DFB-Pokal:Hertha zerbröselt in Braunschweig

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Niklas Stark und Alexander Schwolow: Zwei Berliner sind sich uneins. (Foto: Getty Images)

Welch ein blamabler Saisonauftakt der Berliner: Gegen einen engagierten Zweitliga-Aufsteiger gibt es fünf Gegentore und das Erstrunden-Aus - auch Mainz tut sich lange schwer.

Eintracht Braunschweig hat auf spektakuläre Weise für die erste Überraschung der neuen DFB-Pokal-Saison gesorgt. Dank dreier Tore seines Kapitäns Martin Kobylanski warf der Zweitliga-Aufsteiger den ambitionierten Fußball-Bundesligisten Hertha BSC am Freitagabend mit 5:4 (3:2) aus dem Wettbewerb. 500 Zuschauer waren gemäß der niedersächsischen Corona-Verordnung im Eintracht-Stadion zugelassen - sie machten angesichts der Dramaturgie dieser Partie aber zeitweise einen Lärm wie mehrere tausend.

Der 26 Jahre alte Kobylanski, der die Braunschweiger erst vor zwei Monaten mit 18 Drittliga-Treffern zur Zweitliga-Rückkehr geschossen hatte, verwandelte bereits nach 63 Sekunden einen Freistoß aus 25 Metern. Die Tore zwei und drei des offensiven Mittelfeldspielers fielen dann aus Braunschweiger Sicht jeweils zum idealen Zeitpunkt. Beim 3:2 kurz vor der Pause (44.) traf er per Nachschuss nach einem von ihm selbst verschossenen Foulelfmeter.

Die Hertha hatte zu diesem Zeitpunkt gerade einen frühen 0:2-Rückstand aufgeholt, weil Dodi Lukebakio (23.) und Matheus Cunha (29.) in nur zwölf Minuten auf ein Eigentor von Maximilian Mittelstädt (17.) antworteten. In der zweiten Halbzeit schlug Kobylanski dann noch schneller zurück: Erst gelang Peter Pekarik (65.) der erneute Ausgleich. Doch nur zwei Minuten später hieß es wieder 4:3 (67.) durch den Mann, der früher auch eine Saison für den Berliner Hertha-Rivalen 1. FC Union gespielt hat.

Mit Rückkehrer Suleiman Abdullahi traf ein weiterer Ex-Unioner sogar zum 5:3 (73.), doch entschieden war dieses Spektakel auch damit noch nicht. Erneut Lukebakio brachte die Hertha noch einmal heran (83.).

Letztlich bestätigte sich aber auch an diesem Pokalabend, was zuvor schon bei den Testspielen gegen Ajax Amsterdam (0:1), PSV Eindhoven (0:4) und den Hamburger SV (0:2) zu sehen war: Diese Berliner Mannschaft ist trotz der Millionen-Ausgaben ihres Investors Lars Windhorst längst noch fertig zusammengestellt und eingespielt. Die Stammverteidiger Dedryck Boyata (verletzt) und Jordan Torunarigha (gesperrt) fehlten am Freitag genauso wie der Mittelstürmer Krzysztof Piatek.

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Kurz vor dem Auftakt im Pokal greift das Münchner Landgericht ein: Drittligist Türkgücü soll den Platz des 1. FC Schweinfurt 05 einnehmen und gegen S04 spielen - aber nicht an diesem Wochenende.

Der war bis zum Beginn dieser Woche mit der polnischen Nationalmannschaft unterwegs und begab sich nach seiner Rückkehr erst einmal in Quarantäne. Langjährige Stützen wie Vedad Ibisevic, Salomon Kalou oder Per Skjelbred sind nicht mehr da, die benötigten Verstärkungen im Angriff und Mittelfeld aber noch nicht verpflichtet worden. Vor dem ersten Bundesliga-Spiel bei Werder Bremen sind das für Trainer Bruno Labbadia sehr viele Probleme auf einmal.

Der FSV Mainz 05 musste zumindest eine gute Stunde lang schon wieder eine Blamage fürchten. Der Fußball-Bundesligist, der im Vorfeld von Corona-Problemen geplagt wurde, gewann in der ersten Hauptrunde nach einem Pausen-Rückstand letztlich deutlich 5:1 (0:1) gegen den Viertligisten TSV Havelse. Jean-Philippe Mateta (57., 79., 90.), Adam Szalai (77.) sowie Robin Quaison (86.) trafen für die Rheinhessen, die im Vorfeld der Partie zwei Testspiele wegen positiven Tests innerhalb der Mannschaft absagen mussten. Gegen Havelse fehlten drei Profis wegen Corona-Infektionen. Noah Plume hatte die Niedersachsen in Führung gebracht (17.). Beim Liga-Auftakt wartet mit RB Leipzig ein ganz anderes Kaliber auf die Mainzer.

In der Vorsaison war der FSV in der ersten Runde beim Drittligisten 1. FC Kaiserslautern gescheitert. Von dieser Pleite erholte sich der Klub lange Zeit nicht. Im November wurde Trainer Sandro Schwarz entlassen, unter seinem Nachfolger Achim Beierlorzer mussten die Mainzer bis zum Saisonende gegen den Abstieg kämpfen. Wie zehn andere unterklassige Klubs hatte Havelse sein Heimrecht abgegeben. Grund dafür waren die Corona-Auflagen, die von den Vereinen nicht umgesetzt werden können. Die Partie in der Mainzer Arena fand vor 1000 Zuschauern statt. Laut der neuen Corona-Ordnung des Landes Rheinland-Pfalz, die am Mittwoch in Kraft tritt, darf der FSV zukünftig vor rund 3000 Zuschauern spielen.

Die Mainzer, bei denen Robin Zentner den Torwart-Zweikampf gegen Florian Müller für sich entschieden hat, erarbeiteten sich in den ersten Minuten drei gute Chancen. Nutzen konnte der Erstligist aber keine der Möglichkeiten. Wesentlich besser machte es Plume auf der Gegenseite. Unmittelbar nach der Führung lag sogar das zweite Tor für Havelse in der Luft.

Der FSV war in dieser Phase völlig von der Rolle. Mehr als einen gefährlichen Freistoß von Daniel Brosinski hatte der Favorit nicht zu bieten (30.). Was die Mainzer in der ersten Hälfte zeigten, war insgesamt ganz schwach. Daran änderten auch die Chancen von Jonathan Burkhardt und Jean-Paul Boetius in der 44. Minute nichts. Nach dem Seitenwechsel wurde es aus Sicht des Bundesligisten nicht besser. Zentner verhinderte gegen Yannik Jaeschke den zweiten Gegentreffer (48.). In der 51. Minute vergab FSV-Stürmer Mateta aus kurzer Distanz die Großchance zum Ausgleich. Sechs Minuten später machte es der Franzose besser. Schon vor dem Ausgleich wirkten die Niedersachsen etwas müde, der große Kampf zuvor hatte Kraft gekostet.

Nach einer Stunde stand der FSV ganz dicht vor der Führung. Die Gelegenheiten häuften sich. TSV-Torwart Norman Quindt hielt großartig. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte das Unentschieden weiter Bestand. Der eingewechselte Szalai und Mateta brachten Mainz auf die Siegerstraße.

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