Handball:Unheilvolle Nachricht aus Berlin

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(Foto: Jan Huebner/imago)

Simon Ernst, Tim Suton, Martin Strobel und jetzt auch noch Fabian Wiede: Der deutschen Nationalmannschaft fehlen bei der EM im Januar vier Mittelmänner.

Von Carsten Scheele, München

Die Mittelmann-Position ist die vielleicht Wichtigste im Handball, hier werden die Strippen gezogen und Spielzüge initiiert; ausgerechnet dort gehen Bundestrainer Christian Prokop kurz vor der Europameisterschaft in Österreich, Schweden und Norwegen (9. bis 26. Januar) die Spieler aus. Wurde die Absage von Martin Strobel nach dessen Verletzungspause noch erwartet, so kommt die Nachricht aus dem Lager der Füchse Berlin bezüglich Fabian Wiede unheilvoll wie unerwartet. Wiede (im Bild), 25, kann bei den vier Bundesligaspielen in diesem Jahr noch mitwirken, muss sich dann aber am 30. Dezember bei Nationalmannschaftsarzt Kurt Steuer einer Schulteroperation unterziehen.

Die Anzahl der verletzten Mittelmänner summiert sich damit auf vier: Vor Wiede und Strobel hatten sich auch der Berliner Simon Ernst und der Lemgoer Tim Suton (beide Kreuzbandriss) für die Europameisterschaft abgemeldet. Der Eingriff bei Wiede sei "unumgänglich", erläuterte DHB-Vizepräsident und Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning: "Dieser Ausfall ist sowohl für uns als auch für die Nationalmannschaft sehr schade."

In der Tat war Wiede für die EM-Mission fest eingeplant, weil er als gelernter halbrechter Rückraumspieler über großes strategisches Geschick verfügt. Er scheut sich nie vor der Verantwortung und sprang bei der Weltmeisterschaft 2019 bereits als Regisseur ein, als sich Strobel gegen Kroatien schwer am Kreuzband verletzte. Der "Straßenhandballer", wie Prokop Wiede nennt, wurde als einziger deutscher Spieler ins All-Star-Team gewählt.

Sehr viel Verantwortung kommt damit auf einen Schlag auf Paul Drux zu, der zwar aus dem linken Rückraum stammt, nun aber endgültig auf Mittelmann umschulen muss. Dies ist nicht unproblematisch: Drux, 24, hat zwar starke Spiele auf der Mitte gemacht, präsentiert sich aber als zu inkonstant, als dass man ihm diese Aufgabe bedenkenlos für ein Turnier überantworten könnte. Als Aushilfe kommt noch der Kieler Steffen Weinhold in Frage, der nach dem Ausfall von Wiede aber auch im rechten Rückraum gebraucht wird.

Ganz anders bei der Torhüterposition: Da steht Prokop vor einer Luxusentscheidung. Hier ist Andreas Wolff (KS Kielce) gesetzt, um den Posten als zweiter Torsteher bewerben sich Dario Quenstedt (Kiel), Silvio Heinevetter (Berlin) und der Stuttgarter Johannes Bitter, der 2009 mit dem DHB-Team Weltmeister wurde und vor neun Jahren seinen Rücktritt erklärt hatte. Bitter, 37, sei ein "ernstzunehmender Kandidat", sagte Prokop: "Er ist nicht nur eine Backup-Nominierung."

© SZ vom 19.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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