Interview mit Ottmar Hitzfeld:"Diesen Kampf kann man bei Bayern nicht gewinnen"

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Ottmar Hitzfeld erklärt im SZ-Interview, warum beim FC Bayern Schweigen oft die beste Streitkultur ist - und was Louis van Gaal nicht verstanden hat.

Claudio Catuogno und Moritz Kielbassa

Der langjährige Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld, 62, lobt seinen ehemaligen Verein für die Entscheidung, mit Trainer-Oldie Jupp Heynckes, 65, in die neue Saison zu gehen - und kritisiert den entlassenen Louis van Gaal für dessen Hang zur Selbstdarstellung. "Bayern braucht jetzt Kontinuität, Ruhe, Titel. Und Jupp weiß, wie wichtig Gewinnen ist", sagt Hitzfeld im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Ostersamstags-Ausgabe).

Ottmar Hitzfeld hat während seiner zwei Stationen als Bayern-Trainer (1998 bis 2004, 2007 bis 2008)  viel gelernt über den erfolgreichsten Verein der Republik. (Foto: ddp)

Diese Fähigkeiten kämen auch bei Heynckes' derzeitigem Verein Bayer Leverkusen zum Tragen: "Die stürmen nicht mehr nur nach vorne, wie in den Jahren vor Jupp, sie haben Verteidigen und Balance gelernt." Hitzfeld weiter: "Jupp ist ein hervorragender Fußballehrer, Kommunikator und Psychologe. Er hat die Wertschätzung des Vorstands, ist loyal und weiß, wie der Klub funktioniert."

Louis van Gaal hingegen habe offenbar nicht verstanden, mit welchen Strategien man als Trainer beim Rekordmeister in München langfristig Erfolg habe: "Bayern-Trainer ist eine große Auszeichnung, man hat die beste Mannschaft in Deutschland zur Verfügung. In Ruhe arbeiten kannst du aber nur auf dem ersten Tabellenplatz. Das Wichtigste ist deshalb: Du darfst dich als Bayern-Trainer nicht überschätzen. Du musst dir bewusst sein, wie viel Ahnung vom Fußball der Vorstand hat und dass dieser Vorstand alle Trainer überleben wird. Wenn von diesen Leuten Kritik geäußert wird, darf man nicht zu sensibel sein."

Ottmar Hitzfeld hat während seiner zwei Stationen als Bayern-Trainer (1998 bis 2004, 2007 bis 2008) selbst seine Erfahrung mit den oft meinungsfreudigen Hauptfiguren des FC Bayern gemacht, vor allem mit dem langjährigen Manager und heutigen Präsidenten Uli Hoeneß und mit Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge: "Meine Haltung war immer, Aussagen von oben, die mir nicht passten, öffentlich nicht zu kommentieren. Das ist van Gaal nicht gelungen. Man muss bei Bayern Kritik aushalten, ohne im Stolz verletzt zu sein. Und ohne in den Medien zu kontern, denn diesen Kampf kann man bei Bayern nicht gewinnen."

Auch einen anderen Bundesliga-Klub verfolgt der heutige Nationaltrainer der Schweiz, der in Lörrach bei Basel wohnt, nach wie vor intensiv: Borussia Dortmund. Mit dem BVB gewann Hitzfeld 1995 und 1996 die deutsche Meisterschaft sowie 1997 die Champions League. "Das war ein emotionaler Höhepunkt für mich", sagt Hitzfeld im SZ-Interview. "Für die Fans im Ruhrgebiet ist Fußball Religion, vor der schwarz-gelben Südtribüne hatte ich eine Gänsehaut. Unser Meisterkorso führte stundenlang durch die Stadt, die Identifikation der Leute ist riesig - bis ins hohe Alter, quer durch alle sozialen Schichten, das kann man mit München nicht vergleichen. Was Jürgen Klopp jetzt geschafft hat, ist ein modernes Märchen. Der erste Titel als Trainer ist die Doktorarbeit. Das ist später auch für andere Vereine ein Bewerbungsschreiben."

Der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp ist - wie auch Hitzfeld - sehr religiös; beide beten nach eigener Aussage jeden Tag. "Jeder Glaube gibt einem Halt und hilft einem, seine inneren Überzeugungen zu bewahren", sagte Hitzfeld der SZ. "Gerade in schwierigen Zeiten."

Das gesamte Interview mit Ottmar Hitzfeld lesen Sie am Samstag im Sportteil der Süddeutschen Zeitung.

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