Berlin siegt:Rückenwind für Pal Dardai

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Kopfsache: Marco Richter (hinten) gibt dem Ball mit der Stirn den entscheidenden Stoß beim 1:0. Keeper Kevin Trapp hat keine Chance. (Foto: Jan Huebner/Imago)

Nach turbulenten Wochen gewinnt Hertha BSC verdient in Frankfurt. Während der zuletzt kritisierte Berliner Trainer erleichtert wirkt, ist das Zwischenhoch bei der Eintracht wieder vorbei. Oliver Glasner kritisiert vor allem die erste Halbzeit.

Pal Dardai wirkte aufrichtig erleichtert. Nach dem Schlusspfiff umarmte der Chefcoach sein Trainerteam und die Profis von Hertha BSC. Durch das 2:1-Erfolg bei Eintracht Frankfurt hat der Ungar seinen Job zunächst gesichert. "Das ist ein traumhaftes Wochenende. Wir dürfen jetzt nicht zufrieden sein, sondern müssen weiter arbeiten", sagte Dardai, als die Berliner für die erste Eintracht-Heimniederlage seit Juni 2020 gesorgt hatten. Im erstmals wieder geöffneten Stehplatzbereich der Hessen wurde es ungewöhnlich ruhig.

Der zuletzt kritisierte Dardai bekräftigte am Samstag auch, wie gern er den Job beim Krisenclub ausübt. "Wenn die Jungs sich so weiterentwickeln, dann macht das immer Spaß. Ich gehe morgens mit guter Laune zur Arbeit", betonte der Trainer. Fredi Bobic, der Dardai als Sport-Geschäftsführer bislang immer wieder stärkt, hatte vor dem Anpfiff im Sender gesagt: "Wir geben die totale Unterstützung auch unserem Trainerteam, mit Pal Dardai an der Spitze." Ein starker und mutiger Hertha-Auftritt bestätigte den Funktionär später.

Vor 32 000 Zuschauern erzielten Marco Richter (7. Minute) und Jurgen Ekkelenkamp (62.) die Treffer für die Hertha, die auch dem zuletzt schwer kritisierten Dardai zugute kommen dürften. In der Tabelle zog Hertha mit neun Punkten an der insgesamt schwachen Eintracht vorbei, der auch ein Foulelfmeter von Joker Goncalo Paciencia (78.) nicht half. "Über das gesamte Spiel hat man gesehen, dass wir den Sieg haben wollten", sagte Richter. Ob der Sieg für den Trainer gewesen sei? "Auch, auf jeden Fall", erläuterte der Torschütze.

Boateng muss auf die Bank

Bei der Hertha hatte jüngst der Abgang von Klub-Chef Carsten Schmidt aus persönlichen Gründen eine weitere Baustelle aufgemacht. Dardai versuchte dennoch, den Fokus auf die angespannte sportliche Situation zu richten und nahm fünf Veränderungen in der Startelf vor. Kevin-Prince Boateng, 2018 DFB-Pokalsieger mit Frankfurt, musste bei seiner Rückkehr auf die Bank.

Eine erfolgreiche Rückkehr erlebte Bobic, der an seiner alten Frankfurter Wirkungsstätte nicht nur den guten Auftritt, sondern auch die in die Arena hineinscheinende Herbstsonne genießen konnte. Herthas mutiger Beginn hatte sich schnell ausgezahlt: Nach einer starken Aktion von Vladimir Darida hielt Richter in der Mitte seinen Kopf genau so hin, dass der Ball an den Innenpfosten und von dort ins Tor prallte. Der Außenbahnspieler hat damit fünf seiner 13 Bundesliga-Treffer gegen die Hessen erzielt.

"Wir alle sind sehr enttäuscht", sagt Eintracht-Trainer Glasner

Für die Eintracht ist das Zwischenhoch nach den Siegen in Antwerpen (1:0) und beim FC Bayern (2:1) schnell wieder verpufft. Der Auftritt vor in Pandemie-Zeiten ungewohnt großer Kulisse war fehlerhaft und blieb die große Leidenschaft schuldig, die den Club sonst häufig auszeichnet. Zur Halbzeit pfiffen die Fans das eigene Team aus. Das kommt in Frankfurt eher selten vor.

"Wir alle sind sehr enttäuscht. Nicht nur über das Ergebnis, auch über die Leistung. In der ersten Halbzeit war gar nichts von dem, was wir uns vorgenommen haben", sagte Cheftrainer Oliver Glasner, dessen Start trotz des Coups in München insgesamt missraten ist. Nach der Pause hatte der Österreicher für mehr Offensive nach und nach Daichi Kamada und Paciencia ins Spiel gebracht. Der Angreifer holte einen Strafstoß heraus und verwandelte, doch die große Schlussoffensive blieb aus. Es sei "einfach zu wenig" gewesen, sagte Glasner.

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