Handball:Butzeck zufrieden mit CL-Reform

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Köln (dpa) - In der Kölner Lanxess Arena spielen die Handball-Clubs THW Kiel, MKB-MVM Veszprem, FC Barcelona und Vive Tauron Kielce an diesem Wochenende zum letzten Mal den Champions-League-Sieger nach dem alten Modus aus.

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Köln (dpa) - In der Kölner Lanxess Arena spielen die Handball-Clubs THW Kiel, MKB-MVM Veszprem, FC Barcelona und Vive Tauron Kielce an diesem Wochenende zum letzten Mal den Champions-League-Sieger nach dem alten Modus aus.

Von der nächsten Saison an ist die Königsklasse unterteilt in Top-Clubs und Vereine der zweiten Reihe. Das Forum Club Handball (FCH) war an der Neuorganisation maßgeblich beteiligt. Dessen Geschäftsführer Gerd Butzeck verteidigt im Interview der Deutschen Presse-Agentur das neue Spielsystem, preist Köln als Final4-Standort an und nennt seine Anwärter auf den Titelgewinn.

Wer ist Ihr Favorit auf den Champions-League-Sieg?

Butzeck: Es haben alle die gleichen Chancen. Ich glaube aber, dass Kiel und Barcelona aufgrund ihrer Erfahrung eine Favoritenstellung einnehmen. Und dann ist auch der Heimvorteil ein Faktor: In der Köln-Arena gehe ich davon aus, dass die Hälfte für Kiel ist.

Es haben sich vier Gruppensieger für das Final4 qualifiziert...

Butzeck: ...das heißt, dass es die besten vier Mannschaften ins Final4 geschafft haben, oder besser: Vier der fünf besten Mannschaften, denn eigentlich gehört Paris St. Germain dazu. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer der Fall. In diesem Jahr gab es wenig Überraschungen.

Trotzdem wird es im kommenden Jahr einen neuen Modus geben. Warum?

Butzeck: Im bisherigen Modus hatten wir immer wieder Ergebnisse, die einer Champions League nicht angemessen waren. Da gab es Heimniederlagen mit 15 Toren Unterschied. Das ist weder interessant für die verlierenden Clubs noch für die gewinnenden Clubs, nicht für die Zuschauer und auch nicht für die TV-Sender. An solchen Spielen hat keiner Spaß. Darum gab es den Wunsch der Clubs nach einer Konzentration auf starke Mannschaften. Dieser Wunsch kam auch aus Deutschland. Wenn ich aber das Feld auf 16 Clubs reduziere, gibt es weitere Vereine, die aufgrund ihrer Qualität und ihrer wirtschaftlichen Stärke eigentlich mit dazu gehören. Deswegen gibt man weiteren zwölf Vereinen aus sportlichen, finanziellen oder auch geografischen Gründen die Plattform, damit man ein großes buntes Bild von Handball-Europa hat.

Aus der Bundesliga aber kam immer wieder Protest gegen den Modus. Warum wird darauf keine Rücksicht genommen?

Butzeck: Deutschland ist dagegen, weil der Modus zwei Spiele mehr beinhaltet. Aber wenn der THW Kiel in seiner Gruppe Erster wird, sind es wieder zwei Spiele weniger. Letztlich ist das ein singuläres deutsches Problem. Barcelona hätte gern mehr Spiele, Veszprem hätte gern mehr Spiele, Skopje und Kielce auch. Das ist ein Problem der EPHLA, der Vereinigung der Ligen.

Wie meinen Sie das?

Butzeck: Europa ist zweigeteilt. Da sind die Länder, die eine vernünftige ausgeglichene Liga haben wie Deutschland, Frankreich oder Dänemark. Es ist doch ein Schwachpunkt, wenn in Spanien nur Barcelona ist und dahinter ein riesiges Loch. Auch in Mazedonien gibt es nur eine Mannschaft und dann ein Loch, das Gleiche ist in Polen, in Ungarn, in Kroatien. Das ist ein strukturelles Problem. Kurzfristig lässt sich das nicht lösen. Deswegen haben wir kurzfristig den neuen Modus in der Champions League.

Vor zwei Wochen gab es in Berlin das EHF-Pokal-Final-Four, nun das der Champions League in Köln. Im Vorjahr war es genauso. Was ist gut daran, wenn diese Ereignisse immer in Deutschland stattfinden?

Butzeck: Dazu fällt mir eigentlich nicht viel ein. Ich bin dafür, dass das EHF-Pokal-Finale nicht mehr in Deutschland stattfindet. Aber es ist schwierig, dafür einen Ausrichter zu finden, denn es bewirbt sich ja kein Club, wenn er nicht sicher sein kann, ob er dabei ist. Einen neutralen Ausrichter zu finden, ist noch schwieriger, denn da musst du ins finanzielle Risiko gehen. Ich wäre dafür, wenn das Turnier in Frankreich, Dänemark, Schweden oder auch Mazedonien stattfindet.

Köln ist seit 2010 und noch bis 2020 Gastgeber der Champions-League-Endrunde. Was spricht für die Domstadt?

Butzeck: Es gibt keinerlei Zweifel, dass Köln der ideale Standort ist. Wenn man sich entschieden hat und dabei in Kauf nimmt, dass ein Team aus dem Gastgeberland einen Heimvorteil hat, gibt es zu Köln keine Alternativen. Nirgends sonst kann man so viele Einnahmen generieren. Dazu kommen die zentrale Lage und die sehr gute Erreichbarkeit. Wenn Bercy mal fertig ist, käme theoretisch auch Paris infrage. Aber wenn die sich nicht qualifizieren? In Deutschland kann man mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sich eine deutsche Mannschaft qualifiziert.

ZUR PERSON: Dr. Gerd Butzeck ist Geschäftsführer des Forum Club Handball (FCH), einer Interessenvertretung von 66 europäischen Vereinen. Zuvor war der frühere Schiedsrichter Geschäftsführer der Vorgängervereinigung Group Club Handball. Butzeck war zudem einige Jahre lang Vizepräsident des weißrussischen Handballverbandes.

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