Tippspiele sind in der Handball-Bundesliga gerade eine komplizierte Angelegenheit. Wer bitte kann denn so etwas prognostizieren? Ein Blick auf den vergangenen Spieltag, da verlor der zuletzt etwas wacklige, aber immer noch mächtige THW Kiel erstmals seit 20 Jahren in eigener Halle gegen den Tabellenvierzehnten TBV Lemgo - am gleichen Wochenende, an dem Tabellenführer Füchse Berlin beim zuvor punktlosen Schlusslicht GWD Minden versagte.
Wenn dann auch die Rhein-Neckar Löwen, Tabellenzweiter, seltsame 40 Gegentore beim Achten HSV Hamburg kassieren, wird es endgültig kurios. Als gäbe es ein "Oben" oder "Unten" in der Tabelle gar nicht mehr.
Handball:Positive Signale in Andalusien
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft zeigt sich nach der schwachen Leistung gegen Schweden deutlich verbessert. Das zeigt: An guten Tagen kann sie mit den Besten mithalten. Die Frage ist, wofür das bei der WM reicht.
Bei den Füchsen, die bislang als ernsthafter Meisterkandidat durchgehen durften, herrschte entsprechend schlechte Stimmung. Gegner Minden hatte zuvor exakt null Punkte und ein Torverhältnis von minus 76 gesammelt und stand nach neun Spieltagen verdient am Tabellenende. Und dann: 32:27 gegen die Füchse, im Spiel Letzter gegen Erster. Ist das erklärbar?
"Wir kriegen nur Kack-Tore", schimpft der Trainer der Löwen
Nicht für Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar. So ein "Fehlerfestival darf nicht passieren", grantelte der frühere Weltklasse-Linksaußen, der seinen Profis einen überheblichen Auftritt vorwarf. Wenn man den Gegner "nicht richtig respektiert und mit 90 statt mit 100 Prozent in ein Bundesliga-Spiel geht, wird es schwer", sagte Kretzschmar. In der zweiten Halbzeit warf Berlin (womöglich geschockt von der Knieverletzung von Rechtsaußen Valter Chrintz) noch zwölf Tore, der Tabellenletzte aus Minden satte 21.
Bessere Laune herrschte auch in Kiel und Mannheim nicht. "Wir haben schlecht gespielt", urteilte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak nach der überraschenden 32:33-Heimpleite gegen Lemgo. Kiel ist jetzt nur noch Fünfter. Bei den Rhein-Neckar Löwen rief Trainer Sebastian Hinze in der Auszeit: "Wir kriegen nur Kack-Tore." Mit dem Ergebnis, dass noch ein paar solcher Tore mehr fielen und Mannheim 37:40 in Hamburg verlor. Nationalspieler Patrick Groetzki sah die alten Verhältnisse bereits wanken. Es bestätige sich "Woche für Woche, wie stark die Liga ist", befand Groetzki. Oben? Unten? Schwer zu sagen.
Was ja, eigentlich, eine ziemlich gute Nachricht ist.