Mats Hummels beim FC Bayern:Nützt es, erkältet ein Spitzenspiel zu absolvieren?

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Mats Hummels hatte keinen glücklichen Tag gegen Dortmund. (Foto: REUTERS)
  • Beim 2:3 in Dortmund spielt Mats Hummels mit einer Erkältung - und sieht in einigen Duellen nicht gut aus.
  • Dabei hätte Trainer Kovac mit Niklas Süle durchaus einen fähigen Ersatz gehabt.
  • Hummels' Einsatz stößt bei Oliver Kahn auf Kritik.

Von Philipp Selldorf, Dortmund

Mats Hummels formulierte nach dem Spiel in Dortmund seine Sätze mit einer Präzision, die selbst einen Großredner des Fußballs wie Christoph Metzelder hätte erblassen lassen. Zum Beispiel manövrierte sich Hummels meisterhaft durch einen Dschungel aus Tatsachen und Konjunktiven, als er gefragt wurde, ob Borussia Dortmund demnächst womöglich den Titelgewinn feiern könnte: "Wenn man sieht, wie der BVB spielt, und dass er sieben Punkte vorn ist, wäre es arg vermessen, es nicht für realistisch zu halten, dass es in diesem Jahr so kommen könnte."

Sein rhetorisches Geschick verdient umso mehr Anerkennung, weil sich der Münchner Nationalspieler in einem offenbar bedenklichen Zustand befand. Es sei "alles so ein bisschen verschwommen und dumpf im Kopf", berichtete Hummels.

Kovac wirkt wenig begeistert, Kahn zeigt kein Verständnis

Schon am Vorabend des Gipfeltreffens in Westfalen hatte er Unwohlsein und eine heraufziehende Erkältung gespürt und davon auch ordnungsgemäß Meldung gemacht. Dass er trotzdem auf den Platz ging, weil er "unbedingt spielen" wollte, das fanden manche Betrachter allerdings außerordentlich - und zwar außerordentlich daneben: "Man muss sich doch nachher nicht hinstellen und sagen, man war krank. Da stimmt es beim einen oder anderen im Kopf nicht", stellte der ZDF-Experte Oliver Kahn verständnislos fest. Diese Ansicht über Hummels' eigenartiges Verantwortungsbewusstsein hatte Kahn vermutlich nicht weltexklusiv.

Hummels hatte sich, wie er erzählte, quasi selbst ausgewechselt (65.), als ihm nach einer Begegnung mit Dortmunds Flügelangreifer Jadon Sancho ein Doppelfehler unterlaufen war, der ihn in diesem Moment sehr alt aussehen ließ und zudem fast das 2:2-Ausgleichstor gebracht hätte. Er habe dem Trainer angezeigt, dass er jetzt besser vom Platz gehen sollte. Niko Kovac reagierte prompt und schickte Niklas Süle aufs Feld. "Ich habe zwei Fehler gemacht, wie ich sie seit 2010 nicht drin hatte. Da habe ich gesagt: Es macht keinen Sinn mehr. Nicht, dass ich noch so ein Ding drin habe, und wir fangen einen", erklärte Hummels.

Kovac berichtete später, er habe den Verteidiger zur Pause gefragt, ob er weiterspielen könne: "Er hat Ja gesagt!" Schon in der ersten Halbzeit ließ sich Hummels einmal in prekärer Situation von Marco Reus den Ball entwenden. Kovac ließ sich dann aber mit der Information beruhigen, dass Mannschaftsarzt Roland Schmidt dem Verteidiger ein Medikament verabreicht habe.

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Nach der Partie schien der Trainer von der Episode alles andere als angetan zu sein. Zur Stärkung des Vertrauensverhältnisses zwischen Trainer und Spieler dürfte der Vorgang nicht beigetragen haben, im Laufe der Rückreise wurde er zwischen den Beteiligten noch mal erörtert. Uli Hoeneß, der an der Unterredung teilgenommen hatte, gab das Ergebnis wider, als ob er von einem Politikum zu künden hätte - was wohl auch der Fall war: "Es ist eindeutig festgestellt worden, dass der Spieler unbedingt spielen wollte." Den Arzt treffe keine Schuld, den Trainer auch nicht, und Hummels habe halt unbedingt spielen wollen, "das ist nicht so gutgegangen", aber das müsse man "respektieren".

Im Nachhinein ärgere er sich darüber, dass er gespielt habe, erklärte Hummels. Kovac sieht das womöglich genauso.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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