Köln schubst Berlin an den Abgrund:Hertha vor dem Abstieg

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Chidera Ejuke und Jessic Ngankam nach dem Spiel. (Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch/Imago)

Schon wieder 2:5 - Berlin verliert wie vor vier Wochen auswärts hoch, obwohl sich das Team in Köln fast in jeder Hinsicht verbessert zeigt. Die Betonung liegt auf "fast", denn die Abwehrarbeit ist eines Erstligisten nicht würdig.

Hertha BSC steht nach einem weiteren fehlerhaften und in der Defensive desaströsen Auftritt dicht vor dem ersten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga seit elf Jahren. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai verlor ein wildes und turbulentes Spiel beim 1. FC Köln 2:5 (2:3) und schwebt als Tabellenletzter in höchster Gefahr. Der Rückstand auf den 15. Platz beträgt zwei Spiele vor Ende der Saison fünf Punkte - Hertha kann bei ungünstigem Verlauf schon an diesem Wochenende keine realistische Chance mehr auf den Klassenerhalt haben. "Vielleicht war es mein Fehler, dass wir uns letzte Woche mit offensiven Sachen beschäftigt haben", sagte Dardai bei DAZN: "Weil defensiv war das heute gar nichts, wir haben nichts hinbekommen. Von Offensivem lasse ich jetzt die Finger."

Berlin offenbarte vier Wochen nach dem 2:5 bei Schalke 04 wieder eklatante Abwehrschwächen und war vor allem bei Kopfbällen höchst anfällig. Dies bestraften der langjährige Hertha-Stürmer Davie Selke (8.), Timo Hübers (39., 69.), Ellyes Skhiri (43.) und Denis Huseinbasic (81.). Köln hätte noch deutlich öfter treffen können, Gäste-Torhüter Oliver Christensen rettete aber mehrfach stark. Für Hertha waren Lucas Tousart (18.) und Stevan Jovetic (33.) erfolgreich, sie drehten das Spiel damit für kurze Zeit.

Nanu, wieso lachen beide Trainer so herzlich? Hertha-Trainer Pal Dardai (rechts) bringt eben kaum etwas aus der Fassung, auch ein 2:5 in Köln nicht, das FC-Trainer Steffen Baumgart erfreut. (Foto: Revierfoto/Imago)

Für die finanziell angeschlagenen Berliner hätte der Abstieg gravierende Folgen, schon jetzt ist die wirtschaftliche Lage bedrohlich. "Geld haben wir nicht", gab auch Coach Dardai zu: "Aber wir haben eine Menge Herz." Das bewiesen seine Spieler in Köln zunächst, sie ließen sich vom frühen Rückstand durch Selke nicht verunsichern. Bei der Aktion verletzte sich Innenverteidiger Filip Uremovic, auch Selke musste wenig später merklich angeschlagen vom Feld. Hertha gelang der schnelle Ausgleich durch Tousart, der nach einer starken Aktion von Marco Richter den Nachschuss verwertete.

Besonders in der Luft sind die Berliner anfällig - in Köln kassierten sie beits das 15. Gegentor nach einer Flanke.

Köln riss in der Folge die Kontrolle an sich, ließ aber unglaublich viele Chancen ungenutzt - oder scheiterte an Christensen, der unter anderem gegen Kingsley Schindler (26.) rettete. Mitten in dieser Kölner Drangphase verwertete Jovetic einen Konter zur überraschenden Führung der Gäste, die Hertha aber keine Sicherheit brachte. Hübers glich nach einem Freistoß per Kopf aus, Berlins Dodi Lukebakio applaudierte anschließend höhnisch in Richtung des Vierten Offiziellen Tobias Reichel - die Berliner hatten bei der Entstehung des Freistoßes kein Foul gesehen. Skhiri schockte die Gäste noch vor der Pause.

Ein Muster, das die Berliner nicht durchschauten: scharf getretene Flanken, die die Verteidiger (hier Timo Hübers) mit dem Hinterkopf verlängert. So fiel nicht nur das 2:2. (Foto: Christian Schulze/Nordphoto/Imago)

Wer eine Trotzreaktion der Berliner erwartet hatte, wurde im zweiten Durchgang enttäuscht. Stattdessen stand weiter Christensen im Mittelpunkt, der Däne bewahrte sein Team mit sensationellen Paraden gegen Steffen Tigges (51.), Jan Thielmann (58.) und Dejan Ljubicic (59.) zunächst vor weiteren Gegentreffern. Bei Hübers' Kopfball an die Latte (59.) wäre er aber machtlos gewesen. Hertha ließ den Kölner Sturmlauf weitgehend tatenlos über sich ergehen und kam kaum in die Zweikämpfe. Dennoch hatte Jessic Ngankam die riesige Ausgleichschance, scheiterte nach einem Fehler von Jonas Hector aber an Marvin Schwäbe (63.). Auf der Gegenseite verwandelte Hübers artistisch, Huseinbasic stand später im Strafraum ganz frei.

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