Handball-WM:Eine Niederlage als Mutmacher

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"Absolute Leaderin im Team": Xenia Smits im Hauptrundenspiel gegen Rumänien, das die Deutschen 24:22 gewannen. (Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix/Imago)

Trotz eines 28:30 zum Abschluss der Hauptrunde: Die deutschen Handballerinnen wähnen sich endlich in der Nähe der Weltspitze. Das soll sich auch an diesem Mittwoch im WM-Viertelfinale gegen Schweden zeigen.

Von Ulrich Hartmann

Nach der ersten Niederlage im sechsten Spiel bei dieser Weltmeisterschaft sah man die deutschen Handballerinnen lächeln. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens hatte die Niederlage gegen den Co-Gastgeber Dänemark keine schwerwiegenden Konsequenzen, sondern bloß, dass man nun im Viertelfinale auf Co-Gastgeber Schweden trifft statt auf Montenegro. Zweitens fiel die Niederlage gegen eines der weltbesten Handballteams moderat aus, 28:30. Mit ein bisschen mehr Glück und Cleverness hätte man sogar gewinnen können.

Dies schürt wiederum Zuversicht für das Viertelfinale an diesem Mittwoch um 17.30 Uhr (live bei sportdeutschland.tv gegen Gebühr). "Wir haben keine Angst", sagt die Kreisläuferin Julia Behnke. "Ich bin voller Zuversicht", sagt Axel Kromer, Sportvorstand des Deutschen Handball-Bundes. Die Rückraumspielerin Xenia Smits behauptet gar: "Ich würde nicht ausschließen, dass wir gegen Schweden gewinnen können."

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Die Teilnahme an einem Olympia-Qualifikationsturnier im April hatte das Team durch seinen Einzug ins WM-Viertelfinale bereits nach einem klaren Sieg gegen Serbien sicher; gegen Schweden geht es nun darum, dass deutsche Handballerinnen erstmals seit 2008 in ein Halbfinale einziehen und dann erstmals seit 2007 (WM-Bronze) wieder eine Medaille gewinnen können.

Erst kurz vor der WM hat die deutsche Mannschaft zu Testzwecken zweimal binnen drei Tagen gegen Schweden gespielt: Das erste Spiel gewann Deutschland 33:30, das zweite verlor man 23:30. Für das dritte Aufeinandertreffen jetzt empfiehlt Kapitänin Alina Grijseels nach den Erfahrungen aus der Niederlage gegen Dänemark, vorn "ein bisschen cleverer" zu spielen. Die stets kämpferische Smits wünscht sich gar, dass man "dreckiger" agiert. Bundestrainer Markus Gaugisch nennt Smits eine "absolute Leaderin im Team" und einen "wichtigen Faktor im Spiel gegen Schweden".

Vor zwei Jahren verloren die Deutschen in ähnlichen Situationen noch die Nerven

Emotional prägend waren von den bisherigen Spielen der komplizierte 31:30-Sieg zum Auftakt gegen Japan durch einen Gewaltwurf von Smits in der Schlusssekunde, das durchgehend souveräne 33:17 gegen Polen sowie im entscheidenden Hauptrunden-Gruppenspiel gegen Rumänien der 24:22-Sieg trotz 12:15-Rückstands nach 36 Minuten. Anders als in früheren Turnieren lassen sich die deutschen Handballerinnen bislang von Schwächephasen nicht allzu sehr aus dem Konzept bringen, spielen weiter und finden zurück ins Spiel. Dies gelang besonders gut gegen Rumänien, aber auch gegen Dänemark, obwohl es hier nicht mehr zum Erfolg genügte.

Man erkennt die Entwicklung der Mannschaft an einem einfachen Vergleich: Vor zwei Jahren spielte sie ihr finales Hauptrunden-Gruppenspiel bei der WM in Spanien ebenfalls gegen Dänemark und verlor dabei sowohl die Nerven als auch haushoch 16:32 das Spiel. Diesmal lagen sie in der zweiten Halbzeit zwar durchgängig hinten, blieben aber bis zum Ende auf Tuchfühlung. "Wir haben mitgehalten", sagte die Kapitänin Grijseels, und indem sie hinzufügte: "Es fehlt nicht viel", schloss sie aus dem Dänemark-Spiel auf die grundsätzliche Situation der deutschen Mannschaft, die der Weltspitze sukzessive näher rückt. In den vergangenen Jahren war stets die maßgebliche Forderung gewesen, den Rückstand zu den besten Nationen zu verringern. Dieser Schritt scheint bereits gelungen zu sein - wenn nicht das Viertelfinale gegen Schweden den Eindruck wieder zerstört.

Diese Befürchtung haben sie im deutschen Lager jedoch nicht. "Bisher war es eine überragende Turnierleistung", sagt Sportvorstand Kromer, "die Spielerinnen haben in wichtigen Situation die Ruhe bewahrt und beweisen dauerhaften Glauben an die eigene Stärke." Weil dies in den vergangenen Jahren oft nicht der Fall gewesen war, findet auch Kromer: "Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt." Und das ist schon vor dem WM-Viertelfinale, mit Blick auf Olympia 2024 und die Heim-WM 2025, etwas wert.

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