Hamburger SV:An Grenzen gestoßen

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Die Suche nach einem neuen Sportdirektor zeigt: Der eigentlich gut arbeitende HSV-Chef Bernd Hoffmann ist so beliebt wie der Kommandant einer ungeliebten Schutzmacht.

Jörg Marwedel

Eigentlich feiern sich die Hamburger ja gerade als deutsche Fußball-Hauptstadt. Der FC St. Pauli ist Erster der zweiten Liga, und der Hamburger SV übernahm nach furiosem Start die Führung in der ersten Bundesliga. Gleichwohl werden nun schon wieder wenig schmeichelhafte Worte wie Chaos, Farce und Posse im Zusammenhang mit dem HSV aufgerufen.

Eckt an mit seiner nassforschen Art: HSV-Vorstandsvorsitzender Bernd Hoffmann. (Foto: Foto: dpa)

70 Tage nach der Demission von Sportchef Dietmar Beiersdorfer entpuppt sich die Suche nach dessen Nachfolger allmählich als ähnlich schwieriger Fall wie 2007/08 die 177-tägige Fahndung nach dem neuen Trainer Martin Jol.

Und immer im Mittelpunkt ist dabei der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann, der ja im Prinzip seit sechseinhalb Jahren einen exzellenten Job macht und den HSV wieder zu einer erstklassigen europäischen Adresse geformt hat. Gleichwohl ist Hoffmann immer noch in etwa so beliebt wie der Kommandant einer ungeliebten Schutzmacht. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass er bis zu seinem Amtsantritt keine HSV-Vita hatte und als C-Jugendspieler bei Bayer Leverkusen erkennen musste, dass ihm auf dem Spielfeld enge Grenzen gesteckt waren.

Der Politiker Hoffmann muss immer wieder feststellen, dass seine nassforsche Art an Grenzen stößt. Sein Vorhaben, den HSV in eine Kapitalgesellschaft umzuwandeln: von den Abteilungen abgeschmettert. Bei seinem Gehalt von mehr als einer Million Euro musste er Abstriche machen; sonst wäre er 2008 nicht wiedergewählt worden.

Vor der Aufsichtsratswahl im Januar haben einige Mitglieder eine kleine Revolution versucht, damit der HSV nicht vollends zum "Hoffmann-Sportverein" werde, der er nach Ansicht etlicher Beobachter schon geworden ist, seit die kritischen Geister nicht ins Kontrollgremium gewählt wurden und Hoffmann seinen Vizepräsidenten Beiersdorfer zur Aufgabe trieb.

Und auch bei der Frage des Beiersdorfer-Nachfolgers hätte er wohl mehr Erfolg gehabt, hätte er seinen Kandidaten Roman Grill etwas dezenter positioniert. So aber musste der neue Aufsichtsrat, der ganz im Sinne Hoffmanns zusammengestellt war, zeigen, dass er doch nicht nur ein Abnick-Ausschuss ist. Dass Grill, trotz anerkannter Qualitäten, als Spielerberater für manche eine gewöhnungsbedürftige Wahl war, steht noch auf einem anderen Blatt.

© SZ vom 03.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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