Protest von Leipzigs Handballern:Ein Handballspiel dauert 59 Minuten und 54 Sekunden

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Ein sehr knappes Derby: Hier findet Leipzigs Außenspieler Lukas Binder (links) einen Weg durch die Beine von Eisenachs Keeper Matija Spikic. (Foto: Christian Heilwagen/Imago)

Richtig, da fehlen sechs Sekunden. Deshalb protestieren Leipzigs Handballer gegen die Wertung des Bundesligaderbys gegen Eisenach - und rechnen sich Chancen aus.

Von Carsten Scheele

Ein Handballspiel dauert 60 Minuten, da machen sechs Sekunden nicht viel aus, könnte man meinen. Die Verantwortlichen des SC DJfK Leipzig hätten auch keine große Sache aus diesen sechs Sekunden gemacht, hätten ihre Handballer kurz vor Schluss deutlicher als nur 23:25 zurückgelegen im Bundesligaderby gegen Eisenach, als sich die Spieler zwar zu einer einminütigen Auszeit versammelten, die Zeit auf der Hallenuhr aber zunächst weiterlief.

Fernsehbilder belegen, dass die Uhr, als Leipzig die Auszeit anordnete, bei 58 Minuten und 49 Sekunden hätte stehen bleiben sollen. Fortgesetzt wurde das Spiel aber bei 58 Minuten und 55 Sekunden. Ein Fauxpas des Zeitnehmers? Die Leipziger protestierten sofort und forderten am Zeitnehmertisch, dass die offizielle Spielzeit zurückgestellt wird. Dies passierte nicht, die Referees pfiffen die Partie wieder an. Sechs verlorene Sekunden also, die noch wichtig werden sollten, denn Leipzig traf durch Lucas Krzikalla erst zum Anschluss, dann wieder durch Krzikalla vermeintlich zum 25:25 - sehr knapp nach der Schlusssirene allerdings, weshalb das Tor nicht zählte.

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Mit sechs Sekunden mehr wäre der Ausgleichstreffer "sehr gut möglich gewesen", sagt Leipzigs Geschäftsführer Karsten Günther, "wir sind ja beim Abpfiff frei vorm Tor." Weil der Ärger über diese Gemengelage nach Spielschluss weiter anschwoll, prüften die Leipziger am Wochenende den Fall genau, sammelten Beweismaterial - und entschieden schließlich, fristgerecht Protest gegen die Wertung einzulegen. Derbygegner Eisenach wurde per Telefon informiert.

Eisenach freut sich über zwei Punkte im Abstiegskampf - oder gibt es ein Wiederholungsspiel?

Vereinsboss Günther erklärt zum Protest, es gehe schlichtweg darum, dass "ein Handballspiel 60 Minuten netto" dauert und nicht bloß 59 Minuten und 54 Sekunden. Den Protest begründet er nicht nur mit den Ansprüchen des eigenen Klubs (ein Punkt im Derby ist besser als keiner), sondern auch mit dem Wettbewerbsgedanken. "Es geht nicht darum, den Eisenachern einen Vorwurf zu machen", sagt Günther: "Hier liegt eindeutig ein Fehler des Kampfgerichts vor, der spielentscheidend ist und damit nicht nur uns betrifft." Leipzig liegt im Mittelfeld der Tabelle, auf Rang neun, Eisenach steht auf dem Abstiegsplatz 17, hat seine Chancen auf den Klassenerhalt durch die beiden Punkte gegen Leipzig also deutlich verbessert. Konkurrenten wie Stuttgart, Wetzlar oder Erlangen sind dadurch akuter bedroht als zuvor.

Der Fall wandert nun ans Sportgericht des Deutschen Handballbundes (DHB), dort muss entschieden werden, ob der Sekundenklau so schwer wiegt, dass ein Wiederholungsspiel angemessen ist. Die Leipziger schätzen ihre Chancen als gegeben ein.

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