Handball:SC Magdeburg gewinnt Champions League

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Titelgarant: Kay Smits steuerte acht Tore zum Finalsieg des SC Magdeburg in der Champions League bei. (Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images)

In einem hochspannenden Endspiel besiegt der SC Magdeburg seinen polnischen Kontrahenten KS Kielce mit 30:29 nach Verlängerung - für den Bundesligisten ist es der erste Titel in der Königsklasse seit mehr als 20 Jahren.

Der SC Magdeburg hat zum zweiten Mal nach 2002 den europäischen Handball-Thron erklommen. Der deutsche Vizemeister um den überraschenden Rückkehrer Gisli Kristjansson besiegte im Final-Krimi von Köln den polnischen Topklub KS Kielce mit dem deutschen Nationaltorwart Andreas Wolff nach Verlängerung mit 30:29 (26:26, 13:15) und wiederholte damit seinen historischen Erfolg von vor 21 Jahren.

Kay Smits (8 Treffer) war am Sonntag vor 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess Arena der beste Werfer für den nimmermüden SCM, der sich nach der Pause auch von einem zwischenzeitlichen Vier-Tore-Rückstand nicht aus dem Konzept bringen ließ und die Partie auch dank Kristjansson auf den letzten Metern auf seine Seite zog.

2002 hatte das Team aus Sachsen-Anhalt unter dem heutigen Bundestrainer Alfred Gislason als erste deutsche Mannschaft in der Königsklasse triumphiert. Beim Final4 in Köln krönte Magdeburg nun seine Comeback-Saison im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb völlig unerwartet mit dem Titel. Wolff hingegen muss trotz einer starken persönlichen Leistung weiter auf den ersten Champions-League-Triumph seiner Laufbahn warten. Der Europameister von 2016 war auch im Vorjahr mit Kielce im Endspiel leer ausgegangen, damals gegen den FC Barcelona im Siebenmeterwerfen.

Kristjansson spielt - trotz ausgekugelter Schulter im Halbfinale

Schon das dramatische Halbfinale gegen Barcelona, das der SCM in einem irrwitzigen Spiel mit 40:39 nach Siebenmeterwerfen niedergerungen hatte, hatte für gewaltige Emotionen bei den Magdeburgern gesorgt - allerdings in mehrfacher Hinsicht. So trübte die Verletzung von Schlüsselspieler Kristjansson, der sich die Schulter auskugelte, den riesigen Jubel.

Der isländische Nationalspieler stand rund 24 Stunden später jedoch überraschend mit auf dem Spielberichtsbogen. "Schlimmer als die OP, die ohnehin kommen muss, wird es nicht werden. Dann darf ich einem Spieler nicht die Chance nehmen, vielleicht das größte Spiel seiner Karriere zu spielen", erklärte Magdeburg-Trainer Bennet Wiegert vor Anwurf bei DAZN. Zunächst nahm der Ausnahmespieler auf der Bank Platz. Magdeburg legte dennoch einen Traumstart hin: Durch eine starke Deckung und zwei frühe Paraden von Nikola Portner funktionierte das Tempospiel hervorragend, in der 6. Minute stand es bereits 4:1.

Magdeburger holen Vier-Tore-Rückstand in der zweiten Halbzeit auf

Die erfahrenen Polen schockte das aber nicht. Wolff leitete mit einer Siebenmeterparade gegen Kay Smits (8.) eine starke Phase Kielces ein, beim 6:7 (15.) ging der polnische Meister erstmals in Führung. Wolff war nun gut im Spiel. Wiegert reagierte und brachte Kristjansson, der in seinem ersten Angriff sofort traf.

Kielce fand sich im Angriff, wo Alex Duschebajew intelligent die Fäden zog, nun aber besser zurecht. Erstmals deutete sich an, was Bundestrainer Gislason vor Anwurf prognostiziert hatte: "Magdeburg ist der große Underdog." Beim 18:14 (35.) zog Kielce erstmals mit vier Toren davon. Doch Comebacker Kristjansson wurde nun zunehmend stärker. Unmittelbar vor der Crunchtime sorgte dann ein medizinischer Notfall auf der Pressetribüne für eine knapp viertelstündige Spielunterbrechung - kurz nach Wiederbeginn erzielte der SCM den Ausgleich und leitete eine spannende Schlussphase ein. In der Verlängerung hatte Magdeburg die besseren Nerven.

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