Handball:Panther als Platzhirsche

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Ausverkaufte Wittelsbacher Halle: HT-Spieler Vitus Baumgartner duelliert sich mit dem Fürstenfeldbrucker Benedikt Kellner (re.) vor vollen Rängen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im Team von Hachinger Tal München ist dem TuS Fürstenfeldbruck erstmals in all den Jahren ein lokaler Konkurrent erwachsen - doch die Handball-Hierarchie in Südbayern bleibt nach dem Derby vorerst bestehen.

Von Heike A. Batzer

Benedikt Kellner genoss die Situation sichtlich: "Das ist schon schön, gleich so eine volle Halle." Der 25 Jahre alte Handballer aus Ismaning, der ein paar Jahre in Coburg und Erlangen in zweiter und erster Bundesliga zugange war, ist zurück in seiner Münchner Heimat und gibt jetzt den Spielgestalter beim TuS Fürstenfeldbruck. Dass dies bisweilen den Unterschied macht, war immer wieder zu sehen an diesem Abend vor 1000 Zuschauern - bei seinen Anspielen auf die Mitstreiter und bei seinen acht Toren. Der TuS Fürstenfeldbruck gewann schließlich 34:30 und damit nicht nur sein erstes Heimspiel in der neuen Drittliga-Saison, sondern auch gleich das mit Spannung erwartete Lokalderby gegen HT München.

Im Team von Hachinger Tal München, wie sich die vor einigen Jahren gegründete Spielgemeinschaft aus TSV Unterhaching und DJK Taufkirchen nennt, ist den Brucker Platzhirschen erstmals in all den Jahren ein lokaler Konkurrent erwachsen. In einem Punktspiel trafen Fürstenfeldbruck und Unterhaching zuletzt in der Bayernliga-Saison 2013/14 aufeinander, ehe die Brucker Panther, wie sie sich mittlerweile nennen, enteilten.

Seit fast zehn Jahren gehören sie zum Drittliga-Establishment. Allein in den vergangenen vier Jahren belegten sie die Tabellenplätze eins, drei und zwei - plus eine Saison in der zweiten Handball-Bundesliga. Doch zuletzt verloren sie fast jedes Jahr ein halbes Dutzend Spieler: etablierte, die mit dem Sport aufhörten, ebenso wie die talentiertesten unter den Nachwuchskräften, die weiterzogen in Richtung Bundesliga. Den folglich notwendigen Umbau des Teams aber bewerkstelligte Trainer Martin Wild jedes Mal, und auch jetzt ist der Saisonstart mit zwei Siegen perfekt. Die Handball-Hierarchie in Südbayern bleibt damit vorerst bestehen.

HT-Trainer Johannes Borschel verbrachte seine beiden letzten Jahre als aktiver Handballer in Fürstenfeldbruck, mittlerweile spielen auch die ehemaligen Panther Korbinian Lex und Yannick Engelmann für die Münchner. Engelmann ging beim Derby an früherer Wirkungsstätte wegen eines Muskelfaserrisses angeschlagen in die Partie, kam aber dennoch zu vier Toren. Lex, während seiner Zeit in Fürstenfeldbruck vor allem für die Verteidigungsarbeit zuständig, überraschte mit langen Einsatzzeiten im Angriffsspiel - und sieben Treffern.

TuS-Trainer Wild spricht von einer "unfassbar tollen Atmosphäre"

Es herrschte eine schwüle Enge an diesem Abend in der ausverkauften Wittelsbacher Halle, die vor der Corona-Pandemie letztmals so voll gewesen sein dürfte. Nahe aneinanderrücken mussten die Sitznachbarn, damit alle Platz fanden, und oben auf der Empore über der Tribüne standen die Fans dicht gedrängt in mehreren Reihen hintereinander. Von einer "unfassbar tollen Atmosphäre" sprach hinterher TuS-Trainer Wild.

Zu sehen bekamen sie eine Partie, die mit viel Intensität und Kampfgeist geführt wurde, aber jederzeit extrem fair blieb. "Wir wollten schauen, was möglich ist", lautete die Vorgabe von HT-Trainer Borschel. Es waren zunächst die Gäste, die von Beginn an in Führung lagen, bis der TuS sie durch einen Siebenmeter seines achtmaligen Torschützen Felix Kerst beim 10:9 (19.) erstmals überholte. Kurz vor der Pause legten die Gastgeber den Abstand dann auf vier Tore (17:13). Danach kämpften sich die Münchner wieder bis auf zwei Treffer heran (22:20, 41.), doch Fürstenfeldbruck stellte zum Ende der Partie den Vier-Tore-Abstand wieder her.

"Nicht komplett flüssig von der Hand gegangen" sei die Partie für sein Team, analysierte Wild. Doch seine erfahrenen Kräfte im Rückraum lenkten das Spiel zu ihren Gunsten. Kellner ist zwar der einzige namhafte Zugang, doch mit Nebenmann Jonas Link, der ebenfalls über Erst- und Zweitligaexpertise verfügt, ist da viel Durchsetzungsvermögen im Brucker Rückraum. HT-Trainer Borschel hat sich vorgenommen, als Neuling in der Liga "was zu riskieren und ein bisschen frech zu sein". Bei den zwei Niederlagen bisher hat das noch nicht ganz geklappt. Aber eine Steigerung gegenüber dem deutlich verlorenen Auftakt eine Woche zuvor gegen die SG Pforzheim hat er schon mal beobachten können.

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