zverev selbst hatte zunächst nichts weiter bestätigt. Sein Manager Patricio Apey tat dies am Mittwoch.

Dem Fernsehsender Sky teilte der Chilene mit: "Sascha und Ivan kennen sich seit einigen Jahren, und nun war es der richtige Zeitpunkt für eine feste Zusammenarbeit." Ausdrücklich betonte Apey: "Ivan stößt langfristig zu Saschas Team dazu. Ivan hat so einen beeindruckenden Charakter und eine Arbeitseinstellung, die Sascha in der nächsten Phase seiner Karriere nur helfen kann. Das Team war bereits sehr gut aufgestellt, nun stößt mit Ivan eine enorme Komponente dazu."

Vorbild: Mit Ivan Lendl (links) als Trainer gewann Andy Murray drei Grand-Slam-Titel. (Foto: Julian Finney/Getty)

Dies war in der Tat ein zutreffendes Urteil. Lendl bewies als Coach von Murray, dass er einen begabten Spieler zu großen Siegen führen kann. Der Schotte hatte lange nach dem ersten Triumph gestrebt, mit Lendl gewann er Olympia-Gold, US Open und Wimbledon. Dann legte Lendl eine Pause ein - Murray blieb sieglos. Lendl kehrte zurück - Murray triumphierte, in Wimbledon. Eine Verknappung des Plots, natürlich, aber genau diese Bilanz ist es, die Zverev Hoffnung machen dürfte.

Neun Turniere gewann er, darunter drei der Masters-Serie - doch bei den vier wichtigsten Turnieren, den Grand Slams, erreichte er erst einmal ein Viertelfinale, bei den French Open. Schon einmal hatte Zverev einen bekannten Coach im Team, doch nach einigen Erfolgen zerbrach im Frühjahr, begleitet von Misstönen, die Liaison mit dem Spanier Juan Carlos Ferrero. Die Verpflichtung Lendls ist somit auch als Ansage zu deuten: Zverev will nicht mehr allzu lange auf einen Grand-Slam-Erfolg warten.

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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